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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Lehmfigur.«
    Der Waffenmeister zog Múria in die Deckung des Wachtturmes. Twikus und Popi blieben dicht hinter ihnen.
    »Falgon, was soll das?«, fragte sie abermals, wohl weil seine jähe Aufgeregtheit ihr reichlich überspannt erschien.
    »Vielleicht kann Kaguan uns nichts anhaben, wenn er uns nicht sieht«, antwortete er.
    Jetzt traf auch Dormund bei ihnen ein, begleitet von der als Eisvogel verkleideten Elvin.
    »Hoffentlich verwandelt dieses Ungeheuer nicht den Fluss in ein Feuermeer«, unkte der Schmied.
    Er hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als sich das bis dahin nur leicht bewegte Wasser plötzlich weiß färbte. Nur um das Schiff des Zoforoths herum blieb der Fluss unverändert.
    »Das sieht nicht wie Feuer aus«, hauchte Popi. Sein Gesicht war kohlweiß.
    »Und auch nicht wie Sand«, fügte Falgon hinzu.
    »Ihr habt Recht«, sagte Múria. Ihre langen blonden Haare wirbelten um ihren Kopf herum. »Er beschwört mit seinem Gesang den Wind herauf.«
    Mittlerweile hatte Ergil den ersten Schrecken überwunden. Wir haben noch nicht verloren, Twikus, rief er nach seinem Bruder. Du musst sofort einen Schuss durch die Falten abgeben.
    Du meinst so, wie wir den Tarpun vom Himmel geholt haben? Du hast wohl Schmerz vergessen. Kaguan versteckt sich hinter dem Kristallschwert.
    Ziele einfach auf die schwarze Wolke. Ich helfe dir dabei.
    Also gut.
    Während sie hektisch nach einem Weg durch den Faltenwurf der Welt suchten, vollzog sich auf dem Fluss etwas Unheimliches. Die vom Wind zum Schäumen gebrachte Gischt wurde plötzlich emporgezerrt. Das Segelschiff mit dem Zoforoth verschwand hinter einer gigantischen Wasserwalze. Aber das war nicht einmal das Schlimmste.
    »Der Wirbel kommt direkt auf uns zu«, stellte Dormund erstaunlich ruhig fest.
    »Wir müssen sofort fliehen!«, rief Popi mit schreckensweiten Augen. Er war kaum noch wiederzuerkennen, so sehr hatten die Angst, der Wind und das aufgepeitschte Wasser sein Aussehen verändert.
    Auch die anderen Gefährten waren im Nu durchnässt.
    Auf dem Kai griff derweil die Panik um sich. Überall rannten Menschen um ihr Leben. Einige stolperten ziellos umher, andere versuchten in die Gassen der Stadt zu entkommen. Dabei kreischten sie vor Angst, zerrten sich gegenseitig an den Kleidern, drängelten, rempelten und trampelten achtlos über jene hinweg, die gestrauchelt waren.
    Unterdessen erreichte die Wasserwalze den Hafendamm. Heulend und tosend verleibte sie sich Menschen, Tiere und Waren ein. Schiffe wurden wie Papierboote emporgeschleudert, herumgewirbelt, in ihre Einzelteile zerlegt und wieder in den Fluss zurückgeworfen.
    In dem Moment, als Kaguan hinter dem Wasserwall verschwunden war, hatte Twikus sein Vorhaben aufgegeben. Zu viele Leben standen auf dem Spiel. Er steckte den Pfeil in den Köcher zurück, hängte sich den Bogen um und verkrallte seine Hand in Popis Wams. »Die Gassen sind verstopft. Da werden wir zu Tode getrampelt. Wir müssen in den Turm.«
    »Darum kümmere ich mich«, rief der Schmied. Er lief die vier, fünf Schritte bis zur Tür und stemmte sich dagegen. Sie war von innen verriegelt. Dormund holte mit seinem Hammer aus und ließ ihn gegen das Schloss krachen. Nun schwenkte sie nach innen auf.
    Rasch eilten die Gefährten in den Wachtturm. Es war nicht einmal sicher, ob das Bauwerk der anrollenden Wasserwalze würde standhalten können. In der allgemeinen Kopflosigkeit achtete niemand auf sie und wenn doch, dann zweifelte man wohl am Nutzen der Übung. Zumindest folgte ihnen niemand und die Zeit war zu knapp, andere Schutzsuchende herbeizurufen. Eilig verschlossen Dormund und Falgon die Tür mit einem Querbalken.
    Für einen Moment stand Twikus nur mit glasigem Blick daneben. In seinem Innern sprach eine aufgeregte Stimme hastig auf ihn ein. Sie redete von Zyklonen und der »Ruhe im Auge des Sturmes«. Schließlich nickte er und rief: »Schnell nach oben, bevor das Wasser kommt!«
    Ohne auf die anderen zu warten, eilte er die Steintreppe hinauf, die sich an der Innenwand entlang in die Höhe schraubte. Sich am hölzernen Geländer hochziehend, nahm er immer gleich zwei oder sogar drei Stufen auf einmal. Durch eine rechteckige Öffnung gelangte er in ein Zwischengeschoss. Drei Männer in Rüstung kamen ihm entgegen.
    »Du hast hier nichts zu suchen«, blaffte ihn einer der Posten an – offenbar hatte er das Kommando. Seinen Untergebenen war das unbefugte Eindringen in den Wachtturm offenbar herzlich egal. Sie versuchten sich an

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