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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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empfangen. Die Silberginkgo war mittlerweile in ganz Soodland bekannt, weshalb bei dem Mann erst gar keine Zweifel über den späten Gast aufkamen. Nachdem er sich tief vor seinem Monarchen verneigt sowie, ungefragt, absolutes Stillschweigen bezüglich des Besuches zugesichert hatte, ließ er die Gefährten passieren.
    Bjondal war um diese Zeit in düsteres Zwielicht getaucht, trotzdem konnten sich Ergil und Tusan auch ohne Fackel orientieren. Während sie mit großen Schritten durch die Gassen eilten, verfiel Ergil wieder ins Grübeln. Bis Tusan mit einer seiner typischen, selten ernst gemeinten Bemerkungen das Schweigen beendete.
    »Du tust mir aufrichtig Leid. Hat dein Vater dir kein Reich vermachen können, in dem es wenigstens nachts ordentlich dunkel wird? Wie soll man denn da schlafen?«
    »Das heben wir uns hier für den Winter auf. Da wird’s nämlich wochenlang nicht mehr richtig hell.«
    »Du solltest einen Erlass herausgeben und diesen Unsinn verbieten.«
    »Im Moment habe ich andere Probleme.«
    »Jetzt lass nicht den Kopf hängen. Die kriegen wir schon in den Griff. Und so schlimm ist’s mit dem Zwielicht nun auch wieder nicht. Bis wir das Lebenselixier gefunden haben, sorgen ja die dicken schwarzen Wolken über deinem Land für die nötige Dunkelheit.«
    »Du bist ein unverbesserlicher Optimist.«
    Der Fährtensucher lachte schallend. »Das sagt mein Vater auch immer.«
    Ergil vernahm das Rauschen von Eulenflügeln – dank Nisrah, dem lebenden Umhang, verfügte er über ungemein empfindliche Sinne. Tusan bemerkte die kleine Kundschafterin erst, als sie auf dem ausgestreckten Arm des Königs landete.
    »Ihr müsst euch beeilen! Die Schmiede brauchen eure Hilfe«, sprudelte sie hervor.
    Ergil und Tusan rannten sofort los.
    »Was hast du gesehen?«, erkundigte sich Ergil.
    »Dormund wurde von einem Schemen niedergeschlagen. Ich glaube, es ist Kaguan.«
    »Der Chamäleone?«, entfuhr es Tusan.
    Der König erschauerte, weil er sich sofort seiner ersten Begegnung mit Jazzar-fajim im Eisdom an den Hängen des Kitoras entsann. Der Sirilo hatte, während Magos’ Bann von ihm abfiel, ebenfalls einen Schemen gesehen, der die Bruchstücke von Schmerz aufsammelte und damit verschwand. »Es ist Kaguan«, stieß Ergil hervor. »Tiko soll ihm die Kristallklinge neu schmieden.«
    Um ihren Atem zu sparen, schwiegen Ergil und Tusan für den Rest des Weges. Schekira flog ihnen voraus.
    Wenig später trafen die zwei vor der Schmiede ein. Von der Elvin war nirgends etwas zu sehen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, keuchte Tusan. Sein Blick war nach unten gerichtet, wo auf dem Pflaster vor dem Tor ein schwarzer Stoffhaufen lag.
    Ergil öffnete seinen »gläsernen Gürtel«, ließ die silberne Schnalle aufspringen und verwandelte so das Ganze in ein grün gleißendes Schwert. Dann erst antwortete er: »Kaguans Kutte. Er kann sich nur tarnen, wenn seine Schuppenhaut unbedeckt ist. Lass mich vorangehen. Ich kenne den Zoforoth und seine Schliche.«
    Der König stieß das Schwert Zijjajim in den Spalt zwischen den beiden Torflügeln und durchtrennte fast lautlos den Riegel. Anschließend schlüpften er und sein Begleiter in den Innenhof der Schmiede.
    In diesem Moment flatterte Schekira herbei. Sie hatte ihren Vogelkörper abgelegt und trug jetzt wieder das kurze, ärmellose Kleidchen aus himmelblauem Chiffon, in dem Ergil sie zuletzt als Elvin gesehen hatte. Brummend verharrte sie vor seinem Gesicht in der Luft und deutete aufgeregt zur Werkstatt. »Schnell. Kaguan macht da drinnen Jagd auf Tiko.«
    Sie hatte ihre Meldung kaum gerufen, als in der Schmiede ein lautes Scheppern erscholl. Es hörte sich an, als sei darin ein erbitterter Kampf im Gange. Weil die Tür offen stand, drang nicht nur der Lärm, sondern auch Licht heraus. In dem hellen Streifen, der sich über das Steinpflaster zog, lagen eine flackernde Laterne, Geschirr, Lebensmittel und eine reglose Gestalt.
    Der Anblick schnürte Ergil die Kehle zu. Er bedeutete dem Freund, sich um Dormund zu kümmern, und eilte mit langen Sätzen zu dem offenen stehenden Tor. In der Schmiede wurde das Himmelsfeuer jetzt dringender gebraucht.
    »Denk an sein Lied der Macht!«, raunte Tusan hinter ihm.
    Wie hätte er das je vergessen können! Um nicht als Lehm- oder Aschefigur zu enden, musste er seinen Widersacher um jeden Preis am Singen hindern. Ob Kaguan schon das Licht des gläsernen Schwertes bemerkt hatte? Ergil schickte seinen Sirilimsinn voraus, weil er nicht blindlings in

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