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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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und einiger Anweisungen, die auf dem Hafendamm nur als Zischlaute zu vernehmen waren, hatte sich Hjalgord schnell zum Laufgang durchgekämpft. Wohl um einen belebenden Kontrapunkt zur Behäbigkeit des ostrichischen Königs zu setzen, schwang er sich auf den Steg hinaus und schickte sich an, diesen mit federnden Schritten zu überqueren. Als er jedoch dessen Mitte erreichte, brach der Steg entzwei.
    Hjalgord landete platschend im Wasser.
    Godebar trat an den Rand des Kais, schielte über die Kante zu dem wild mit den Armen rudernden Kaufmann hinab und rief lachend: »Ich hoffe, Ihr sauft mir nicht ab, werter Freund. Vielleicht überlegt Ihr Euch die Sache mit dem Kuchen ja noch einmal. Wer zu viel nascht, neigt zu unliebsamer Schwerfälligkeit.«

 
    26
     
    DER ANGRIFF
     
     
     
    Die Verteidigungsringe der Sooderburg glichen einer dreifachen Krone. Bereits als die Nachricht vom Einfall der vereinigten Heere eingetroffen war, hatte Borst den Ausbau der Festungsanlagen befohlen. Zu den ursprünglichen zwei Mauern, die den Hauptpalast und seine Nebengebäude wie große Hufeisen umschlossen, war ein weiterer Wall hinzugekommen. Er bestand aus Wachtürmen und hölzernen Palisaden mit Spitzpfählen. Außerdem war der Hang bis hinunter zur Stadt gespickt mit unzähligen spitzen Pflöcken, die wie die Stoßzähne vergrabener Elefanten aus dem Erdreich ragten.
    Die Zinne der zweiten Mauer ragte weit über den Zaun hinaus und der innere Schutzwall war der höchste. Diese Staffelung ergab sich hauptsächlich durch den Steilhang, auf dem die äußeren Teile der Festung standen. Nur der innere Kern thronte oben auf jener Klippe, die schon zu Zeiten der Sirilim in ein Plateau umgewandelt worden war. Alle Mauern endeten auf der Seeseite in halbrunden Schalentürmen – daher die Hufeisenform der Wallanlage. Hier, wo der uralte Knochenturm aufragte, fiel der schroffe Fels zum Meer hin senkrecht ab.
    Im Morgengrauen beobachteten Múria und Borst die aufmarschierenden feindlichen Armeen von der mittleren Mauer aus. Torbas, der Adjutant des Reichsverwesers, inspizierte gerade die äußeren Wehrgänge.
    »Ich hatte es schon seit Tagen im Urin, dass heute der Hauptangriff beginnt«, brummte der Pandorier.
    Die derbe Wortwahl des alten Recken entlockte Múria nicht einmal ein Zucken der Augenbrauen. »Körperflüssigkeiten sind wohl das denkbar schlechteste Mittel, um eine erfolgreiche Verteidigungsstrategie zu planen.«
    »Nach der Ankunft von Godebar und Hjalgord war sowieso klar, dass die Halunken zum Angriff blasen werden.«
    »Das Argument lasse ich schon eher gelten. Abgesehen davon wissen die Achsenherren so gut wie wir, dass jeden Tag das Wetter wieder umschlagen kann. Meinen Spionen zufolge sind die Truppen des Feindes auf einen plötzlichen Wintereinbruch denkbar schlecht vorbereitet. Sie hungern ohnehin schon.«
    Borst grinste. »Daran bist du ja nicht ganz unbeteiligt. Ich sage nur ein Wort: Goldschatz in der Wassermühle.«
    »Das waren vier Wörter, mein Lieber. Im Übrigen dürfte deine Strategie der verbrannten Erde mehr zur Schwächung des Gegners beigetragen haben.«
    »Halten wir uns nicht mit Lobhudeleien auf. Hast du dich um den Geheimgang gekümmert?«
    Sie nickte. »Am Fuß der Klippe sind vier Posten versteckt. Selbst wenn drei sterben sollten, kann der letzte noch den Einlass zum Labyrinth verschließen. Allerdings wäre uns dann der Fluchtweg abgeschnitten und wir müssten…« Múria verstummte, weil die am Steilhang versammelten Truppen des Gegners plötzlich ein lautes Geschrei anstimmten.
    »Es geht los«, sagte Borst. Er hörte sich an, als spräche er von einem Reitturnier und nicht vom Auftakt der größten Schlacht, die Sooderburg seit Menschengedenken erlebt hatte.
    Die feindlichen Heere rückten in mehreren Verbänden vor, deren Herkunft an ihren unterschiedlichen Rüstungen und Waffen zu erkennen war. Während sich von Norden schwer gepanzerte pandorische Einheiten näherten, stürmten an der Westflanke die beweglicheren Soldaten aus Ostrich den Hang. Etliche wurden, weil ihre Kameraden ungestüm nachdrängten, an den »Stoßzähnen« aufgespießt, ehe der Kampf richtig begonnen hatte.
    Borst wartete, bis die Soldaten in Schussweite waren. Dann setzte er seine Bogenschützen ein. Sie ließen nicht, wie es das Handbuch des siegreichen Heerführers empfahl, einen Pfeilhagel auf die Feinde niederprasseln, sondern gingen ausschließlich mit gezielten Schüssen gegen sie vor. Auf diese Weise würden die

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