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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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man für sie ein »Männchen« her?
    Ergil erzählte, was der eigentliche Zweck seiner Reise nach Floranien war, und fragte Ajuga sodann, ob es in seinem Reich ein anderes Mittel mit einer ähnlichen Wirkung wie die des Ginkgosaftes gebe.
    »Du sagst, in der Phiole an deiner Halskette befindet sich eine Probe des Giftes?«, vergewisserte sich Ajuga.
    »Ja.«
    »Dürfte ich mir einen Tropfen davon genauer anschauen?«
    »Nun… Sicher. Warum nicht? Aber bitte verschüttet nichts.«
    Der Baumkönig lächelte. »Keine Sorge. Bäume bewegen sich selten hastig.« Ajuga öffnete seine Rechte und zu Ergils großer Überraschung lag das Fläschchen bereits darin. Erschrocken griff er sich an die Brust.
    »Vergiss nicht, dass du träumst«, erinnerte ihn der Herrscher der Wurzeligen. Hierauf hob er die Phiole über den Kopf und träufelte einen Tropfen des Gapagiftes auf eines seiner Kronenblätter.
    »Was tut er da?«, fragte Bombo.
    »Er ist ein Durchdringer wie Ergil und ich. Ich nehme an, er untersucht so die Zusammensetzung des Giftes«, erklärte Jazzar-fajim.
    »Das habt Ihr fein erkannt, ehrenwerter Fürst«, pflichtete Ajuga ihm bei. »Ich kann die Beschaffenheit fast jedes Saftes ›erfühlen‹, und was ich einmal auf diese Weise ertastet habe, das vergesse ich nie wieder. Wartet…« Das holzige Gesicht erstarrte. Auch alle umstehenden Bäume blickten ihren König aus holzschnittartigen Mienen gespannt an. Nach einiger Zeit bestätigte dieser: »Das Gift stammt tatsächlich von den Harpyienwesen. Ich kann mich noch gut an sie erinnern. Meine Schlingpflanzengarde hat alle erdrosselt, derer sie habhaft werden konnte. Ihr Gift ist heimtückisch, aber der Saft aus der Frucht der Nacktsamer kann es unschädlich machen, wenn man beides miteinander vermischt. Allerdings dürfte die Sache ein wenig anders aussehen, wenn das Gift bereits im Körper eines Menschen oder einer Sirila zu wirken begonnen hat. Möglicherweise braucht man dann noch eine weitere Zutat, um die gewünschte Heilung zu erzielen.«
    »Das ist tatsächlich so, Majestät«, sagte Ergil. Er warf Tiko einen verzweifelten Blick zu. Hatte es überhaupt einen Sinn, nach einem männlichen Ginkgo zu suchen? Ohne das verschollene Wissen über die geheime Ingredienz des Wassers von Silmao wäre Vania trotzdem verloren.
    Ajuga breitete knarrend die Arme aus. »Ich bedauere sehr, Euch keine erfreulichere Auskunft geben zu können, aber solch einen Ersatz gibt es leider nicht. Der Saft des Ginkgo ist einzigartig.«
    Ergil wäre wohl zusammengesackt, wenn er nicht schon gesessen hätte. Wie ein Sturzbach schien alle Kraft aus ihm hinauszufließen. Er spürte, wie ihm die Tränen kamen. Doch plötzlich durchfuhr ihn ein Geistesblitz.
    Hatten die Sirilim ihre Schiffe nicht in einer parallelen Falte der Welt versteckt? Ebenso den Knochenpalast mit dem Haus des Gartens auf der Klippe von Sooderburg. Auch Vania hatte sich in die so gut wie zeitlose Zwischenwelt geflüchtet. Unvermittelt begann er wie in Trance zu sprechen.
    »Könnte eine kleine Schar von Sirilim sich aus dem Hier und Jetzt zurückgezogen haben, als Magos’ Heere die Schönen niedermetzelten und es keine andere Hoffnung auf einen Sieg der Übriggebliebenen mehr gab?«
    Auf Jazzar-fajims makellos glatter Stirn erschienen mit einem Mal Falten. Dann weiteten sich seine Augen. »Das wäre durchaus möglich.«
    »Und da die Weisen mit den Ginkgos in einer Zweckgemeinschaft lebten«, fuhr Ergil fort, seine Gedanken in Worte zu fassen, »wird es im Grünen Gürtel doch bestimmt auch viele dieser Bäume gegeben haben.«
    »Die gab es gewiss. In meinem eigenen Garten standen einige von ihnen. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, an ihnen jemals Früchte gesehen zu haben. Ich schätze, die Goldfruchtbäume haben uns mehr gebraucht als wir sie.«
    »Vielleicht sind doch irgendwo ein paar männliche Ginkgos übrig geblieben. Wenn einige Sirilim überlebt haben, wo müsste man sie suchen?«
    »In Saphira, der Hauptstadt des Alten Volkes.«
    »Saphira«, wiederholte Ergil leise und nickte. »Dann müssen wir so schnell wie möglich dorthin.«

 
    11
     
    ENTRINS PLAN
     
     
     
    Der weiße Hase quiekte auf, überschlug sich und blieb tot liegen. In seinem Nacken steckte ein Dolch. Ein Mann von kleiner, gedrungener Gestalt stapfte durch den Schnee. Er trug eine Pelzmütze, Handschuhe und einen zottigen braunen Mantel. Auf dem Grotwallpass herrschte auch im Sommer beißende Kälte.
    »Nichts für ungut, kleiner

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