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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Seglers gewöhnen.
    Auch die Begeisterung seiner Mannschaft hatte sich in Grenzen gehalten, aber aus weit vielschichtigeren Gründen. Für Seeleute – jene eingeschlossen, die vorwiegend auf Flüssen zu Hause sind – bedeutet jeder Landgang eine willkommene Abwechslung vom harten Alltagsleben an Bord. Nicht selten sucht man Zerstreuung in Spelunken, Gasthäusern und anderen Etablissements, die ihr Angebot auf die Bedürfnisse solch derber Burschen abgestimmt haben. In ebensolchen Örtlichkeiten hatten die königlichen Leibgardisten dann auch die Männer der Meerschaumkönigin aufgelesen. Ihnen war angekündigt worden, der Große Rat werde mindestens noch eine Woche tagen, und nun mussten sie auf einem Schiff, das ihnen nicht geheuer war, binnen einer Stunde zum Auslaufen bereit sein. Verständlicherweise wurde gemurrt und es fiel auch das eine oder andere Schimpfwort, aber – o Wunder! – alle fanden sich, bevor die Sonne versank, am Hafendamm ein. Umstritten ist das Gerücht, viele der rauen Gesellen seien von einem kleinen Käuzchen überredet worden, das ihnen ins Ohr geflüstert habe, Ergil von Sooderburg brauche wieder einmal ihre Hilfe.
    Ergils Hand streichelte den kleinen Eulenvogel auf seiner Schulter, während er über den Bugspriet hinweg zu den Lichtern von Bjondal blickte. Die Stadt war etwa eine Stunde nach dem Auslaufen am Horizont aufgetaucht. »Wenn die Silberginkgo nicht weiter bockt, werden wir im Hafen festmachen, bevor es völlig finster geworden ist. Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt, Kira?«
    »Nein, Majestät.« Die Elvin gab sich verschnupft. »Es ist wohl offensichtlich, dass Euch für solche Belanglosigkeiten die Muße fehlt. Seit Eurer Rückkehr aus der Zwischenwelt seid Ihr ja unentwegt am Grübeln.«
    Ergil wandte das Gesicht dem kleinen Vogel zu und zwang sich zu einem Lächeln. »Entschuldige bitte. Mir scheint, die Begegnung mit meiner Mutter hat mich mehr mitgenommen, als ich es mir eingestehen möchte. Ich habe solche Angst, sie könnte sterben, weil ich versage.«
    »Solche Gefühle sind mir auch nicht fremd«, antwortete Schekira versöhnlich. Vermutlich dachte sie dabei an Tarakas, ihren Liebsten, den sie vergeblich vor den Klauen eines Tarpuns hatte retten wollen.
    Er nickte. Mit einem Mal verspürte er das Bedürfnis, seine kleine Freundin abzulenken. »Vor Mitternacht werden wir die Schmiede wohl nicht mehr erreichen. Glaubst du, Dormund und Tiko sind noch wach?«
    Die Elvin kicherte. »Spielt das für dich denn eine Rolle?«
    »Nein. Nicht wirklich. Unser alter Freund ist ja unsere Besuche zu nachtschlafender Zeit gewohnt.«
    Von mittschiffs her näherten sich Bombo und Tusan. Ersterer erkundigte sich beim König, ob er tatsächlich noch in der Nacht die Rückreise antreten wolle, was Ergil ausdrücklich bejahte.
    Der rundliche kleine Kapitän verzog daraufhin das Gesicht zu einer hässlichen Grimasse. »Noch ein paar solcher Befehle und meine Männer werden mich in die Wüste schicken.«
    Ergil lächelte säuerlich. »Dann können wir uns ja zusammentun. Ähnliches erwartet mich nämlich morgen im Großen Rat.«
    »Nicht, wenn es nach mir und meinem Vater geht«, erklärte Tusan kämpferisch.
    Der König legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das weiß ich doch. Bei meiner letzten Reise habe ich oft an dich gedacht und mir gewünscht, dich an meiner Seite zu haben. Da fällt mir ein: Wo ist eigentlich Popi?«
    »Der liegt achtern und schnarcht wie ein Walross.«
    »Gut so. Vor lauter Sorge um mich kommt er viel zu selten dazu.«
    Tusan sah unbehaglich zu den Mastspitzen empor. »Seltsamerweise hält er dieses merkwürdige Schiff für ungefährlich.«
    Ergil drückte die Schulter, auf der immer noch seine Hand ruhte. »Keine Bange, die Silberginkgo tut dir nichts.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Absolut. Sie hat manchmal ihren eigenen Willen, aber seit ich auf diesem Schiff fahre, hat das noch niemandem geschadet. Im Gegenteil verdanken wir ihrer Unlenksamkeit unser Leben. Aber noch einmal zu Popi: Falls er nicht von sich aus aufwacht, dann lass ihn ruhig schlafen. Es genügt, wenn wir beide allein zur Schmiede gehen.«
     
     
    Schekira hatte sich nicht abwimmeln lassen. Nach alter Gewohnheit war sie Ergil in Vogelgestalt vorausgeflogen. Es könne nicht schaden, den Besuch des Königs anzukündigen.
    Derweil gingen Ergil und sein stromländischer Freund an Land. Der städtische Ausrufer verkündete gerade Mitternacht. Auf dem Kai wurden sie vom Hafenmeister

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