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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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durchzuschütteln.«
    »Das sieht ihr ähnlich«, freute sich Ajuga. »Nun, sie ist noch jung. Erst ein paar tausend Jahre alt.«
    »Bitte erlaubt mir, Euch eine Frage zu stellen.« Es war der Sirilo, der unvermittelt das Wort ergriff.
    »Bitte, Fürst Jazzar-fajim«, sagte der König der Bäume.
    »Ihr meintet eben, Ihr hättet das Meer der Zungen meinem Volk anvertraut. Bedeutet das, die Sirilim stammen ursprünglich von hier?«
    Ajuga lachte, dass es in seiner Krone nur so raschelte. Etliche Blätter taumelten zu Boden. »Ja, habt Ihr etwa Eure Wurzeln vergessen? Da war doch gerade erst dieses Menschenkind, das Magon erschlagen hat. Es kann doch nur von Euch geschickt worden sein.«
    »Das ist schon einige tausend Jahre her, Majestät, selbst für einen Sirilo eine lange Zeit. Außerdem muss ich gestehen, dass ich im Wissen der Heiligen nicht sehr bewandert bin.«
    »Ach so? Nun, dann mag es für Euch und Eure Freunde nützlich sein, meine Geschichte zu hören. Sie ist eng mit derjenigen der Sirilim und der Menschen verbunden. Macht es euch bequem. Habt Ihr Hunger? Möchtet Ihr eine Erfrischung?«
    Popi beging den Fehler, laut »Ja!« zu rufen. Auf einen kaum merklichen Wink des Baumkönigs regneten allerlei Früchte auf die Gefährten nieder. Die Freigebigkeit der Gastgeber nahm fast lebensbedrohliche Ausmaße an. Zuletzt blieben aber dennoch alle auf wundersame Weise unverletzt. Obwohl Ergil ernste Zweifel hegte, ob eine im Traum gegessene Köstlichkeit irgendwie zu seiner Stärkung beitragen konnte, griff er bei einer rot-gelben Kugel zu, die allzu verlockend duftete und zudem wunderbar schmeckte.
    Während die Gefährten im Gras saßen und sich die Bäuche voll schlugen, erzählte Ajuga eine sagenhafte Geschichte.
    »Melech-Arez hat immer nur vollkommene Menschen aufziehen wollen, an die Pflanzen hingegen verschwendete er seinen Ehrgeiz nie«, begann der König der Bäume. »Nachdem der Herr der himmlischen Lichter die Wunden der missgearteten Schöpfung geheilt hatte, nahm er mich aus seinem Garten und bettete meine Wurzeln an dieser Stelle in Mirads Boden. Hier sollte das Herz Floraniens sein, das Reich der Pflanzen, ein Land des Friedens. Nach einigen unschönen Entwicklungen, über die ich Euch berichten will, wurde ich jedoch an den Rand meines Reiches gedrängt. Doch am besten, wir beginnen am Anfang. Ich, Ajuga der Jüngere, wurde nicht vom Widersacher Melech-Arez erschaffen, sondern von Dem-der-tut-was-ihm-gefällt. Ich stamme aus einer Welt, die sich Erde nennt. Die drei Bedeutendsten aus dem Geschlecht der Wurzeligen sind der Baum des Lebens, der Baum der Erkenntnis und der König aller Bäume, den die Pflanzen Ajuga den Großen nennen. Die ersten beiden leben inzwischen auf einer anderen Welt fort. Ihr Name mag Euch nichts sagen, sie nennt sich Neschan. Ajuga blieb als Einziger auf der Erde zurück, um in einem großen Wald über seine Untertanen zu wachen. Ich bin sein Ableger – Ihr würdet sagen, sein eigen Fleisch und Blut, sein Sohn. Deshalb nennen mich alle Wurzeligen Ajuga den Jüngeren.
    Anfangs breitete sich mein Reich über ganz Mirad aus. Es war ein paradiesischer Garten. Leider entwickelten sich die Beinigen im Laufe der Zeit zu einem Elend, schlimmer als jede Läuseplage. Sie holzten und brannten rücksichtslos meine Kinder nieder. Nun haben die Wurzeligen sehr viel Geduld, aber irgendwann war es genug. Wir schlugen zurück. Einige Beinige mussten wir vergiften, andere erdrosseln, aber die meisten gingen freiwillig – nachdem wir die Erinnerung an unser Reich aus ihrem Gedächtnis gelöscht hatten. Nur die Sirilim vertrieben wir nicht. Sie durften bei uns wohnen, denn sie liebten den Frieden. Sie verstanden uns. Sie lebten in Harmonie mit uns.
    Während sich das Ungeziefer des Melech-Arez auf der anderen Seite des großen Gebirges weiter vermehrte, wurde Floranien zu einem abgeschiedenen Reich, das bis an das Große Westmeer reicht. Wir Wurzeligen erhalten das den Menschen verloren gegangene Paradies für die Zeit nach der Weltentaufe, wenn die ganze Schöpfung wieder in Harmonie zusammenleben wird. Hier gibt es keine Wüsten und nur wenige unbegrünte Höhen. Meine Untertanen sind sehr verschieden, aber alle leben in Frieden und Harmonie miteinander…«
    »Gibt es auch Ginkgos in Eurem Reich?«, unterbrach Ergil den König der Bäume. Die Frage brannte ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge.
    »Ginkgos?« Ajugas Augenbrauen, die wie längliche Mooskissen aussahen, hoben sich. »O

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