Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
Ungläubig starrte er auf das sich windende Ding.
»Raupen?«
Das Tier war kaum länger als sein kleiner Finger und nur unwesentlich dicker. Es besaß einen langen schwarzen Pelz… Nein, korrigierte er sich. Nur die Haarspitzen hatten diese rußige Farbe. Alles, was darunter lag, war feuerrot. Ihm schwante, dass die Tierchen gefährlicher sein mochten, als sie aussahen. Vielleicht waren sie giftig. Um sich der Gefahr zu entledigen, senkte er die Schwertspitze.
Und genau darauf musste Kaguan gewartet haben. Als das Würmchen zischend in Zijjajims Feuer verging, schleuderte er eine zweite Ladung auf seinen unachtsamen Gegner.
Hastig riss Ergil das gläserne Schwert hoch. Wieder hörte er das hässliche Zischen und roch den beißenden Gestank. Hatte er alle Tiere erwischt? Als er an sich herabblickte, packte ihn das Grauen. Zwei der kleinen schwarz-roten Biester wanden sich an seiner Brust. Panisch streifte er mit der feurigen Klinge über sie hinweg. Zschsch! Zschsch!
In diesem Moment prasselte auch schon die dritte Salve auf ihn nieder. Sie zielte genau auf sein Haupt. Mehrere lebende Geschosse trafen ihn an Hals und Kopf. Einige blieben hängen und krochen gleich emsig über sein Gesicht. Sie dort mit dem Schwert zu bekämpfen, war zu gefährlich, weshalb er sie notgedrungen mit den Händen abstreifte.
Als er sich von sämtlichen Raupen befreit wähnte, fiel ihm wieder der Zoforoth ein. Ergil lehnte den Kopf zurück, um den Dachstuhl nach ihm abzusuchen, konnte ihn aber nicht entdecken. Plötzlich tauchte unmittelbar vor seinem linken Auge ein Schatten auf und ehe Ergil reagieren konnte, durchfuhr ihn ein heißer Schmerz. Zijjajim entglitt seinen Händen. Er geriet in Rage. Dieses pelzige kleine Ungeheuer wollte ihn blenden.
Er musste es abschütteln, musste dieses unsägliche Stechen beenden. Doch obwohl das Glühen sich immer tiefer in seine Augenhöhle einbrannte, fanden die suchenden Finger nichts. War die Raupe abgefallen? Oder hatte sie sich…?
Ergil erstickte den widerlichen Gedanken mit seinem Zorn. Um sich keine Blöße zu geben, bückte er sich, immer noch halbseitig blind und dem Erbrechen nahe. Erst als er das kühle Metall seines Schwertgriffes spürte, fühlte er sich etwas sicherer. Rasch erhob er sich wieder. Kaum hatte er das Himmelsfeuer neu aufflammen lassen, spürte er abermals den Biss einer Raupe.
Für Ergil fühlte es sich an, als werde ein glühender Pfriem bedächtig in sein linkes Ohr gestoßen. Seine Hand zuckte nach oben, um das boshafte Biest zu packen, aber sie kam zu spät. Er schrie vor Entsetzen und taumelte hilflos durch die Schmiede. Zugleich focht er mit dem Schwert gegen einen unsichtbaren Gegner, landete aber keinen einzigen Treffer. Zu seiner Übelkeit gesellte sich ein heftiger Schwindel. Dann stolperte er und fiel zu Boden.
Diesmal hatte Ergil sein Schwert festgehalten. Innerlich kochte er vor Wut: Dieser verfluchte Zoforoth! Erst macht er dich wehrlos und dann will er dich töten. Um einem Angriff, woher auch immer, zu begegnen, rollte sich der König auf den Rücken und schlug wild um sich. Vor lauter Raserei bemerkte er nicht sofort, dass die Schmerzen nachgelassen hatten.
Und mit einem Mal waren sie ganz verschwunden.
Er blinzelte benommen. Sogar sein linkes Auge funktionierte wieder leidlich – alles sah noch etwas verschwommen aus. Wütend stemmte er sich vom Boden hoch und blickte sich nach dem Zoforoth um. Wäre er ihm in diesem Moment über den Weg gelaufen, hätte Ergil ihn ohne zu zögern erschlagen, so heftig kochte in ihm der Zorn.
Aber Kaguan war verschwunden. Und mit ihm Tiko, der Schmied.
Die Elvin saß in einem Steigbügel, der an einem Lederriemen neben dem Tor an der Wand hing, und verfolgte jede Bewegung ihres Freundes mit argwöhnischen Blicken. Ergil hüpfte auf einem Bein, sein Haupt war dabei zur Seite geneigt. Ab und zu schüttelte er den Kopf und schlug sogar mit der flachen Hand von oben dagegen, als wolle er mit Gewalt Wasser aus dem Ohr herausbekommen. Aber das Druckgefühl ließ sich nicht vertreiben. Vielleicht bildete er es sich nur ein? Andererseits – im linken Auge war es genau das Gleiche.
Wir sind nicht mehr allein.
Der König zuckte zusammen. Weil er nach dem schrecklichen Angriff der Raupen seinen Wahrnehmungen nicht mehr traute, rief er in Gedanken nach dem Netzling: Nisrah? Warst du das gerade?
Ja, mein lieber Gespinstling. Was hast du dir da nur eingefangen?
Ergil fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Wie
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