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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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des Reichsgrafen Olle Zaban? Meine Antwort lautet: Weil ich König Godebars Emissär nicht traue und das, was ich euch jetzt verkünden werde, so lange wie möglich geheim bleiben muss.«
    Gemurmel. Ratlose Mienen. Köpfe wurden zusammengesteckt.
    »Bitte!«, mahnte Ergil die Versammelten zur Ruhe. Als diese eingekehrt war, gab er einen Bericht von den Ereignissen der letzten Stunden. Weil sich die Gerüchte über eine im Kerker eingesperrte Bestie inzwischen im ganzen Palast verbreitet hatten, sah sich der König genötigt, zunächst die Tatsachen über den Zoforoth auf den Tisch zu legen. Die Zornissen ließ er unerwähnt.
    Danach widmete er sich Vania. Er sprach über die Art ihrer Vergiftung und das wohl einzige Gegengift – das Wasser von Silmao. Anschließend machte er allen Anwesenden klar, dass jedes Ringen um den Frieden im Großen Rat letztlich vergeblich wäre, wenn Magos’ Fluch sich erfüllen würde. Daher durfte seine Mutter auf keinen Fall sterben.
    »Ich glaube, das haben jetzt alle hier verstanden«, ergriff Borst für die Übrigen das Wort. »Aber was wollt Ihr tun?«
    »Eine Allianz schmieden.«
    Die buschigen grauen Augenbrauen des Pandoriers rückten aufeinander zu. »Gewöhnlich tut man so etwas, wenn man sich gegen einen anderen verbünden will.«
    »Oder wenn es gilt, mit vereinten Kräften eine Gefahr abzuwenden. Ich fürchte, der Reichsgraf von Birkehave wird falsche Schlussfolgerungen ziehen, wenn ich den Großen Rat und mein Reich Hals über Kopf verlasse.«
    »Ha!«, dröhnte Borst. »Davon könnt Ihr ausgehen. Soodland ist nach den Missernten in keiner guten Verfassung. Godebar und Entrin könnten es als herrenloses Gut ansehen und den Versuch unternehmen, es sich einzuverleiben, wenn Ihr es ihnen schutzlos ausliefert.«
    Ergil nickte. »Deshalb ernenne ich Euch zu meinem Reichsverweser und Múria zu Eurer Ersten Ratgeberin. Zusammen mit Fürst Halbart Bookson von Grotsund, meinem Ersten Kanzler, werdet Ihr Soodland regieren und beschützen, bis ich zurückkehre.«
    Es kam nicht oft vor, dass man Borst sprachlos sah. Dies war eine dieser Gelegenheiten. Umso lautstarker begannen die anderen im Raum zu debattieren.
    Ergil wechselte einen Blick mit seiner Hofgeschichtsschreiberin.
    »Du hättest vorher mit mir darüber reden sollen«, flüsterte sie.
    »Wäre dir ein anderer Regent lieber gewesen? Du wolltest derartige Ämter ja nie haben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Borst ist eine gute Wahl. Nur der Anlass gefällt mir nicht.«
    Inzwischen hatte der Pandorier seine Fassung wiedererlangt und brachte den Tumult durch seine dröhnende Stimme zum Verstummen. »Euer Vertrauen ehrt mich, Majestät, aber Ihr habt uns immer noch nicht verraten, was Ihr eigentlich plant. Weshalb wollt Ihr Soodland überhaupt verlassen?«
    Ergil blickte nacheinander in die erwartungsvollen Mienen seiner Vertrauten. Bei Múria schloss sich der Kreis. Er atmete bedächtig aus und sagte: »Ich muss das Lebenselixier finden. Deshalb werde ich mit der Silberginkgo den Spuren von Harkon Hakennase folgen. Wenn es sein muss, bis hinter den Weltenbruch.«

 
    8
     
    DER SPION
     
     
     
    Der König von Soodland stahl sich wie ein Dieb davon. Noch vor dem Morgengrauen hatte er die Sooderburg im Schutz der größten Dunkelheit verlassen. Nur sein Ratgeber-Kammerdiener-Adjutant Popi war an seiner Seite – ein größeres Gefolge wäre zu auffällig gewesen. Niemand bemerkte die beiden auf ihrem Ritt nach Norden.
    Zur Vorbereitung der Expedition in den Eisigen Ozean waren den Gefährten nur ein paar Stunden geblieben, viel zu wenig für ein solch gewagtes Unternehmen, hatte Bombo gesagt. Ergil war heilfroh, dass der Kapitän und seine Männer ihn auf der Silberginkgo begleiteten. Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, sollte das Sirilimschiff erst im kimorischen Kimsborg für die große Entdeckungsfahrt ausgerüstet werden. König Helvik hatte dazu geraten. In seiner Residenzstadt wimmele es von Fallenstellern, Edelsteinschürfern, Holzfällern, Walfängern und allen möglichen Abenteurern, die sich für ihre Ausflüge in die eisige Wildnis des Nordens mit Ausrüstung, Proviant und Schlittenhunden oder -wölfen versorgten. Einige kauffreudige Reisende mehr oder weniger würden kein Aufsehen erregen.
    Vor, während und nachdem die Silberginkgo in See gestochen war, hatte sich Ergil mit schon fast penetranter Aufdringlichkeit so vielen Menschen wie möglich gezeigt. Er war sogar zur Verabschiedung des ostrichischen

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