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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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was sie sahen: Die Verfolger flogen jetzt in einer gefächerten Formation, offenbar um die Prunkqualle der Königin zu umschließen. Zwei Tiere waren bereits mit ihr auf gleicher Höhe.
    »Das sieht nicht gut aus«, fügte Tiko hinzu.
    »Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Wurmlinge ihr Reich nie verlassen?«, fragte Harkon unvermittelt. Da er sich nicht im Geringsten besorgt anhörte, richteten sich sofort aller Augen auf ihn. Er stand etwas abseits von den anderen und konnte daher als Einziger auch nach vorne blicken.
    Am liebsten wäre Ergil zu ihm gelaufen. Aber er wollte die Verbindung zwischen sich, Nisrah und der Argo nicht lösen. Deshalb flehte er lediglich: »Harkon, wenn du uns etwas Wichtiges zu sagen hast, dann bitte tu es!«
    Weil nur wenige Wolken am Himmel hingen, konnte man im Mondlicht bis zum Boden hinabsehen. Unter die Argo schob sich gerade, so schien es, ein fahles Leichentuch. Der Abenteurer deutete schmunzelnd durch die Gallertwand. »Was da unten schimmert, das sind die abgestorbenen Bäume des Grünen Gürtels.«
    Ein Stoß ging durch den riesigen Leib des Tieres.
    »Au Backe! Die Führungsqualle hat uns gerammt«, keuchte Popi.
    Ergil hätte schreien können vor hilfloser Verzweiflung. Doch mit einem Mal bemerkte er, wie der Kopf seines kleinen Freundes nach vorne ruckte.
    »Das gibt’s ja nicht!«, stieß Popi hervor.
    »Meine Rede«, murmelte Harkon achselzuckend.
    »Sie drehen bei«, erklärte Tusan.
    »Ihr meint, die Verfolger haben aufgegeben?«, fragte Ergil ungläubig.
    Der Zausel nickte vergnügt. »So ist es, mein Guter. Wie ich schon sagte: Die Xk würden niemals die Grenzen ihres Landes überschreiten. Wir sind in Sicherheit.« Er richtete sich gerade auf, straffte den Rücken und fügte aufgeräumt hinzu: »Jetzt habe ich Hunger. Schließt sich mir irgendjemand an? Ihr dürft wählen, wonach euch gelüstet – solange ihr euch für Gurken entscheidet.«

 
    22
     
    VERWIRRENDE MOMENTE
     
     
     
    Das Quallenschiff trug die Gemeinschaft des Lichts quer über das Herzland von Mirad hinweg, ausdauernder als ein Krodibo und schneller als jeder Botenfalke. Dabei war es, anders als die gute alte Mondwolke, von Windströmungen weitestgehend unabhängig, obwohl es solche möglichenfalls nutzte. Durch einen organischen Rückstoßantrieb, der durch die schon erwähnten Pumpbewegungen unterstützt wurde, konnte sie sich am Himmel so frei bewegen wie ein Vogel.
    Harkon meinte, die Argo lege im Durchschnitt täglich etwa eintausendfünfhundert Meilen zurück. Unterbrechungen gab es nur in der Abenddämmerung, wenn sie für etwa zwei Stunden landete, um Unmengen von Grünzeug aufzunehmen. Schon am zweiten Abend hatten Nisrah und Ergil sie dazu überreden können, die Gefährten vor dem großen Hamstern abzusetzen. So konnte man die Rast sinnvoll nutzen, etwa um sich die Beine auf richtig festem Boden zu vertreten oder um nach Wasser zu suchen oder sich von der doch recht eintönigen Nahrungsauswahl der Qualle unabhängig zu machen. Anschließend setzte die Argo, zufrieden und satt, ihre Reise wieder fort. Bis zum nächsten Abend.
    Sie folgte dem von Ergil vorgegebenen Kurs so willig, als habe sie eine Landkarte in ihrem leuchtenden Hirn, auf der sie eine mit dem Lineal gezogene Linie abflog. So fanden die Freunde ausreichend Gelegenheit, um sich von den schlaflosen Nächten der vergangenen Tage zu erholen.
    Jeden Tag beobachteten sie unter sich andere Landschaften. Anfangs glitt das riesige Geschöpf der Lüfte über den grau gewordenen Grünen Gürtel dahin. Später entdeckte Ergil unter sich die Brücke Wankelmut und die Stadt Fungor. Kurz darauf machte sein Herz einen Sprung, als er im Großen Alten die Blockhütte sah, in der er zehn Jahre seines Lebens verbracht hatte. Er glaubte die bittersüßen Erinnerungen einer heiteren Kindheit zu schmecken, die er mit einem gütigen alten Mann verbracht hatte, dessen Haupt jetzt auf der Sooderburg begraben lag.
    Später überflogen sie das Krunganbecken, die Heimat der Bulanen, deren derzeit größter Führer – Tantabor – ein giftiger Dorn im Fleische des Königs von Ostrich war. In der Ferne tauchte ein riesiges, sich von Süden nach Norden windendes Band auf: der Ban.
    Oftmals fehlte Ergil der Blick für all die Schönheiten der unter ihm hinwegziehenden Landschaft. Manchmal begab er sich bewusst in Meditation über das Licht, dann wieder brütete er einfach stundenlang stumm vor sich hin. Er fragte sich, wie lange er die

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