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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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unten wuchsen.
    »Bist du gekommen, um mir das zu sagen?«, fragte Ergil gereizt.
    »Nur die Ruhe, junger Freund! Denk an die Zornissen.«
    »Ich tu fast nichts anderes.«
    »Solltest du aber. Was ich über diese Wolkenqualle gesagt habe, zu dem stehe ich auch. Es muss Quaxxas Tier sein. Damit ist es auch das schnellste des ganzen Geschwaders.«
    »Des was?«
    »So nennen die Xk ihre fliegende Reiterei.«
    »Ach so. Du willst mir also erklären, ich mache irgendwas falsch. Falls ich es noch nicht erwähnt habe: Nisrah steuert dieses flatterhafte Wesen.«
    »Dann stehe ihm bei, Ergil!«
    »Wozu, meinst du, sitze ich hier?«
    »Du gibst dem Netzling Kraft. Schön und gut. Das ist so, als würde man lediglich Geld für die Armen spenden. Auch schön und gut. Aber oft bringt es mehr, wenn man sich persönlich einbringt. Am besten ist es jedoch, wenn man das eine tut, ohne das andere zu lassen. Du verstehst, was ich meine?«
    »Ja«, brummte Ergil.
    Harkon nickte und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich kann gut verstehen, dass meine Enkelin dich mag. Du bist ein prima Bursche und wirst einmal ein großer König.«
    »Sofern wir nicht trockengelegt werden.«
    Der Abenteurer hob die buschigen Augenbrauen, kämpfte sich wieder auf die kurzen Beine und sagte: »Ich vertraue dir.« Damit wandte er sich zum Gehen.
    »Danke«, sagte Ergil.
    Harkon warf ihm einen Blick zu und sagte lächelnd: »Ich habe dir zu danken.«
    Weil Ergil und Nisrah in den folgenden Stunden gemeinsam auf das große Bewusstsein einwirkten, nahm der Abstand zu den Verfolgern langsamer ab. Trotzdem war er am Nachmittag auf eine Bogenschusslänge geschrumpft. Ergil spielte in Gedanken schon unterschiedliche Szenarien durch, wie ein Angriff erfolgen und eine Verteidigung aussehen konnte. Der mittlerweile zwölfstündige Flug und die Strapazen in den Stunden davor hatten ihn ausgelaugt. Er zweifelte, ob er die Kraft besaß, das riesige Wesen einfach an einen anderen Ort zu versetzen, wie er es zuvor schon mit hölzernen Schiffen getan hatte. Natürlich hätte er die Verfolger zum Absturz bringen können, aber irgendwie widerstrebte ihm der Gedanke, ihnen ernsten Schaden zuzufügen. Er wollte keinen Krieg mit den Xk provozieren, sondern irgendwann ihren Anteil an der Rettung Mirads belohnen. Während er in dieser Zwickmühle steckte, meldete sich unvermittelt Nisrahs Stimme.
    Wir haben noch gar keinen Namen für unser neues Luftschiff.
    Er brauchte einen Moment, bis die Worte in die höheren Sphären seines Geistes aufgestiegen waren, und antwortete: Stimmt. Aber haben wir nicht andere Probleme?
    Wer weiß. Welcher Reiter gibt seinem Pferd keinen Namen und welcher Kapitän sagt nur Schiff zu seinem Schiff? Vielleicht ist die Qualle deshalb nicht bereit, das Letzte aus sich herauszuholen, weil wir sie wie ein Floß behandeln.
    Ergil fand die Vorstellung zwar absurd, aber ihm fehlte der nötige Elan, um daraus eine Streitfrage zu machen. Stattdessen sagte er: Mach einen Vorschlag.
    Nein, du kennst die wahren Namen aller Dinge, widersprach Nisrah.
    Innerlich stieß Ergil einen Seufzer aus, konzentrierte sich dann aber doch auf das besondere Durchdringen mit dem Sirilimsinn. Bald bildete sich in seinem Geist eine Vorstellung und seine Lippen formten ein Wort.
    »Argo.«
    Das gefällt mir, sagte Nisrah. Ich werde den Namen gleich benutzen, um unsere Qualle anzuspornen.
    Ergil war nicht bewusst gewesen, dass er laut gesprochen hatte. Sofort scharten sich seine Freunde um ihn und fragten, was er gesagt habe. Als er es ihnen erklärte, fand der neue Name einhellige Zustimmung und Harkon sagte: »Dann sind wir nun nicht mehr nur Luftreisende, sondern Argonauten.«
    Gleich darauf spürten die Gefährten, wie die Geschwindigkeit der Qualle zunahm. Allmählich wurde der Abstand zu den Verfolgern wieder größer. Diese erfreuliche Entwicklung setzte sich in den nächsten Stunden fort. Als die Sonne hinterm Horizont versank, war von den anderen Wolkenquallen nichts mehr zu sehen. Aber Ergils suchender Geist nahm sie immer noch wahr. Wieso gaben sie nicht endlich auf?
    Zur Überraschung seiner Gefährten erwachte Popi jetzt aus einer mehrstündigen Trägheit. Während des bisherigen Fluges hatte er nur stumm, mit grünem Gesicht in einer tiefen Mulde gesessen, die angewinkelten Beine mit den Armen umschlungen und argwöhnisch das pulisierende Innenleben der Argo angestarrt. Offenbar war er mehr als angewidert, er war luftkrank, weil das ständige Pumpen der Qualle im

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