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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zähe Brühe, die dem Richtungswechsel, wenn überhaupt, nur träge folgten. »Was?«
    Der Fährtensucher wiederholte seine Frage.
    »Nein«, antwortete Ergil.
    »Dann wird’s aber höchste Zeit, findest du nicht?«
    »Äh… Naja, ich weiß nicht. Hat irgendjemand von euch einen Vorschlag?«, rief er in die Runde.
    »Mondwolke«, antwortete Schekira neben seinem Ohr, als habe sie nur auf die Frage gewartet.
    »Mondwolke?«
    »Eine Verbindung aus Mondtau und Samenwolke.«
    »Also mir gefällt der Vorschlag«, erklärte Popi.
    Ergil blickte nacheinander in die Gesichter seiner Gefährten. Hier und da ein Nicken, nirgendwo Ablehnung. »Also gut. Dann soll unser fliegendes Schiff ab heute Mondwolke heißen.«
    Applaus brandete auf.
    »Ich hoffe nur, sie macht ihrem Name alle Ehre und steigt allmählich höher«, sagte eine überraschend besorgte Stimme. Tiko starrte schon wieder nach Osten.
    Der König blickte abermals durch die zarten Schleier aus Samenflöckchen. »Beim Herrn der himmlischen Lichter, du hast Recht! Wir sind viel zu tief.«
    Die Mondwolke trieb mit zunehmendem Tempo auf Magons bizarren Palast zu. Anders als die Silberginkgo bei den Eisbergen machte sie aber keine Anstalten, dem Hindernis auszuweichen. Ergil schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Wir werden von diesem Wald aus Kristallspitzen unweigerlich zerrissen, wenn wir nicht sofort etwas unternehmen!«
     
     
    Der Festungskomplex hatte unglaubliche Ausmaße und eine beängstigende Schönheit, die erst aus der Nähe erkennbar wurden. Der verlassene Wohnsitz des dunklen Gottes sah aus, als sei er aus gigantischen, meist sechseckigen Kristallen erschaffen worden. Spitze Türme und Zinnen, scharfkantige Mauern und Gebäude reckten sich wie Speerspitzen in den wolkenlosen Himmel. Alle schimmerten in einem eiskalten Blau. Obwohl man das Gefühl hatte, durch die transparenten Wände schauen zu können, blieb der Blick doch immer irgendwo in den dicken Kristallen stecken, so als gefriere er, bevor er Magons Geheimnisse lüften konnte.
    Ergil formte hektisch Bilder in seinem Geist, den Umständen entsprechend immer noch taktvolle Aufforderungen an die Mondtaufamilie, doch bitte schleunigst an Höhe zu gewinnen. Die Antwort, die er jedes Mal bekam, ist kaum in unserer Sprache wiederzugeben. Frei übersetzt könnte sie so lauten:
    Wir würden ja gerne, aber wir sind zu schwer.
    »Au Backe, das wird eng«, kommentierte Popi das Geschehen. Seine Stimme zitterte.
    In den Fenstern waren nur noch die mörderisch spitzen Dächer des Eispalastes zu sehen. Ein Zusammenstoß mit der Festung musste zwangsläufig in einer Katastrophe enden. Ergil schätzte die Entfernung bis zur Kollision auf höchstens eine halbe Meile. Er wandte sich Jazzar-fajim zu und rief: »Hilf mir, Oheim! Wir zwei müssen mit unserer Mondwolke reden. Und wir müssen sehr überzeugend sein.«
    Wieder formierten sie sich mit Nisrah zu einem Dreiergespann, um keine auch noch so kleine Regung in dem großen Gemeinschaftsgeist der Samenwolke zu übersehen. Warum raste sie geradewegs in ihr Verderben? Die in den Tönen der Unbekümmertheit eingefärbte Erwiderung war ernüchternd. Sinngemäß lautete sie: Keine Sorge, uns wird nichts passieren. Wir lösen uns nur voneinander und später setzen wir uns wieder zusammen.
    Das war nicht ganz die Antwort, die Ergil sich erhofft hatte. Er schlug vor, auf Nordkurs einzuschwenken und so dem Hindernis auszuweichen.
    Aber ihr habt doch über den großen Berg fliegen wollen, wunderte sich die Mondwolke und schwebte munter weiter.
    Wichtiger sei es zunächst, in einem Stück zu bleiben, erklärte Ergil ihr mit wachsender Ungeduld und stieß damit zunächst auf Unverständnis. Anscheinend reichte selbst der vereinigte Verstand von Millionen Sämlingen nicht aus, um sich einen so dämlichen Wunsch vorzustellen.
    Ich befehle dir, den Weltenbruch im Norden zu umfliegen. Sofort!
    Diese stümperhafte Übersetzung von Ergils Wutausbruch kann nur einen ungefähren Eindruck von der Bilderflut vermitteln, die er wie ein Blitzgewitter in dem Wolkenpaket aufflackern ließ. Die Reaktion der Mondwolke war dramatisch.
    Die auf einer annähernd zweitausend Fuß hohen Klippe stehende Festung schien schon zum Greifen nah. Doch plötzlich sackte das Luftschiff senkrecht nach unten und die Gefährten flogen – so hatte es den Anschein – in die entgegengesetzte Richtung. Erfreulicherweise war die Flockendecke, an der sie hängen blieben, ausgesprochen weich.
    »Will das Schiff

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