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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Sooderburg nicht nur unsere Feinde entmutigen. Ich verspreche mir die umgekehrte Wirkung auf der Insel. Das weiße Schiff der Sirilim wird ein Zeichen sein, das den Menschen hier neue Hoffnung gibt.«

 
    21
     
    EIN BUNTES TREIBEN
     
     
     
    Die Jagd am Himmel über Xk war mörderisch. Bei ihrer überstürzten Flucht aus dem Königinnenpalast hatten Ergil und seine Gefährten nur mitnehmen können, was sie auf dem Leibe trugen. Und natürlich die Schleimnase des Riesen-Harkon. An Proviant und vor allem an Trinkwasser mangelte es jedoch. Weil die Situation so bedrohlich war, sie aufgeregt miteinander sprachen und hektisch atmeten, wurden sie schnell durstig. Aber es gab nichts, womit sie auch nur ihre Gaumen befeuchten konnten. So trocknete ihnen erst der Mund aus, dann der Rachen und bald kam es ihnen so vor, als hätten sie versehentlich Xksekret geschluckt.
    Die Wurmlinge hatten kurz nach dem kometenhaften Aufstieg der königlichen Wolkenqualle die Verfolgung aufgenommen. Weil Quaxxas Rennqualle wie ein großer Glaskörper war und man an Stellen, die gerade nicht leuchteten, hinaussehen konnte, hatten die Gejagten stets einen guten Überblick der Lage. Sechs oder sieben Quallen – kleiner als die ihre und lediglich ein- oder zweifarbig beleuchtet – waren ihnen auf den Fersen.
    Nisrah blieb erstaunlich ruhig, obwohl die Verfolger immer näher kamen. Er hatte Quaxxas Rassequalle zwar schnell zum Gehorsam bewegen können, aber es würde wohl erheblich länger dauern, bis das riesige Wesen wie erwünscht spurte. Ergil saß mit den Gefährten, seinen lebenden Umhang inbegriffen, in einer Art Rachennebenhöhle. Nachdem die Tentakel alle samt Wandellingwagen in den Mundraum gehievt hatten, waren sie von dem Schwebewesen nämlich vor die Wahl gestellt worden: weiter nach oben, wo es in den Verdauungstrakt ging, oder nach rechts. Sie hatten sich für den Seitenausgang entschieden.
    Dieser führte in einen ringförmigen Hohlraum, in dem man die inneren Organe des Geschöpfes einmal umrunden und zugleich einen atemberaubenden Ausblick nach draußen genießen konnte. Sofern dort nicht gerade Verfolger zu sehen waren.
    Sich in der Wolkenqualle zu bewegen vermittelte einem das Gefühl, im Innern eines großen Darms zu wandeln. Nicht was die Düfte anbelangte – es roch sogar nach Heu, was die Vermutung nahe legte, dass die Qualle den »Ring« gelegentlich als Nahrungsmittellager benutzte –, sondern in Bezug auf das Fühl- und Sehbare. Alles war weich wie Morast, aber warm und trocken, veränderte immerfort seine Form und gewährte aufgrund der durchscheinenden Wände aufschlussreiche Einsichten in andere Körperfunktionen des illuminierten Lebewesens.
    Der riesige Leib war ein einziges Pulsieren. Er flog mit ähnlichen Pumpbewegungen durch die Luft, wie Meeresquallen im nassen Element schwammen. Auch die bunten Lichter waren ständig in Unruhe. Sie glichen schwach glimmenden Perlenschnüren, die rhythmisch vom Maul bis zum Scheitel hinauf hell erstrahlten, als flössen zur Verhöhnung der Schwerkraft immerfort gleißende Tropfen durch sie hindurch.
    Ergil war fasziniert von dem erstaunlichen Geschöpf, hatte seinen Forschergeist aber zügeln müssen, weil Nisrahs Körperfaden bei der Ankunft im Maul vom Tentakel abgerissen war. Einige Zeit lang stieg die Qualle daher völlig unkontrolliert in die Höhe. Schnell hatte sich Ergil im Ring eine bequem aussehende Mulde gesucht, sich im Schneidersitz hineinsinken lassen und Nisrah wieder, wie der Netzling sich ausdrückte, »angestöpselt«.
    Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel. Das Leuchten der Qualle war bei Tageslicht kaum noch zu erkennen. Dafür konnte man umso schöner das Rudel der Verfolger sehen.
    Harkon ließ sich ächzend neben den beiden Steuerleuten auf den wabbeligen Boden sinken. »Ich komme mir vor wie in einem fliegenden Pudding«, klagte er.
    Da die Hauptlast der Navigation in Nisrahs Fäden lag, war Ergil durchaus zu einer Unterhaltung fähig und sagte: »Ach!«
    Der Abenteurer betrachtete einen Moment die unter ihnen hinwegziehende, durchaus liebliche Landschaft aus Wäldern, grünen Feldern, ausgedehnten Wiesen und kleinen Ortschaften. Als er sich der Aufmerksamkeit des Königs sicher wähnte, sagte er: »In den letzten Stunden haben die Wurmlinge ganz schön aufgeholt. Unser Abstand zu der grünen Qualle da vorn dürfte kaum mehr als eine halbe Meile betragen.« Er deutete zu einem Tier, das wie ein Seeigel aussah, dessen sämtliche Stacheln nach

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