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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Herrin der Seeigelwarte über Eure Abreise in Kenntnis setzen?«
    »Das wird nicht nötig sein. Die Argo ist schneller als jeder Botenfalke.« Ergil brachte den Medikus dadurch außer Fassung, dass er ihn umarmte. »Lebt wohl, mein Freund, und noch einmal danke. Wenn alles gut geht, dann habt Ihr mit Eurer Arbeit nicht nur meine Mutter, sondern unsere Welt gerettet.«
     
     
    Das Gesicht des Königs von Soodland war so unbewegt wie die Mienen der zum Abschied versammelten Susaner. Ergil eiferte nicht etwa seinen Gastgebern nach, sondern er war verzweifelt. Vergeblich hatte er überall nach Nishigo gesucht. Sogar Schekira war, nachdem sie in allen möglichen Verkleidungen den Palast durchforstet hatte, ergebnislos zu ihm zurückgekehrt. Einmal wäre sie als Fledermaus fast von einem gezielt geworfenen Schuh erschlagen worden. Jetzt hatten sich die Gemeinschaft des Lichts sowie der halbe Hof unter der Argo versammelt und von Nishigo fehlte immer noch jede Spur.
    Ergil verneigte sich steif vor Oramas. »Bitte richtet Eurer Tochter meinen Gruß aus. Ich bedauere sehr, mich von ihr nicht persönlich verabschieden zu können, aber meine Abreise duldet keinen Aufschub.«
    »Das verstehe ich. Bitte verzeiht der Prinzessin ihre Unhöflichkeit. Nach dem Abschied von Eurem Bruder hatte sie sich auch tagelang versteckt. Und genauso, als uns die Nachricht von seinem Hinscheiden erreichte. Sie ist eben noch ein Kind.«
    Wenngleich die Miene des Mazars ein Buch mit sieben Siegeln war, glaubte Ergil an seinen Worten doch zu erkennen, dass ihm die Abwesenheit seiner Tochter durchaus gelegen kam. Immerhin hatten die zarten Bande zwischen dem Hüter und der Hüterin des heiligen Ginkgos am Hof wochenlang für Gesprächsstoff gesorgt. Damit war jetzt endlich Schluss. Wenn Nishigo sich beruhigt hatte, konnte sie einen susanischen Edelmann heiraten, den ihr Vater für sie auswählen würde.
    Nachdem alle Hände geschüttelt, alle Segenswünsche ausgetauscht und sämtliche Abschiedsgeschenke überreicht waren, ließen sich Ergil, Schekira, Popi, Tusan, Tiko und Harkon ins Maul der Argo hieven. Nisrah erwartete sie bereits im Ring, aufgespannt wie ein großes Spinnennetz zwischen zweien der viel zu vielen Proviantkisten.
    »Lasst uns nach Hause fliegen«, sagte Ergil.
    Tusan bedachte ihn mit einem prüfenden Blick. »Aus deinem Mund hört sich das an wie: ›Auf, stürzen wir uns von einer Klippe ins Meer!‹«
    »Dann habe ich den Ton ja richtig getroffen. So fühle ich mich nämlich.«
    »Du wirst die Prinzessin Wiedersehen, Ergil.«
    Er nickte. »Ich hätte ihr das nur gerne selbst gesagt.«

 
    25
     
    VON ACHSENHERREN UND
    ANDEREN GIERIGEN
     
     
     
    Allmählich kam sich Gondo selbst vor wie ein Grottenhund. Seit der Landung auf Soodland vor vier Wochen schnüffelte er jetzt schon überall in der Gegend herum, als suche er vergrabene Knochen. So auch jetzt, da er noch vor Sonnenaufgang durch die Gassen Sooderburgs schlich, um einem Hinweis nachzugehen, den er aus einem alten Fischer herausgekitzelt hatte. Mit einem schartigen Dolch.
    Angeblich halte sich in der Stadt ein Juwelengoldschmied versteckt, der auch den Königshof mit Pretiosen beliefere. Während alle anderen vor den Invasoren geflohen seien, habe der unvorstellbar reiche Mann seinen Schatz aus edlen Metallen und Gemmen nicht im Stich lassen wollen. Nun verberge er sich und das Geschmeide im verlassenen Anwesen eines Müllers im äußersten Nordwesten der Stadt.
    Gondo war so beschwingt wie schon lange nicht mehr. Er konnte sich gut vorstellen, mit diesem einen Fang so viel Beute zu machen, wie er für ein sorgloses Leben brauchte. Besagter Fischer hatte, um sich die Vollzahl seiner Finger zu erhalten, das Versteck des Edelstein- und Schmuckhändlers ziemlich genau beschrieben: »Marschiert den Bach stromaufwärts bis zur Wassermühle. Da versteckt sich der Mann mit seinen Säcken voller Gemmen und Geschmeide.« Gondo war so entzückt gewesen, dass er den Alten am Leben gelassen hatte.
    An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass die männliche Bevölkerung der Stadt Sooderburg inzwischen entweder auf der Festung Sooderburg weilte, um diese gegen die Belagerer zu verteidigen, oder mit ihren Familien in die unzugänglichen Berge der Insel geflohen war. Nur eine verhältnismäßig kleine Zahl hatten die Eroberer erschlagen. Jetzt lebten, abgesehen von einigen Dutzend Frauen, nur noch ein paar Hurenkinder und Greise zwischen den geschleiften Mauern der Stadt.
    Die

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