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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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persönliche Schmach, dem Retter seiner Tochter nicht helfen zu können.
    »Es tut mir unendlich Leid, Meister Dormund«, sagte Oramas mit bebender Stimme, »aber die Phiole, die ich Euren Königen zum Abschied gab, enthielt tatsächlich den allerletzten Rest unseres Wassers von Silmao.«
     
     
    Als die Wolkenqualle im Abendrot mitten im Palastgarten von Silmao niederging, erlitt Oberst Koichi fast einen Herzanfall. Es gab Pläne für alle möglichen Bedrohungsszenarien, aber keiner hatte je daran gedacht, dass die Residenz des Mazars aus der Luft angegriffen werden könnte. Die Leibwache schlug sofort Alarm und verursachte einen enormen Auflauf im Park.
    Ungefähr zur selben Zeit schwirrte Schekira als Eisvogel durch die Gästequartiere des Schlosses, wo sie zu Recht die Unterkunft des Schmiedes vermutete. Als sie Dormund endlich fand, war die Lage im Park schon hinreichend brenzlig, um in eine Katastrophe zu münden. Etwa dreihundert Bogenschützen hatten ihre Pfeile auf die bunt blinkende Argo gerichtet. In der gebotenen Kürze informierte die Elvin den Freund über die Ankunft der Gemeinschaft des Lichts. Sofort eilte er mit ihr in den Garten hinaus. Sie fanden Koichi gerade noch rechtzeitig, um ihm den Schießbefehl auszureden. Sofort wurde ein Bote zum Mazar geschickt.
    Einige Wolkenquallententakel schlangen sich um jahrhundertealte Krüppelkiefern, andere ließen Ergil, seine Gefährten und den Wandellingwagen zu Boden herab. Oberst Koichi und seine Leibgarde verfolgten alles mit susanischer Leidenschaftslosigkeit (schießen konnte man ja immer noch).
    Aber aus der Nähe betrachtet – und von der Qualle beleuchtet – war der junge Mann tatsächlich Ergil, und als man im Gefolge des Königs dann auch noch Tiko Bartarin entdeckte, obsiegte die Freude über den Argwohn.
    »Möge Eure Hoffnung nie sinken, Hoheit«, begrüßte Koichi den König von Soodland mit einer Miene, die auf fast kunstvoll sparsame Weise seine Erleichterung widerspiegelte. Immerhin ließ er sich zu einer erkennbaren Verbeugung hinreißen.
    »Und möge die Eure zur Sonne Eures Lebens werden«, antwortete Ergil mit verhaltener Würde, um sodann Dormund überschwänglich um den Hals zu fallen.
    »Wie ist es euch ergangen?«, fragte der Schmied. Er hatte Tränen in den Augen.
    »Wir sind hier. Was bedeutet das wohl?«
    »Habt ihr…?«
    Ergil nickte. »Wir können dem Ginkgo seine Fruchtbarkeit zurückgeben. Und wir kennen die Rezeptur zur Herstellung des Lebenselixiers. Mit unserem Mitbringsel hier können wir davon riesige Mengen herstellen.« Er deutete auf den Wandellingwagen.
    Dormunds Stirn furchte sich. »Auf die Gefahr hin, wie ein Dummkopf zu erscheinen, aber für mich sieht das aus wie eine Nase.«
    »Ja. Weil es eine Nase ist, ein riesiger Riechkolben, der sich in Schleim verwandeln wird.«
    »Geht es dir auch wirklich gut, Ergil?«
    »Bestens, mein Lieber. Und das da« – er deutete auf den Zausel, der hinter ihm stand – »ist der Mann, der zu dem Zinken gehört, unschwer zu erkennen an der raubvogelartigen Hakenform des Organs.«
    Dormund blickte aus besorgter Miene zwischen Ergil, dem Alten und dem Riesenkolben hin und her. Weil er mit dem Hinweis offenbar nichts anfangen konnte, wurde Ergil noch deutlicher.
    »Deshalb kennt man ihn auch unter dem Namen Harkon Hakennase.«
    Dormund verlor sichtlich die Fassung. Sein Kiefer klappte herab, seine Augen quollen zu einem Vielfachen ihrer normalen Größe auf und würden ihm zweifellos, wenn nicht ein Wunder geschah, jeden Moment aus den Höhlen kullern. Sein Gesicht wurde aschfahl. Er schwankte.
    Es war ein komischer Anblick, dass ausgerechnet der kleine Zausel einen beherzten Schritt nach vorne machte und den Arm des Schmiedes packte. »Na, na, mein Guter. Ich bin doch kein Geist, dass Ihr um mein Erscheinen ein solches Aufheben macht. Habe mich nur die letzten zweihundert Jahre im Eis frisch gehalten.«
    »I-im Eis…?«, stotterte Dormund, immer noch ziemlich glupschäugig.
    »Ja. Nachdem ich mich mit dem Sekret der Xk ausgetrocknet hatte.«
    »A-ausgetrocknet…?«
    »Sag ich doch.« Harkon nickte. »Aber meine geniale Schneehängematte hat mich wieder aufgeweicht. Na ja, Ergil und seine Freunde haben auch ihren Teil dazu beigetragen, indem sie mein Mobiliar verheizten.«
    »A-aufgeweicht?«
    Harkon wandte sich dem König zu und flüsterte: »Sag mal, Ergil. Kann es sein, dass bei deinem Freund hier sämtliche Kraft in die Muskeln geschossen und im Kopf nichts mehr übrig

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