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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Heldentaten also die Wahrheit:
     
    Dort lag ein Meer wie der Himmel so weit
    Und so grün wie das Korn vor dem Reifen.
     
    Múria meinte, damit sei ein wogendes grünes Meer von Pflanzen gemeint. Ob es dort noch Ginkgobäume gibt?«
    »Wir werden sehen.«
    »Darf ich dich etwas fragen, Oheim?«
    »Nur zu.«
    »In den letzten Wochen hatte ich oft das Gefühl, die Silberginkgo dringe nicht in unbekannte Gefilde vor, sondern sei auf dem Weg nach Hause. Sie ist ein Schiff der Sirilim…« Ergil verließ der Mut.
    Jazzar-siril hatte längst erraten, was seinem Urgroßneffen durch den Kopf ging. »Du wolltest wissen, ob ich dir irgendetwas über dieses Land verschwiegen habe, nicht wahr?«
    »Nun… Ja!«
    »Nein. Das habe ich nicht. Aber ich war noch nicht geboren, als mein Vorvater, der große Jazzar-siril, unser Volk ins Herzland führte. Gemäß unseren Liedern und Erzählungen landete die weiße Flotte bei Schilmao an. Und es heißt, unsere Altvorderen seien ›mit der aufgehenden Sonne gekommen ‹, also von Osten. Zwar gibt es einige Überlieferungen, die von einem fruchtbaren Reich erzählen, das unser Volk aus irgendeinem Grund verlassen musste, aber mehr kann ich dir dazu auch nicht sagen.«
    »Woher wussten die Schönen, wo sich Magons Eispalast befand?«
    »Ich weiß es nicht, Ergil.«
    »Das ist aber… seltsam. Gab es im Alten Volk keine Geschichtsschreiber?«
    »O doch, die hat es gegeben. Es gehörte zur Aufgabe unserer Auserwählten, die Schätze des Wissens zu hüten.«
    »Auserwählte?«
    »Wir nannten sie auch ›die Heiligen‹: weise Männer und Frauen, die uns darin anleiteten, im Einklang mit der Natur, dem Herrn der himmlischen Lichter und seinen Geboten zu leben. Als Kind lauschte ich gerne ihren Geschichten, aber später entwickelte ich mich in eine andere Richtung. Ich war eher wie dein Bruder Twikus.«
    »Du meinst, ein Jäger?«
    »Ja. Und mehr als das. Auch unter den Sirilim gab es Draufgänger, die es in die Welt hinauszog, um immer wieder Neues zu sehen. Bevor ich Inimai im Stromland begegnete, hatte ich viele Länder des Herzlandes bereist.«
    Seit ihrer ersten Begegnung an den vereisten Hängen des Kitoras hatte der Sirilo auffallend selten über Múria, die große Liebe seines Lebens, gesprochen. Ergil hätte gerne mehr über die besondere Beziehung der beiden erfahren. Doch ehe er seinen Urgroßoheim danach fragen konnte, kehrte Schekira zurück.
    »Es gibt eine kleine Bucht mit einem Sandstrand, nur etwa zwanzig Meilen westlich von hier. Einen besseren Ankerplatz können wir uns gar nicht wünschen, weil er geschützt vor Wind und Wellen hinter einer vorgelagerten Felsenkette liegt.«
    »Du bist ein Schatz, Kira. Flieg gleich zu Bombo und sag ihm Bescheid.« Die Elvin schwirrte nach achtern davon. Ergil stützte sich mit beiden Händen auf die Reling und atmete tief durch. »Bist du auch so aufgeregt wie ich, Oheim? Abgesehen von der Entdeckung durch diesen Zwergling haben wir auf dieser Reise doch eine Menge Glück gehabt, oder? Stell dir nur vor: Wir werden heute noch eine neue Welt betreten!«

 
    10
     
    DER KÖNIG DER BÄUME
     
     
     
    Ohne die fliegende Kundschafterin wäre die Silberginkgo an der Bucht vorbeigefahren. Es handelte sich um einen natürlichen Hafen, der von einer Mole aus grün überwucherten Klippen vom offenen Meer abgeschirmt wurde. Selbst in dem engen Durchlass ragten Felsen aus dem Wasser, denen das kluge Schiff jedoch ohne Zutun des Steuermanns auswich. Dann öffnete sich der Blick auf den sanft geschwungenen Sandstrand. Seine gesamte Länge mochte eine knappe Meile betragen, die Tiefe etwa zweihundert Fuß. Bei Flut würde davon vermutlich nur noch ein schmaler Streifen übrig bleiben. Als der Lotgast nur noch zwei Faden Wasser unter dem Kiel meldete, gab Bombo die Anweisung, Anker zu werfen und das Beiboot zum Ausstieg bereitzumachen.
    Der Kapitän ließ es sich nicht nehmen, an dem historischen Landfall teilzuhaben. Als persönlichen Adjutanten hatte er sich Jonnin ausgesucht, jenen jungen Seemann, der sich schon bei der Durchquerung der Namenlosen Sümpfe bewährt hatte. Außerdem gingen Jazzar-fajim, Tusan, Tiko und Popi mit an Bord. Schekira begleitete das Gig in der Luft. Einhellig hatte man Ergil dazu auserkoren, als Erster seinen Fuß auf das unbekannte Ufer zu setzen. Niemand außer ihm selbst hatte wohl daran gedacht, dass der König von Soodland den Entdeckerruhm mit einem Netzling namens Nisrah teilen würde. Doch Ergil ließ erst gar keinen

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