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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Zornissen noch davon abhalten konnte, ihn zu einem willenlosen Diener des Bösen zu machen. In den letzten Tagen hatten sie sich zwar ausgesprochen still verhalten, aber er traute dem Frieden nicht, fürchtete, es könnte nur die Ruhe vor dem großen Sturm sein.
    Am frühen Abend des fünften Tages nach dem Aufbruch in Xkisch schob sich etwas Gewaltiges aus dem dunstigen Blaugrau des Horizonts, ein Gemisch aus Weiß mit bunten Farbklecksen. Ein Schauer lief über Ergils Rücken, nicht das Beben des Schreckens, sondern unsagbare Freude. Silmao, formten seine Lippen. Und bald hallte der Name der susanischen Hauptstadt durch den ganzen Ring.
    Fast auf den Tag genau drei Monate waren vergangen, seit die Gemeinschaft des Lichts auf der Silbergingko den Hafen von Sooderburg verlassen hatte, um dem Geheimnis des Wassers von Silmao auf die Spur zu kommen. Und fast ebenso viel Zeit hatte Dormund der Schmied gebraucht, um nach Silmao zu gelangen.
    Es war vielleicht die abenteuerlichste Reise gewesen, die er in seinem gewiss nicht eintönigen Leben unternommen hatte. Normalerweise wäre es nur eine etwas längere Fahrt auf dem Schiff gewesen, aber bei einem Zwischenhalt in Timmerburg hatte er gehört, dass der Eisige Ozean an der Küste von Nordelderland bereits zugefroren war. Dormund zählte nicht zu den Männern, die etwas einmal Begonnenes leichtfertig aufgaben, und so beschloss er, sich auf dem Landweg nach Ostrich durchzuschlagen. Bevor er die Hauptstadt des zu Ergils Reich gehörenden Fürstentums Elderland jedoch verließ, sandte er Múria einen Botenfalken. Der Kernteil seiner Nachricht las sich wie eine Mischung aus Trotz und Verzweiflung:
     
    Es heißt, der Hafen von Isgard sei noch eisfrei, obwohl er viel weiter nördlich liegt. Das muss mit Magos’ Fluch zu tun haben. Dorthin will ich mich begeben. Du kannst dir vorstellen, wie schwierig es in der augenblicklichen Lage für einen Soodländer ist, in Ostrich eine Passage nach Susan zu bekommen. Aber wie ich dich kenne, hast du auch in Isgard einen Gewährsmann. Bitte hilf mir.
     
    Dormund sollte sich irren. Es war eine Frau, die Múrias Netz aus Gewährsleuten in Isgard verkörperte, ein ehemaliges Freudenmädchen aus Seltensund, das erst kürzlich seinem früheren Leben den Rücken gekehrt hatte, um im rauen Norden von Ostrich ein neues zu finden. Sie hieß Tjelma und Dormund gefiel ihre wallend schwarze Mähne. Wenn Tjelma gerade nicht für die Herrin der Seeigelwarte spionierte, kaufte sie den Walfängern Elfenbein ab und fertigte daraus bezaubernde Schnitzarbeiten. Als er zur verabredeten Zeit am Kai von Isgard aufkreuzte, erwartete sie ihn schon.
    Die beiden hatten einiges miteinander zu bereden während der Tage, die sie zusammen verbrachten. Dormund berichtete ihr von seinem einmonatigen Marsch durch die Wälder von Elderland und die Tundra von Ostrich. An der Grenze zu König Godebars Reich hatte er jene Truppen gesehen, die wenig später nach Elderland einfallen würden, um es für die Achsenherren zu erobern. Mehrmals wäre er um ein Haar in die Hände von Patrouillen gefallen und hatte sich hier und da mit seinem Schmiedehammer den Weg freikämpfen müssen. Tagelang war er gejagt worden, weil man ihn für einen Spion hielt.
    »Nicht ganz unbegründet«, sagte Tjelma, während sie einen lindernden Balsam in Dormunds wunde Füße einmassierte. Ihr Lächeln hatte es ihm noch mehr angetan als ihre schwarze Lockenpracht. Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Frau überlegte er, ob er sich in seinem Leben je wieder würde verlieben können.
    Als er den bakusischen Schoner bestieg, auf dem Tjelma ihm unter falschem Namen eine Heuer als Schiffsschmied besorgt hatte, war beiden schwer ums Herz. Während der Segler in den Eisigen Ozean hinausglitt, stand Tjelma auf einer Klippe außerhalb der Stadt und winkte – wie versprochen – mit einem bernsteingelben Tuch.
    Erst vor einer Woche war Dormund in Susan eingetroffen und hatte sich umgehend in den Palast begeben. Obwohl er ziemlich heruntergekommen aussah, gewährte man ihm umgehend eine Audienz beim Mazar, weil ihm zufällig Oberst Koichi über den Weg lief und ihn trotz der zwischenzeitlich gesprossenen Haare wiedererkannte. Nachdem er Oramas den Zweck seines Besuches dargelegt hatte, stand ihm der Verdruss förmlich ins Gesicht geschrieben, nicht etwa über seinen Gast, sondern vielmehr über sich selbst. Immer noch fühlte sich Nishigos Vater dem König von Soodland verpflichtet und empfand es daher als

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