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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schatzes in diesem Augenblick auf der Streckbank verhört oder mit Daumenschrauben unter Druck gesetzt wurde. Gondo erschauderte. Schrecklicher Gedanke, ganz und gar furchtbar, sich auszumalen, wie der Mann sein Geheimnis den falschen Leuten verriet!
    Der von zahllosen Enttäuschungen zermürbte Zwergling geriet bei diesem Gedanken in Rage. Er hatte bei der Einnahme von Sooderburg nur wenige Beutestücke ergattern können, alles Dinge, die andere achtlos liegen ließen. In den Wochen danach war seine Kohorte von den Generälen immer wieder an den falschen Abschnitten des Schlachtfeldes eingesetzt worden, dort, wo es nichts zu holen gab. Und jetzt sollte bald ein weiterer Geier aufkreuzen.
    Dem Vernehmen nach hatte es nämlich Godebar nicht mehr länger in Ostgard gehalten. Obwohl er in seinem eigenen Königreich alle Hände voll zu tun hatte, um gegen die Rebellen zu kämpfen, zog es ihn nach Soodland, wo bald ein viel bedeutenderer Thron zu vergeben war. Als Großkönig des Sechserbundes würde Godebar zweifellos über ein Heer verfügen können, das diesen Tantabor genauso zermahlen konnte wie ein Korn zwischen den Mühlsteinen über Gondos Haupt. Er stellte sich vor, wie der fette Klops aus Ostgard seine eigenen Männer bei der Verteilung der Beute bevorzugte, und wurde darüber noch zorniger.
    In diesem Augenblick entdeckte er den Spieß an der Wand. Irgendein Kamerad musste die Waffe dort nach der Durchsuchung der Mühle vergessen haben. Gondo schnappte sie sich und lief damit wieder nach oben. Seine Schlussfolgerung war sehr einfach: Wenn die Geschmeide des Schmuckhändlers noch irgendwo hier versteckt waren, dann im Getreide oder im Mehl. Systematisch machte er sich daher an die Durchlöcherung der Kornsäcke.
    Bald rieselten die Samen von Roggen, Dinkel, Hafer und Gerste wie ein milder Sommerregen durch die Mühle. Da im Fußboden überall Löcher klafften, fiel das meiste direkt bis in den Bach hinab. Zum Unmut des Zwerglings stieß er in keinem Sack auf Widerstand.
    Gondos unbestechliche Logik hatte nur eine Erklärung dafür: Der Schatz war im Mehl versteckt.
    Kurze Zeit später hatte er mit seiner Lanze auch sämtliche Säcke im Untergeschoss durchsiebt. Ohne fündig zu werden. Allmählich dräute ihm, dass an diesem Morgen nur die Bachforellen einen Grund zum Feiern haben würden.
    Plötzlich flog über ihm die Tür auf. Rasch drückte er sich in einen dunklen Winkel. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er mit seinen nassen Kleidern überall Tropfspuren hinterlassen hatte. Ein Soldat streckte den Kopf herein. Vielleicht war dem Mann ja aufgefallen, dass etwas mit der Farbe des Baches nicht stimmte. Gleich darauf stürmte eine ganze Schar von Posten ins Gebäude.
    Der Zwergling knurrte wie ein Grottenhund. Er hatte sich von dem Fischer narren lassen. Vielleicht war der Greis sogar ein Gewährsmann dieser Hexe Múria, die mit ihren Listen unter den vereinigten Heeren ständig für Unruhe sorgte. Ja, so musste es sein. Der Alte hatte nur das hilflose Opfer gespielt und die Geschichte von Gold und Gemmen in der Mühle verbreitet, um damit eine wilde Schatzsuche auszulösen. Irgendein Dummkopf würde sich schon finden und in seiner Gier das Korn und Mehl verderben.
    Gondo hatte gute Lust, jemanden zu erwürgen, aber die Wachen in der Mühle mochten ihm das Vergnügen nicht gönnen und der alte Fischer war wohl längst über alle Berge. Einmal mehr musste er sich der Einsicht fügen, als Beute nur das eigene Leben davontragen zu können. Er holte tief Luft, rutschte zwischen zwei Balken hindurch, tauchte unter und ließ sich mit der vom Mehl weiß gefärbten Flut aus der Mühle tragen.
     
     
    In den vereinigten Armeen gab es eine ganze Reihe sonderbarer Geschöpfe. Trotzdem war ein triefend nasser Zwergling alles andere als ein alltäglicher Anblick. Gondo trug diesem Umstand Rechnung, indem er auf Nebenwegen in die Unterstadt zurückkehrte. Sooderburg war nicht unbedingt riesig, aber doch groß genug, um sich im Gewirr aus Gassen und Plätzen eine Weile zu verstecken.
    Etwa eine Stunde lang pflegte Gondo in einem leeren Backhaus seine üble Laune. Nachdem er sich gebührend als einzigen Verlierer des Kampfes um Soodland bedauert und seine Kleider hinlänglich getrocknet hatte, stapfte er zum Hafen hinab, um sich Graf Waltran zu zeigen. Der Graf residierte dort in einem komfortablen Kaufmannshaus in unmittelbarer Nähe zum Stadtpalast, der König Entrin als Behelfsschloss diente.
    Während Gondo einer

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