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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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geblieben ist?«
     
     
    Die königlichen Gemüsegärten im Nordwesten von Silmao waren noch nie so hübsch beleuchtet gewesen. Argo bedankte sich auf ihre Weise für das üppige Nachtmahl. Die Wolkenqualle hatte in der Dämmerung ein ganzes Salatfeld leer gefressen und es war abzusehen, dass weitere folgen würden. Für etliche ortsansässige Bauern bedeutete das ein großes Glück, weil sie dadurch unversehens zu Hoflieferanten aufgestiegen waren.
    Nachdem Ergil sich um sein Tier gekümmert und Dormund ihn wieder in den Palast gebracht hatte, zog er sich zunächst in seine Gemächer zurück. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch war er in derselben Zimmerflucht untergebracht worden, die er bei seinem letzten Besuch bewohnt hatte. Nach einem ausgiebigen Bad saß er auf dem Diwan, die Augen auf das Rosenholzgitter gerichtet und träumte vor sich hin. Er trug nur den hier üblichen leichten Seidenanzug aus weiter Hose und Hemd. Selbst im Herbst waren die Nächte in Silmao lau.
    Sein Blick wanderte zur Decke. Weil nur das silberne Mondlicht den Raum erleuchtete, war Nisrah kaum zu sehen. Er hatte sich in einer Zimmerecke ausgebreitet. Sein Vitex – der Lebensknoten – sah im Dunkel aus wie eine große, in ihrem Netz lauernde Spinne. Typischer Weberknechtshumor.
    Aus irgendeinem Grund verspürte Ergil noch keine Lust, wieder in seine Kleider zu steigen und sich mit seinem Gespinstling zu verbinden. Er stand auf und trat an das hölzerne Gitter, hinter dem die Bäume des Parks in der Abendbrise raschelten.
    Plötzlich erschien ein Kopf auf der anderen Seite des Fensters, er war nur als dunkler Schattenriss zu sehen. Ergil schreckte zurück. Unwillkürlich musste er an Kaguan denken. Aber der Zoforoth schmachtete im Kerker der Sooderburg und er hatte, bei aller Verwandlungskunst, wohl auch nicht eine solch liebreizende Stimme.
    »Ergil. Bist du das?«
    Er schnappte nach Luft. »Nishigo?«
    »Ja. Als ich von deiner Ankunft erfahren habe, wollte ich dich gleich sehen, aber du kennst ja meinen Vater – es wird immer schwieriger, meine Leibwächter auszutricksen. Darf ich zu dir hereinkommen?«
    »Die Prinzessin im Gemach eines ausländischen Königs? Ich achte deinen Vater und will ihn nicht gegen mich aufbringen. Machen wir’s lieber andersherum.«
    Er lief zu der Schiebetür, die in den Park führte, öffnete sie und begab sich hinaus. Nishigo erwartete ihn dort bereits. Sie trug einen blauen, bestickten Zweiteiler, der dem seinen sehr ähnelte. Ihre Füße waren unbekleidet. Selbst im Mondlicht leuchtete ihr lockiges Haar wie die Glut in einem Feuer.
    Ergil blieb ein wenig unbeholfen an der Türschwelle stehen. Er wusste, was sein Bruder für dieses Mädchen empfunden hatte, und es verwirrte ihn zutiefst, als er einen Nachhall jener Gefühle nun in seinem Herzen verspürte. Diese Empfindung machte ihn nicht glücklich, weil er damit etwas wahrzunehmen glaubte, das einem anderen gehörte. Zu allem Unglück trat jetzt auch noch Nishigo an ihn heran und sank an seine Brust.
    »Nicht, Nishigo!«, hauchte er bestürzt. Er wagte nicht, seine Arme um sie zu legen, sondern sagte nur beruhigend: »Nishi, nicht doch! Ich bin es. Ergil.«
    »Ich dachte, das hätten wir bereits geklärt«, schluchzte die Prinzessin. »Darf ich den Bruder des Mannes, dem mein Herz gehörte, etwa nicht umarmen?«
    »Ich dachte, du bist Susanerin und…«
    »… und darf mit einem Freund nicht trauern?«, fiel sie ihm trotzig ins Wort. »Die Hälfte meines Blutes ist stromländisch und dort sind Gefühle nicht verboten.«
    Ergil kapitulierte. Sein linker Arm legte sich um Nishigos Schulter und seine Rechte streichelte ihr Haar. Sie schmiegte ihr Gesicht an seine Brust und schluchzte. »Ich vermisse Twikus so sehr!«
    »Ich auch, Nishi. Ich auch.«
    »Als ich von seinem Tod erfahren habe, bin ich eine Woche lang krank gewesen. Bis heute verstehe ich nicht, wie das überhaupt möglich ist. Ihr beide steckt doch in einem Körper. Warum hast du überlebt?«
    »Mir wäre es auch lieber gewesen, den Fluch auf mich zu nehmen, der den Bezwinger des dunklen Gottes treffen sollte.«
    Ihr Kopf ruckte zurück und sie sah ihn erstaunt an. »So habe ich das nicht gemeint, Ergil. Du bist mir auch ein lieber Freund und ich hätte genauso um dich geweint.«
    »Genauso?«
    Sie legte wieder ihre Wange an seine Brust und antwortete leise: »Fast genauso. Twikus hatte mir beim Andenken seiner Mutter geschworen, zu mir zurückzukehren, wenn er die Jagd nach dem schwarzen

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