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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Fässer Mulch erleichtert hatten, hob sich das fliegende Schiff wieder in die Lüfte. Der Eisige Ozean würde ohnehin bald hinter ihnen liegen und damit auch die Notwendigkeit, sich mit dem gärenden Gemisch aus Pflanzenresten einzuheizen.
    Für den quirligen alten Zausel Harkon war es eine Ehrensache, sich der Expedition anzuschließen. »Wenn du dein Reich in die Hand meiner Enkeltochter gelegt hast, dann vertraue ich dir im Gegenzug meine Erfahrung an«, verkündete er. Dies war, wie sich noch zeigen sollte, ein Angebot von unschätzbarem Wert. Er hatte in seinem Leben das ganze Herzland bereist und verfügte über einen enormen Wissensschatz. Wie er glaubhaft versicherte, habe er sogar einige Wochen in der Hauptstadt der Sirilim zugebracht.
    Ergil hatte den Abenteurer sein Leben lang bewundert. Wie hätte er dessen Angebot abschlagen können?
    Hinter dem Weltenbruch bog das Luftschiff scharf rechts ab, soll heißen, es schlug einen strikten Südkurs sein. In sicherem Abstand zu den launenhaften Fallwinden des Gebirgszuges schwebte es über fast unbewohnte Gegenden Kimors hinweg, streifte hiernach die Weststeppen und flog schließlich immer weiter nach Osten. Das Ziel war der Sternenspiegel, genauer gesagt das Südufer des Sees in den Namenlosen Sümpfen. Eine Gegend, mit der Ergil nicht nur angenehme Erinnerungen verband.
    Je näher die Mondwolke dem Saum des Grünen Gürtels kam, desto schwieriger wurde das Navigieren. Das Problem hatte sich schon früh abgezeichnet, war von Ergil und seinen Gefährten aber anfangs nicht ernst genommen worden.
    Die Samenwolke verlor fortwährend einzelne Flöckchen.
    Weil das Gebilde so riesig war, hatte es sehr lange gedauert, bis die Folgen des steten Verlustes überhaupt erkennbar wurden. Anfangs war es auch nicht wirklich bedrohlich, denn mit dem Südkurs kam die erhoffte Wärme und man konnte weiteren Ballast abwerfen. Aber dann ging der Mulch zur Neige und Saphira war immer noch nicht in Sicht.
    »Notfalls schrammen wir mit dem Hintern bis zur Sirilimstadt«, hatte Popi seinen Herrn zu trösten versucht.
    Ergils Blick war auf eine Ansammlung wuselnder Punkte in der tief unter ihm vorüberziehenden Landschaft gerichtet. Salbacken, die mit ihren Pferden durch die Steppe zogen. Ob die Nomaden sich über die fischförmige Wolke am Himmel wunderten? Die sicher gut gemeinten Worte seines Freundes schien er überhört zu haben. Aber dann antwortete er doch: »Wenn unser Luftschiff nicht mehr hoch genug aufsteigen kann, vermag es auch keine passende Luftströmung mehr zu finden. Dann sind wir der Willkür des Windes ausgesetzt.«
    Danach hatte Popi geschwiegen.
    Aber dann kam doch endlich das wuchernde Grün der Namenlosen Sümpfe in Sicht und bald darauf der Sternenspiegel. Sogar aus der Luft glich der See ob seiner Weite eher einem Meer. Die Mondwolke erlebte gerade den vierzigsten Tag ihres Bestehens, als am Horizont eine dunkelgraue Linie auftauchte: der Grüne Gürtel. Der Name – in Sirilo, der Sprache des Alten Volkes, hieß der Wald Bilath-berdeor – stimmte schon lange nicht mehr. Hätte Ergil das verlassene Reich der Sirilim bei der Rückkehr vom Kitora nicht schon einmal durchquert, wäre der Anblick der toten Bäume für ihn jetzt ein Schock gewesen. Sie waren kahl wie Fischskelette, von Sonne, Wind und Regen verwittert und so freudlos grau, als habe Magos sie sämtlicher Farbe beraubt. Doch seine Schandtat war schlimmer. Irgendwie hatte er den Wald ermordet.
    »Da unten sieht alles so anders aus«, sagte Jazzar-fajim. Er stand neben Ergil. Gemeinsam blickten sie aus demselben Fenster. Die Mondwolke flog kaum höher als die Baumwipfel.
    »Hoffentlich übersehen wir Saphira nicht.«
    »Ergil, denk an die Ruinen Lurias. Die Hauptstadt der Sirilim war um die Hälfte größer. Wir können sie gar nicht verfehlen.«
    »Aber wenn sie vollständig aus dem Hier und Jetzt verschwunden ist?«
    »Warten wir es einfach ab.«
    »Je näher wir nämlich der richtigen Stelle kommen, desto leichter werden wir die Stadt in der Zwischenwelt finden.«
    »Ja doch«, sagte Jazzar-fajim. Er hörte sich an wie ein Lehrer, der schon tausend Mal dieselbe Sache erklärt und dem sein Schüler gerade zum tausendundersten Mal die gleiche Frage gestellt hat. »Übe dich in Geduld, Ergil. Es ist ein Wesenszug des Lichts.«
    »Das rede ich mir jetzt schon seit über zwei Monaten ein.«
    »Dann solltest du es allmählich begriffen haben.«
    Der zornissengeplagte König wollte gerade zu einer scharfen

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