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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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wollte Antworten, und als die CIA anfing, eine neue Forschungsinitiative zu organisieren, ging den Verantwortlichen auf, dass sie noch immer eine aktive Einrichtung in Waco hatten – eine, die mittlerweile seit Jahren keinen Rechenschaftsbericht mehr eingereicht hatte.
    Ich hätte so oder so in der Bredouille gesteckt, aber noch schlimmer wurde es dadurch, dass die CIA nach meiner letzten, Jahre zurückliegenden Rückmeldung einen neuen Direktor ernannt hatte. Einen üblen Kerl …« Koresh sprach einen Namen aus, den Mustafa von Saddams Liste her wiedererkannte. »Sein Spitzname war ›der Wachteljäger‹«, sagte David Koresh. »Texanischer Humor. Wenn man einen Feind hat, den man loswerden möchte, so der Witz, braucht man ihn nur zu einem Jagdausflug einzuladen undverwechselt ihn dann mit was immer man gerade jagt. Der Wachteljäger hat das wirklich gemacht. Er ist auf der Firmen-Karriereleiter über jede Menge Leichen gegangen.
    Das also war der Mann, vor dem ich mich jetzt verantworten musste. Er ließ mich von bewaffneten Agenten zum Crawford-Campus schleifen. Sie führten mich in sein Büro, und er zeigte mir einen Stapel Buchungsbelege und befahl mir zu erklären, wofür zum Teufel ich das ganze Geld ausgegeben hatte.
    Ich log. Ich erzählte ihm, wir säßen noch immer an unserem ursprünglichen Forschungsauftrag und analysierten Träume. Ich behauptete, wir stünden kurz vor einem größeren Durchbruch, etwas von gewaltiger Tragweite für die nationale Sicherheit. Wir bräuchten nur noch ein bisschen Zeit. Sechs Monate, ein Jahr.
    Er gab mir zwei Monate. Er nahm eine Patrone aus seiner Brusttasche und legte sie auf seine Schreibunterlage. In sechzig Tagen, erklärte er mir, würde da, wo jetzt die Patrone lag, entweder ein Bericht über diesen größeren Durchbruch liegen oder die Kugel würde sich in dem Teil meines Gehirns befinden, der die Funktion des Darmschließmuskels regelte. Er erklärte mir weiterhin, ich stünde unter Hausarrest. Sollte ich versuchen, Mount Carmel zu verlassen, bevor der Bericht fertig war, würde ich die Kugel entsprechend früher bekommen.
    Seine Zenturionen schafften mich zum Center zurück. Ich rief den Mitarbeiterstab zusammen, und wir bildeten einen Kreis und beteten zu Gott um meine Errettung.
    Vierzig Tage und vierzig Nächte lang kamen wir keinen Schritt weiter. Jeden Morgen fiel ich in der Kapelle auf die Knie und sagte: ›Bitte, Gott, vergib mir meinen Stolz und wirf mir einen Knochen hin‹, und Er hörte mich, Er antwortete, nur dass ich Ihn nicht verstand. Albträume«, sagte Koresh. »Wir alle fingen an, Albträume zu haben, den gleichen Albtraum zu haben, wir seien gefangen in einem brennenden Haus, das von Bewaffneten umstellt war.« Er zog an seinem Kragen und schloss für einen Moment die Augen, atmete dabei durch die Nase, während die Klimaanlage im Hintergrund summte. »Ich dachte, es sei nur der Stress …«
    »Und was war es tatsächlich?«, fragte Mustafa.
    Aber Koresh schüttelte lediglich den Kopf. »Als uns nur noch drei Wochen blieben, war es so schlimm geworden, dass keiner mehr ein Auge zubekam, was ein Problem ist, wenn man versucht, Träume zu deuten. Natürlich hatten wir jede Menge konventionelle Sedativa zur Hand, aber ich beschloss, die Psychopharmakologie in Crawford zu kontaktieren und in Erfahrung zu bringen, ob sie seit unseren letzten Drogenversuchen nicht vielleicht etwas Neues ausgekocht hatten. Sie schickten uns ein Auswahlsortiment von experimentellen Hypnotika. Das Erste, das wir aus dem Karton herausholten, war Elefaridoltartrat, ein Nicht-Benzodiazepin-Agonist mit einigen sehr interessanten Nebenwirkungen. Es erwies sich als genau der Durchbruch, um den wir die ganze Zeit gebetet hatten.«
    »Inwiefern?«, sagte Mustafa. »Was bewirkte es?«
    Koresh stand auf. »Ab hier ist es einfacher, wenn ich es Ihnen zeige .«
    Sie betraten das Untergeschoss durch einen Raum voller tragbarer Generatoren. Von nackten Betonziegelwänden reflektiert, war der Lärm der laufenden Maschinen ohrenbetäubend, aber zumindest war es dort wärmer als in Koreshs Büro.
    Ein Generator war stehen geblieben. Terry Nichols, jetzt mit einem Werkzeuggürtel ausgerüstet, hatte das Auspuffrohr des Generators abmontiert und untersuchte es gerade. Der leichte Dieseldunst in der Luft schien David Koresh zu beunruhigen, und er ging zu Nichols und schrie ihm etwas ins Ohr. Nichols antwortete darauf mit einer Geste, die ebenso gut »Keine Sorge, ich hab alles im

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