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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Luft von Pfeilen verseucht ist.«
    Sie nickte und wandte sich zum Gehen. Aber dann hielt sie doch noch einmal inne und warf Borst einen Blick zu. »Wie lange wird der zweite Ring halten?«
    Er hob die schweren Schultern. »Ich bin kein Prophet, Múria.«
    »Behandle mich nicht wie ein kleines Mädchen, Borst.«
    Der Recke machte eine unbestimmte Geste in Richtung Schlachtfeld. »Da unten drängen sich so viele Krieger vor der Mauer, dass der Platz zwischen den beiden Verteidigungsringen knapp wird. Der Feind wirft hunderte von Sturmleitern gegen den Wall. Die Soldaten kletterten daran empor und die Steighilfen werden von uns weggekippt. Nur, um gleich wieder von diesen Verrückten angelegt zu werden. Wir gießen siedendes Öl auf sie. Dann stürzen sie schreiend in die Tiefe und auf ihren zerborstenen Leibern drängen neue nach oben.« Borst lachte rau. »Du willst wissen, wie lange der zweite Ring noch halten wird? Ich fürchte, wenn die Sonne untergeht, haben wir ihn verloren. Und sollte kein Wunder geschehen, wird in spätestens zwei Tagen die Sooderburg fallen.«
    Múria hatte schon mit so einer Antwort gerechnet. Abermals nickte sie und schickte sich an, das Krankenquartier aufzusuchen, als sie plötzlich den Klang eines Horns vernahm. Ihr Kopf ruckte herum.
    Borst lehnte sich über die Zinne, blickte nach unten und knurrte: »Blasen sie jetzt zum großen Sturm oder was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne die Stimme dieses Horns. Zweimal habe ich es schon gehört und jedes Mal auf Seiten der Gewinner.«
    Er sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. »Verrätst du mir auch wo?«
    »Zuletzt am Fuße des Vulkans Kitora und davor auf den Mauern von Bolk, als Qujibos Armee den flüchtenden Waggs nachjagte.«
    »Herr der himmlischen Lichter, willst du damit sagen, die Truppen des Herzogs sind doch noch gekommen?«
    Múria lächelte. »Es hört sich ganz so an.«
    Quondit Jimmar Herzog von Bolk griff mit einem zwar nicht riesigen, aber sehr schlagkräftigen Heer in den Kampf ein. Es war, während die Achsenherren fast jeden, der eine Waffe tragen konnte, gegen die Sooderburg geworfen hatten, etwa zehn Meilen südlich der Hauptstadt in einer versteckten Bucht gelandet. Niemand bemerkte die Flotte, weil in der Nacht davor sämtliche Späher des Gegners von einem Voraustrupp gefangen genommen worden waren. In einem Gewaltmarsch hatte der stromländische Feldherr daraufhin den Großteil seiner Armeen nach Norden geführt, während die zurückgebliebenen Einheiten mehrere strategische Höhen im Landungsgebiet besetzten.
    Qujibo war klug genug, die Achsenherren nicht auf offenem Feld herauszufordern. Stattdessen begnügte er sich damit, den Anschein eines großen Gegenschlags zu erwecken, indem er den Feind an vielen Orten gleichzeitig angriff und sich schnell wieder zurückzog. Die größte Wirkung erzielte er jedoch, indem er das Feldlager des Feindes in Brand steckte. Als der schwarze Qualm von den Zelten aufstieg, ließ er das Horn von Bolk erschallen.
    Entrin, Godebar und Hjalgord fürchteten, zwischen den Verteidigern der Festung und den neuen Angreifern zerrieben zu werden, und ergriffen die Flucht. Als der Abend dämmerte, war die Sooderburg befreit. Zumindest vorläufig.
    Múria, Borst und der Erste Kanzler empfingen den Herzog von Bolk im Innenhof der Burg. Qujibo trug eine leichte Rüstung, die verschmutzt und verbeult war. Sein Gesicht strahlte jedoch Zuversicht aus. Er verbeugte sich vor der Geschichtsschreiberin.
    »Möge Eure Hoffnung nie sinken, Herrin.«
    »Fast wäre sie es, mein lieber Freund, fast wäre sie es. Möge die Eure zur Sonne Eures Lebens werden.«
    Der Herzog begrüßte auch den Reichsverweser und den Ersten Kanzler. Dann sagte er aufgeräumt: »Täusche ich mich, oder bin ich gerade zur rechten Zeit gekommen?«
    »Kein Zweifel«, pflichtete ihm Borst bei. »Ihr scheint ein großes Heer um Euch geschart zu haben, so wie die Hunde gerannt sind.«
    Qujibo grinste. »Es hätte größer sein können, aber ich will mich nicht beklagen. Nachdem Hilko geflohen ist, untersteht mir die stromländische Armee. Leider haben sich einige Generäle nicht so schnell von ihrem Treueschwur lösen wollen und hecken jetzt vermutlich mit ihrem alten Oberbefehlshaber einen Bürgerkrieg aus.«
    Die Mitteilung sorgte für einhelliges Staunen in der Runde. Múria machte den Vorschlag, die Unterredung im Saal des Bundes fortzusetzen.
    »Gerne«, sagte der Herzog. »Ich könnte auch eine Stärkung vertragen.

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