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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Burschen weniger auf Mirad, was auch kein allzu großer Verlust war.
    Vier Stunden später, es war mittlerweile früher Nachmittag, berieten sich die Feldherren der vereinigten Armeen an einem Tisch unter freiem Himmel über das weitere Vorgehen. Waltran nahm in dieser Runde seit seiner Erhebung zum Herzog den Vorsitz ein, wann immer die Könige und Hjalgord nicht anwesend waren. So wie jetzt. Sie hatten sich zu »geheimen Besprechungen« zurückgezogen und wollten nicht gestört werden – vermutlich, um wieder einmal darüber zu streiten, wer von ihnen demnächst der Großkönig werden sollte.
    Ein Meldegänger stolperte herbei und keuchte aufgeregt: »Herr General, sie haben das Tor nicht richtig verschlossen. Sie verlieren die Köpfe… Äh… Ich meine nicht buchstäblich… Eigentlich nur einer. Er hat sich heldenhaft gewehrt, aber jetzt ist er hin.«
    »Mann, drück dich gefälligst klar und deutlich aus!«, blaffte Waltran.
    Der Bote nahm sofort Haltung an. »Der zweite Verteidigungsring fällt, Herr General.«
    »Siehst du! Es geht doch, wenn man sich am Riemen reißt. Und ist der erste Ring inzwischen fest in unserer Hand?«
    »Jawohl, Herr General.«
    »Gut. Dann meldet den Hauptleuten, dass ich auf dem Weg zu ihnen bin. Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, die Schlacht vom grünen Tisch aus gewonnen zu haben.«
     
     
    »Auf welcher Seite kämpfst du eigentlich, Borst?«, schnaubte der Herzog von Bolk wie ein wütender Stier.
    Torbas übte sich in Gleichmut. Innerlich triumphierte er. Endlich hatte er den um seinen Thron beraubten König von Pandorien überzeugt. Anders konnte man Borsts letzten Befehl nicht deuten. Freiwillig zwei von drei Verteidigungsringen aufzugeben, das kam fast einer Kapitulation gleich. Verständlicherweise war diese Strategie unter den anderen im Rat auf Unverständnis gestoßen. Aber Borst, dieser alte Fuchs, hatte sie irgendwie beschwichtigt.
    Nur Qujibo nicht. Gerade als Torbas sich im Nordwestturm die Tagesbefehle seines Herrn abholen wollte, war die Ehrfurcht gebietende Statur des Herzogs von Bolk wieder aufgetaucht, hatte sich vor dem Reichsverweser aufgebaut und ihm die eben vernommenen Worte an den Kopf geworfen.
    Borst blieb ruhig. »Wie darf ich deine Frage verstehen, Quondit?«
    »So, wie ich sie gestellt habe. Ich habe auch schon manch siegreiche Schlacht geschlagen, aber noch nie zwei Drittel meines Schutzraumes ohne Not an den Feind verschenkt.«
    Der Pandorier warf seinem Adjutanten einen Blick zu. Gleich darauf fixierte er wieder den Herzog und antwortete beherrscht: »Wenn du ein bisschen meine Strategie in diesem Krieg verfolgt hast, Qujibo, dann wird dir aufgefallen sein, dass wir den Feind damit mehr ermüdet haben, als wenn wir ihm erlaubt hätten, einen Triumph nach dem anderen zu feiern und unsere Vorratshäuser zu plündern.«
    »Aber die Sooderburg ist unsere letzte Bastion!«
    »Eben«, erwiderte Borst mit einer Abgeklärtheit, die Torbas beeindruckte. »Seitdem die vereinigten Armeen wieder gegen die Festung anrennen, ist fast eine Woche vergangen. Die Männer sind ausgelaugt, von den Verletzten und Toten gar nicht zu reden. Während die Achse aus dem ganzen Besatzungsgebiet hier seine Truppen zusammenzieht und immer neue Kämpfer in die Schlacht wirft, werden wir von Tag zu Tag schwächer. Machen wir uns nichts vor. Unsere Kräfte reichen nicht mehr aus, um drei Wälle zu verteidigen. Wir müssen uns auf einen, auf den stärksten konzentrieren und sie hier unsere ganze wilde Entschlossenheit spüren lassen. Geht das denn in deinen Dickschädel nicht hinein?«
    Torbas fand es sehr unterhaltsam, wie die beiden Recken, die allein durch ihre körperliche Präsenz eine ungeheure Autorität ausstrahlten, funkensprühende Blicke aufeinander abschossen. Schließlich gab der Herzog von Bolk nach. »Also schön. Meine Männer und ich sind keine feigen Hunde, die die Schwänze einziehen, wenn’s brenzlig wird. Ich werde ihnen befehlen, an der Südwestflanke ihre Stellungen zu beziehen.«
    Borst legte ihm die Hand auf die Schulter. »Danke, Qujibo.«
    Der Herzog trat auf die Mauerzinne hinaus und entfernte sich.
    Torbas atmete demonstrativ aus. »Puh, ein ziemlich harter Brocken, der Herzog! Ihr habt ihn geschickt kaltgestellt, Majestät.«
    »Findet Ihr?«
    »Unbedingt! Ich wollte Euch auch noch einmal danken, Majestät.«
    »Wofür?«
    »Dass Ihr mich nicht im Arrest verrotten lasst. Ich möchte den Ausgang der Schlacht auf keinen Fall verpassen!«
    »So?«

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