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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Dunkelheit hatten sie auf dem Meer gewartet und sich später an den Feldfeuern orientiert.
    »Habt Ihr es auch gespürt?«, fragte Gondo unvermittelt.
    Torbas musste sich erst aus seinen dunklen Gedanken befreien wie aus einer Decke, in die man sich im Schlaf verheddert hatte. »Was?«
    »In der Höhle, als ich euch die beiden Stücke des Schwertes gereicht habe, da kam es mir irgendwie… lebendig vor.«
    »Du bist ein Zwergling. Vermutlich fühlt ihr bei jedem Kristall so etwas«, wiegelte Torbas ab. Er hatte auch etwas empfunden, das zu beschreiben er aber, wenn überhaupt, nur mangelhaft in der Lage war: eine Macht, die alle seine Vorstellungen sprengte, ein dunkles Ziehen, gegen das die Zornissen nichts als lästige Blutsauger waren, ein Verlangen, das weder Gold noch die Liebe von Frauen zu stillen vermochte… Er schüttelte den Kopf.
    »Ihr habt es also auch bemerkt«, sagte Gondo. »Wollt Ihr das Schwert tatsächlich wieder aus der Hand geben? Was wäre, wenn wir die beiden Stücke unter uns aufteilen?«
    Torbas grunzte. »Was dann wäre? Kagüan würde dich aufspüren und dir deine Hälfte in den Leib rammen – egal ob es das spitze oder stumpfe Ende ist.«
    »Ich denke, der Zoforoth sitzt im sichersten Kerker der ganzen Festung.«
    »Es ist nur noch eine Frage von Tagen, vielleicht von Stunden, bis die Sooderburg fällt. Dann kommt Kaguan wieder frei und er wird sich erinnern. Erinnern an alle, die ihm ergeben waren, und auch an die Übrigen, die ihn hintergangen haben.«
    Der Zwergling verfiel in Schweigen.
    Einige Zeit später schabte der Kiel des kleinen Bootes an den Felsenstrand. Gondo hüpfte sofort hinaus, um die Leine an einer Klippe zu befestigen. Allerdings hatte Torbas das Gefühl, der Zwergling meide auch die Nähe seines Langschwertes. Er konnte dessen Argwohn durchaus nachvollziehen, achtete doch auch er auf jede Bewegung des Kleinen. Bedächtig hob er das schmutzige Bündel auf, begab sich zum Bug, kletterte aufs Dollbord und sprang an den Strand. Dabei federte er sich so tief ab, dass er mit der rechten Hand den Boden berührte.
    »Und Ihr gebt mir Euer Wort, dass Ihr nach dem Sieg an meine Belohnung denkt?«, vergewisserte sich der Zwergling nun wohl schon zum hundertsten Mal.
    »Ich habe dir mein Wort gegeben, Gondo.« Torbas glaubte das Funkeln des Misstrauens in den bärlauchgrünen Augen des Kleinen zu sehen, was angesichts der dürftigen Lichtverhältnisse aber nur auf Einbildung beruhen konnte. Er streckte die Linke aus. »Willst du, dass die Flut mein Schiff fortträgt? Du hast es ja gar nicht richtig festgebunden.«
    Der Zwergling drehte sich um, damit er dem Missstand abhelfen könne, und stutzte – einen Moment zu lang –, weil die Leine alles andere als locker saß. In dieser Zeit umfasste der Waffenmeister das Bündel mit dem linken Arm und holte mit dem rechten aus. Während Gondo sich wieder umdrehte, schleuderte Torbas den faustgroßen Stein, den er nach dem Sprung aus dem Boot unauffällig aufgehoben hatte. Dabei verwendete er eine Technik, die er in langen Jahren des Untergrundkampfes im Grotwallgebirge zur Vollendung gebracht hatte, hauptsächlich um sich Entrins Schnüffler auf fast lautlose Weise zu entledigen. Seine Würfe waren berüchtigt. Auf zehn Schritt konnte er damit jeden Mann töten. Der Zwergling war nur vier entfernt.
    Krachend zerschmetterte das Geschoss Gondos Nase. Er verdrehte die Augen und schlug lang auf den steinigen Boden.
    Der Pandorier zückte sein Schwert, trat an den Zwergling heran und richtete die Spitze auf sein Genick. Er stieß ihn mit der Fußspitze an. Es war ein Gefühl, als trete er in einen Sack voll Grütze. »Wozu die Mühe?«, sagte Torbas, zuckte die Achseln und steckte sein Schwert wieder in die Scheide. Sollten sich die Wachen um den »Spitzel kümmern, den ich im letzten Moment unschädlich machen konnte«. Ja, mittels dieser Lüge konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er grinste, drehte sich noch einmal zu dem reglosen Körper um und sagte: »Danke, Gondo, für diesen letzten Dienst. Und übrigens: Ein Helm mit offenem Visier ist wie ein Schirm ohne Bespannung. Hast du nie das Handbuch des siegreichen Heerführers gelesen?«
     
     
    Der ehemalige König von Pandorien stand, Torbas saß. Borst hatte darauf beharrt, seinen Waffenmeister zunächst allein zu verhören. Er war sichtlich erhitzt.
    »Ihr hättet beinahe alles zunichte gemacht«, wetterte der alte Recke.
    »Das lag nicht in meiner Absicht, Majestät«,

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