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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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uns alle umbringen?«, keuchte Tusan. Er hatte es als Einziger geschafft, mit den Füßen voraus zu landen, stand also jetzt Kopf, was zwar komisch aussah, aber niemanden zum Lachen brachte.
    »Kann schon sein«, ächzte Ergil. »Ich habe sie ziemlich rüde angeschnauzt.«
    »Du solltest dich wirklich mal um dein Zornissenproblem kümmern, mein Freund, sonst muss ich deiner Bitte nachkommen und dich mit dem Schwert er-« Weiter kam Tusan nicht, weil er plötzlich von der Decke fiel.
    Auch die anderen landeten wieder am Boden. Einzig Schekira, die sich zwischenzeitlich in ihre wahre Gestalt geflüchtet hatte, schwebte mit ihren vier Flügeln wie schwerelos im Raum und plauderte munter aus dem Nähkästchen einer flugerfahrenen Elvin.
    »Sie wird langsamer. Ich schätze, die Mondwolke hat nur nach einer passenden Süd-Nord-Strömung gesucht.«
    »Und was wäre passiert, wenn sie keine gefunden hätte?«, stöhnte Popi.
    Die Prinzessin schmunzelte verschmitzt. »Ich denke, dass du das nicht wirklich hören möchtest.«
     
     
    Als wäre es nur ein uraltes Märchen, das er einmal in seiner Kindheit gehört hatte, erinnerte sich Ergil an den Abschied von Ajuga, dem Floranischen Ministerrat und Föhribus, den am Ende überraschend zugänglichen Sprössling. Der König der Bäume hatte Ergil zwei besondere Abschiedsgeschenke gemacht. Das erste war eine Kannenpflanze, in der sich jener betörend duftende Blütenstaub befand, der das Bewusstsein der Gefährten zum Gedankenaustausch mit den Pflanzen befähigt hatte. »Solltest du je den Rat eines Baumes, einer Blume oder irgendeines Krauts benötigen, atme ein wenig von dem Staub ein«, empfahl ihm der Uralte.
    Des Weiteren überreichte Ajuga seinem Gast ein braunes Säckchen mit gelben Bohnen. Auf Ergils verwunderte Nachfrage bekam er die Auskunft, nun stolzer Besitzer von zwölf Dutzend Wandellingen zu sein. Wenn er irgendwann und irgendwo auf die Schnelle ein Schiff oder etwas anderes bauen müsse, dann solle er seinen Wunsch nur in die Böhnchen senden und ein paar Tropfen Spucke dazugeben. Die Zimmermannsschoten wüssten dann schon, was zu tun sei.
    Auf dem Flug in der Mondwolke versuchte sich Ergil oft eine Situation vorzustellen, in der er die merkwürdigen Gaben des Uralten gebrauchen konnte. Meist bekam er davon Kopfschmerzen. Jedenfalls redete er sich das ein. Es gab noch eine zweite Erklärung für das Schädelbrummen, die er aber in einen dunklen Winkel seines Bewusstseins verbannt hatte.
    Die Zornissen wuchsen.
    Es war zum Verzweifeln. Obwohl er sich die größte Mühe gab, konnte er die dunklen Gefühle nicht immer beherrschen. Und die heftige Reaktion der Mondwolke zeigte wohl, dass er damit allmählich die Gesundheit, wenn nicht sogar das Leben seiner Freunde aufs Spiel setzte. Vielleicht sollte er Tusans schwarzen Humor als bare Münze nehmen und sich wirklich von ihm erschlagen lassen.
    Aber was würde dann aus Vania und seinem Volk werden?
    Zumindest widmete er während seiner Luftreise wieder viele Stunden der Meditation über das Licht. Er hatte das Gefühl, seine Kopfschmerzen ließen dann nach. Oder war auch das nur ein Selbstbetrug?
    Der neue Kurs der Mondwolke würde nördlich am Weltenbruch vorbei führen, über den Eisigen Ozean hinweg, dann über die Weststeppen und schließlich nach Südwesten zur Hauptstadt der Sirilim. Er war weiter als die Direktverbindung über das Gebirgsmassiv, aber auch erheblich gesünder.
    Nachdem er sich bei seinem Luftschiff für den Zornausbruch bei Magons Eispalast entschuldigt hatte, kamen sie besser miteinander aus. Ergil und Jazzar-fajim entwickelten allmählich auch ein feineres Gefühl für die Beweglichkeit der Samenwolke. Ihre Fähigkeit, durch Aufsteigen oder Absinken passende Windströmungen zu finden, um auf Kurs zu bleiben, stand der eines Steinadlers oder anderer geschickter Gleitflieger in nichts nach. Nur eine Kleinigkeit beunruhigte Ergil: Während des Fluges lösten sich immer wieder einzelne Samenflöckchen aus dem riesigen Verband. Aber der Schwund war äußerst gering. Es bestand wohl kein Anlass zur Sorge.
    Jazzar-fajim kontrollierte anhand der Sterne regelmäßig den Kurs. Er hatte auch festgestellt, dass die Mondwolke am Tag ungefähr neunzig Meilen zurücklegte. Damit war sie um ein Vielfaches langsamer als die Silberginkgo, doch immerhin kannte sie keine Ermüdungserscheinungen. Sie musste weder rasten noch fressen.
    Ihre Passagiere waren da schon weniger selbstgenügsam. Die eisige Kälte

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