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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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halten. Nun wollte er seinen Triumph auch ganz auskosten und erklärte: »›Wenn Vania stirbt, soll die Welt der Menschen und Sirilim für tausend Jahre unter Eis versinken.‹ So lautet Magos’ Fluch.«
    Das letzte Bollwerk, das Ergil in seinem Geist gegen den Zorn errichtet hatte, brach. Wutschnaubend zog er mit aller Kraft an der Sehne und zielte auf das Herz des Zoforoth.
    Dann brach der Bogen entzwei.

 
    7
     
    DIE ALLIANZ
     
     
     
    Múrias blaue Augen vermochten zu betören oder zu bestrafen. Momentan kam Ergil in den Genuss ihrer strengen Seite. In einem Pranger konnte man sich auch nicht unbehaglicher fühlen als unter ihrem tadelnden Blick. Die beiden saßen nebeneinander an dem sechseckigen Tisch im Saal des Bundes. Die von Popi einbestellten Ratsherren und Gefährten waren noch nicht eingetroffen.
    »Was bitte sollte das eben?«, brach sie endlich das Schweigen.
    Ihm fiel nichts Besseres ein, als sich an der Unterlippe zu zupfen.
    »Lass das, Ergil! Und sprich mit mir.«
    Er zuckte nur mit den Schultern.
    Múria hielt es nicht mehr auf ihrem Stuhl. Sie warf die Hände hoch, um sie gleich wieder fallen zu lassen. »Gerade gibst du noch den großmütigen Herrn und buhlst um die Herzen deiner Männer – ›Was für ein König wäre ich, wenn ich nicht einmal die Namen solcher treuen Männer kennte?‹ – und im nächsten Moment schießt du auf den Zoforoth. Was hast du dir dabei gedacht, Ergil? Bis heute war dir doch jede Folter zuwider.«
    »Daran hat sich nichts geändert«, brummte er kleinlaut.
    Sie musterte ihn aus engen Augen – und nickte. »Ich verstehe.«
    »Was verstehst du?«, begehrte Ergil auf. »Dass Kaguan mich ununterbrochen verhöhnt? Oder dass er hämische Freude empfindet, wenn Mutter stirbt und mit ihr unsere Welt?«
    »Du hättest Kaguan fast umgebracht, wenn…«
    »Das war…« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ach ich weiß auch nicht.«
    »Soll ich dir das wirklich glauben? Die Zornissen waren es. Mir ist das klar und dir ebenso, mein Lieber. Wahrscheinlich sträubt sich in dir alles gegen diesen grauenvollen Gedanken, aber mit Ignoranz kannst du nur gegen sie verlieren. Erkenne endlich an, dass du deinen Gefühlen nicht mehr trauen darfst. Der Ingrimm, den du gespürt hast, wird von den aphim geschürt. Wenn ich deinen Bogen nicht hätte morsch werden lassen, wäre Kaguan jetzt tot und das schwarze Schwert für uns womöglich unauffindbar…«
    »Du hast den Bogen zerbrochen?«
    »Meinst du, ich sehe tatenlos dabei zu, wie mein begabtester Schüler in sein Verderben rennt?«
    Ergil starrte sie mit offenem Mund an, bis ihm dämmerte, dass ihre Strenge nur ein Ausdruck ihrer Liebe zu ihm war. Mit einem Mal senkte er beschämt den Blick. »Was kann ich tun, damit so etwas nicht noch einmal passiert, Inimai?«
    »Selbstbeherrschung ist eine Gabe des Lichts, mein Lieber, und eine große Kraft. Übe dich darin in kleinen Dingen, dann wirst du auch den großen Versuchungen der Dunkelheit widerstehen.«
    »Das sagt sich so leicht.«
    »Es tut sich auch leicht, wenn du nur damit beginnst und dich nicht aufgibst.«
    Ergil verspürte plötzlich das heftige Bedürfnis, von seinen Schwächen abzulenken. »Was ist eigentlich mit Torbas? Sind die aphim auch in ihn eingedrungen?«
    »Wenn ich das wüsste! Ich konnte ja schlecht die Nähte wieder öffnen, die der Wundarzt gerade gemacht hatte. Er meinte, ihm sei nichts Verdächtiges aufgefallen.«
    »Hoffen wir, dass Kaguan dem Ritter tatsächlich nur einen harmlosen Kratzer zugefügt hat. Allerdings könnte es nichts schaden, Borst trotzdem vorzuwarnen.«
    Múria nickte. »Das hatte ich sowieso vor. Wenn Torbas irgendwelche Auffälligkeiten zeigt, dann will ich das wissen. Ich habe ihn übrigens nicht von ungefähr in sein Quartier geschickt, um sich auszuruhen. Solange wir nicht ausschließen können, dass die Zornissen ihn befallen haben, sollte er an keiner geheimen Unterredung teilnehmen.«
    Ergil schnaubte. »Und was ist mit mir? Bin ich dann nicht ebenso ein Risiko für unsere Gemeinschaft?«
    »Es wäre gelogen, das zu bestreiten. Aber ich kenne dich mittlerweile recht gut, mein Lieber. In dir wohnen viele Eigenschaften des Lichts. Wenn du endlich aufwachst und die dunklen Gefühle richtig einzuschätzen lernst, dann kannst du die Zornissen besiegen. Bei Torbas fehlt mir diese Zuversicht. Mir ist aufgefallen, dass er ein stolzer Ritter und ziemlich ehrgeizig ist.«
    »Was ist daran verkehrt?«
    »Das kommt darauf an. Solche

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