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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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weil Ihr Euch nicht ganz ungeschickt um die Versorgung unserer Truppe gekümmert habt und nun eine neue Herausforderung auf Euch wartet. Ich komme gleich darauf zu sprechen.«
    »War das eben ein Kompliment?«, erkundigte sich der Kanzler.
    »Das überlasse ich Euch.« Borst wandte sich den beiden Sirilim zu. »Mit Euren Bogenschützen habe ich heute etwas Besonderes vor. Mein Plan sieht folgendermaßen aus…«
    »Dürfte ich, bevor Ihr Euch in Eurer Taktik verliert, noch ein anderes Thema ansprechen«, ging Múria dazwischen.
    »Muss das sein?«, brummte der Pandorier.
    »Ja«, antwortete sie unerbittlich. »Es geht um deinen Adjutanten. Obwohl ich mich zu erinnern glaube, dass wir gestern etwas anderes besprochen haben, sehe ich ihn heute wieder frei herumlaufen.«
    »Ja. Und?«
    »Er ist drei Nächte lang untergetaucht und du findest das normal?«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Und woher sollen wir wissen, ob wir ihm noch trauen können? Sag jetzt nicht, weil unten im Klippenlabyrinth ein toter Zwergling liegt. Wie der hierher gelangen konnte und warum man seine Leiche nicht sofort den Fischen zum Fraß vorgeworfen hat, ist ein Thema, über das wir gleich auch noch reden müssen.«
    »Dafür ist jetzt wirklich nicht die richtige Zeit, Múria. Ich war schon immer ein Mann, der Unrecht ebenso verabscheut wie Verrat.«
    Fürst Halbart kniff sein linkes Auge zu. »Auch, wenn es sich um Eure rechte Hand handelt, Wertester?«
    Borst verdrehte die Augen. »Wie schön wäre das Leben, wenn Ihr mir nicht ständig irgendwelche unlauteren Absichten unterstellen würdet, Herr Kanzler! Unter meinem Kommando hat es noch nie zweierlei Recht gegeben. Jeder bekommt, was er verdient. Darf ich jetzt mit meiner Strategiebesprechung fortfahren?«
    Halbart breitete die Hände aus. »Tut Euch keinen Zwang an. Ich bin schon ganz erpicht darauf zu erfahren, welche Aufgabe Ihr mir zugedacht habt.«
    Borst ließ seinen Blick in die Runde schweifen, um sich der ungeteilten Aufmerksamkeit aller zu versichern. Dann sagte er: »Der Plan ist im Grunde ganz einfach: Wir geben sofort die äußeren beiden Wälle auf und ziehen uns in den inneren Verteidigungsring zurück…«
    Am Fuße des Festungsberges hatten Feldboten den Generälen der vereinigten Armeen aufregende Neuigkeiten überbracht. Waltran war in seinem Zelt überrascht worden. Er nahm sogar das parfümierte Spitzentüchlein von der Nase, als er die Meldung vom Fall des Palisadenzauns hörte. Über den Gestank von verwesenden Leichen, Exkrementen, Blut und Rauch hinweg meinte er mit einem Mal den warmen Hauch der Geschichte zu verspüren. An diesem Tag würde er sich endgültig verewigen in Liedern und Heldenepen. Vielleicht würde sich später niemand mehr dafür interessieren, ob er ein Graf in der pandorischen Provinz Gorm oder ein Herzog war, aber den Namen des »Eroberers der Sooderburg« würde jedes Kind kennen. Der Sieg war in greifbarer Nähe.
    »Die Ratten ziehen sich in ihre Löcher zurück«, hatte der Meldegänger gesagt.
    Damit meinte er die Flucht der Verteidiger in den inneren Ring. Eine lächerliche Verzweiflungstat, die den endgültigen Fall der Sooderburg nur hinausschieben, aber nicht verhindern konnte. Natürlich hatten Waltran und die anderen Generäle gleich das Kommando zum Nachsetzen gegeben. Um bei der Wahrheit zu bleiben: Eigentlich hatten sie nur durchgereicht, was an Befehlen von Entrin, Godebar und Hjalgord gekommen war. Jedenfalls würden jetzt endlich die schweren Steinschleudern zum Einsatz kommen. Keine Mauer konnte auf längere Zeit dem Dauerbeschuss durch Felsbrocken standhalten.
    Schade nur, dass es nicht einfacher ging. Waltran hatte um seine gefallenen Soldaten geweint. Weil jeder Tote ein Kämpfer weniger war. Steter Tropfen höhlt den Stein, sagte ein susanisches Sprichwort. Man mochte von den Susanern halten, was man wollte, aber da hatten sie Recht. Frei wiedergegeben könnte es auch heißen: Stetes Sterben schwächt das Heer. Oder den Heerführer. Diese verdammten Hexenschützen! Man hätte die Stromländer auf keinen Fall den Blockadering durchbrechen lassen dürfen.
    Die Hoffnung, dass der Zwergling den geheimen Zugang zur Festung doch noch fand und dieses unappetitliche Hauen und Stechen vorzeitig endete, hatte der General aus Gorm inzwischen aufgegeben. Vermutlich war Gondo geschnappt und umgehend dem Henker zugestellt worden. Einerseits tat es Waltran um den findigen Wicht Leid, andererseits gab es nun einen unverschämten

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