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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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des siegreichen Heerführers: ›Wie man Verräter mit Schnüfflern bekämpft ‹ . Wenn dir der Sinn nach einer militärischen Laufbahn steht, solltest du’s mal lesen.«
    Der Zwergling zog eine Grimasse. Der Kampf mit Buchstaben war nicht sein Ding. Um von dieser Schwäche abzulenken, sagte er: »Lieber wäre mir, wir hätten einen Spion auf der Sooderburg, der uns die Tore öffnet.«
    Der General verfiel in ein beredtes Schweigen.
    Gondo hielt den Atem an. »Gibt es etwa…?«
    Waltran legte den Finger auf die Lippen. »Ich gebe dir einen guten Rat. Sprich mit niemandem über die Gedanken, die dir gerade durch den Kopf gehen. Ein Wort zu viel und du findest dich am Grunde des Schollenmeers wieder. Das täte mir Leid. Du bist mein bester Kundschafter, Gondo.«
    »Danke, Herr General.«
    »Und was ist nun dabei herausgekommen?«
    »Wobei?«
    »Hast du einen Geheimgang in die Burg gefunden?«
    »Leider nicht, Herr General.«
    Waltran zuckte die Achseln. »Naja, da kann man nichts machen. Wir werden die Festung trotzdem einnehmen. Vielleicht schon morgen. Komm und heiß mit mir den König willkommen.«
    Gondo blinzelte. »Etwa…?«
    Der Graf nickte. »Seine Majestät König Godebar von Ostrich gibt sich die Ehre. Ich bin gespannt, wie unser listiger Entrin ihn in die Schranken weisen will, ohne ihn zu vergrellen.«
     
     
    Der Steg bog sich gefährlich, als Godebar darüber hinwegbalancierte. Sein rundes Gesicht glich einer Maske, die dem Ausdruck übermenschlicher Anspannung gewidmet war. Krampfhaft klammerte er ‘sich an ein Tau, dessen beide Enden in den Händen junger, vor Kraft strotzender Leibwächter lagen, welche vor und hinter ihm liefen, um den drohenden Absturz ihres Herrn ins Hafenbecken zu verhindern. Gondo meinte einige Male ein Besorgnis erregendes Knacken aus dem Steg zu vernehmen. Er kannte den König von Ostrich nur aus etlichen Erzählungen und hatte sich in seiner Vorstellung daraus ein Bild erschaffen, das nun durch die Wirklichkeit buchstäblich in den Schatten gestellt wurde. Tatsächlich war der Zwergling nie einem Menschen begegnet, der einen so großen Schatten warf.
    Das Empfangskomitee am Kai beobachtete den Balanceakt des fetten Monarchen mit angehaltenem Atem. Einige, allen voran Entrin, mochten ihm insgeheim das unfreiwillige Bad durchaus wünschen, aber Godebar entglitt seinen erfahrenen Männern nicht und erreichte wohlbehalten den gepflasterten Hafendamm.
    Die Könige von Pandorien und Ostrich begrüßten sich in der üblichen Weitschweifigkeit, die bei solchen Anlässen Pflicht war, um den Barden Anregungen für ihre Heldenlieder, den Chronisten Stoff für ihre Geschichtsbücher und den Hofmalern eine hinreichende Anzahl von Posen für ihre Monumentalgemälde zu liefern. Gondo sah den Schinken schon vor sich: Die Eroberer von Sooderburg. So oder ähnlich würde das Bild heißen, das bald den Thronsaal des neuen Großkönigs zierte. Fragte sich nur, wie dieser dann hieß.
    »Ein feines Schiff habt Ihr da«, sagte Entrin. Vermutlich gingen ihm allmählich die Belanglosigkeiten aus.
    Godebar drehte sich zu dem Schoner um und schaffte es, trotz seines praktisch nicht vorhandenen Halses, zu nicken. »Es ist die Zierde von Hjalgords Flotte. Hilkos Vetter war so aufmerksam und hat mich in Bjondal abgeholt.«
    »Hjalgord ist hier?«, staunte der Pandorier.
    »Und ob ich da bin, Hoheit! Ich werde mir doch nicht unseren großen Sieg entgehen lassen«, kam die Antwort direkt von Bord des Schoners.
    »Vor allem nicht Euer Stück am großen Kuchen«, grunzte Entrin leise.
    Nicht leise genug für Gondo. Er besaß ein feines Gehör und staunte über den Neid jener wohlbetuchten Herren, denen das süße Backwerk doch längst aus den Ohren quellen musste. Neugierig spähte er zum Deck des Schoners hinauf, um sich ein Bild vom nächsten Rosinenpicker zu machen.
    Zunächst entdeckte er inmitten der Besatzung nur ein paar rote Haarbüschel. Einige Seeleute wurden unsanft zur Seite gestoßen. Dadurch öffnete sich der Blick auf ein schmales Gesicht. Der Zwergling neigte zu der Schwäche, vom Aussehen eines Menschen Rückschlüsse auf dessen Wesensart zu ziehen. Demnach musste Hjalgord eine Natter sein. Er hatte eng stehende Augen, eine Hakennase und kleidete sich wie ein eitler Pfau – sein langer Hals ragte aus einem ausladenden Kragen aus Hermelin. Dachte man sich den dazugehörigen Pelzmantel weg, dann musste der reichste Mann des Stromlandes ausgesprochen hager sein.
    Mithilfe seiner Ellenbogen

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