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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Achse hatte Soodland förmlich überrannt. Lediglich rund um König Ergils Residenz war man auf nennenswerte Gegenwehr gestoßen. Etwa zehn Tage lang hatte der Kampf um die Hauptstadt gedauert. Aus irgendeinem Grund war der Ort nicht wie so viele zuvor niedergebrannt worden, als die Verteidiger ihn aufgegeben hatten. Jetzt wohnten die Heerführer der Achse in den einstigen Anwesen des Geld- und Blutadels. Die etwas niedrigeren Ränge hatten in den Häusern der Handwerker Quartier genommen. Hauptleute drängten sich in den Katen der Ärmsten. Und das Fußvolk lagerte wie gehabt in Zelten außerhalb der Mauern.
    Als Gondo die Mühle erreichte, färbte sich der nachtschwarze Himmel gerade grau, für einen Zwergling die idealen Lichtverhältnisse, um sein Unwesen zu treiben. Die Mühle genoss einen Sonderstatus. Sie war unbewohnt. Als die Verteidiger sich Hals über Kopf aus dem Staub gemacht hatten, waren den Invasoren hier Unmengen von Getreide und Mehl in die Hände gefallen. Unter den ausgehungerten Soldaten hatte die Eroberung der Wassermühle größere Freude ausgelöst als die Einnahme vieler niedergebrannter Städte.
    Gondo ließ sich viel Zeit, um das Terrain zu sondieren. Das Gebäude wurde von nicht weniger als zwei Dutzend Posten bewacht. General Waltran hatte erklärt, man wolle mit dieser Maßnahme Plünderungen vermeiden. Er sagte aber nicht, warum die Vorräte kurz nach der Entdeckung nicht mehr weiter ans Fußvolk ausgeteilt worden waren. Die Heerführer hatten offenbar selbst Geschmack an frisch gebackenem Brot gefunden.
    Oder wussten sie von dem Gold- und Juwelenschatz?
    Das bezweifelte Gondo. Er kletterte die steile Böschung hinunter und stieg in die eisigen Fluten des Baches. Bald reichte ihm das Wasser bis an die Brust. Über sich sah er eine Reihe von Fackeln. Geschickt nutzte Gondo die Deckung von Bäumen und Büschen, während er bis zum großen Mühlrad watete. Es war nicht in Betrieb. Lautlos kletterte er an den Schaufeln empor, balancierte über eine hölzerne Speiche und gelangte so zu einem Durchschlupf über der Welle des Rades. Noch ein kurzer Blick hinauf zu den Wachen – sie unterhielten sich angeregt –, dann war er auch schon in der Mühle.
    Gondo schüttelte sich wie ein nasser Grottenhund. Danach lauschte er. Vielleicht schlief der Goldschmied und er konnte ihn schnarchen hören. Außer dem Rauschen des Baches war jedoch nichts zu vernehmen. Also begann der Zwergling mit der planmäßigen Erkundung der Mühle.
    Ein erster Rundumblick verriet ihm, dass er offenbar nicht als Einziger auf diesen grandiosen Einfall gekommen war. Irgendjemand hatte im ganzen Gebäude den Fußboden aufgerissen, was sogar auf eine ziemlich gründliche Durchsuchung schließen ließ. Infolgedessen konnte man jetzt, das Sehvermögen eines Zwerglings vorausgesetzt, alle drei Etagen überblicken, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Und weil die Mühle auf Stützen direkt über dem Wasser errichtet worden war, hätte Gondo von seinem gegenwärtigen Standpunkt aus sogar angeln können. Ihm stand jedoch nicht der Sinn nach Fisch (während der Seeblockade hatte er genug davon gegessen, um für den Rest seines Lebens darauf verzichten zu können). Alles, wonach er trachtete, war ein Geschmeidehändler mit einem fetten Schatz. Deshalb kletterte Gondo zunächst über eine steile Stiege nach oben.
    Dort lagerten auf den wenigen Bohlen, die es noch gab, Säcke mit gedroschenem Korn. Außerdem sah er einen großen Holztrichter, in den der Müller wohl das Mahlgut zu schütten pflegte. Ein Stockwerk tiefer befanden sich die Mühlsteine. Durch ein Loch in der Mitte konnte das Getreide zwischen sie rieseln, um von den sich drehenden Scheiben zu Mehl zerrieben zu werden und anschließend in einen Auffangbehälter im Untergeschoss zu fallen. Dort standen auch die beschlagnahmten Mehlsäcke.
    Während das durch zahlreiche Ritzen und wenige Fenster in die Mühle eindringende Tageslicht immer heller wurde, verschlechterte sich die Laune des Zwerglings rapide. Nicht einmal die Nasenspitze eines Schmuckhoflieferanten hatte er gefunden. Der Fischer war doch nicht etwa ein Lügner? Eine für Gondo höchst empörende Idee, die fast sein Vorstellungsvermögen überstieg. Immerhin hatte dem Mann doch einiges an seinen Fingern gelegen.
    Oder war der Goldschmied längst den anderen Rosinenpickern in die Hände gefallen?
    Der Zustand der Mühlenböden sprach leider für diese Möglichkeit. Nicht auszudenken, wenn der Besitzer des

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