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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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nötig.«
    »Gefahr im Verzug?« Amal lächelte. »Wessen Leben, soll ich sagen, wäre in Gefahr? Das des abhandengekommenen Gefangenen oder unseres?«
    »Hängt ganz davon ab«, sagte Mustafa, »woraus der Gefangene tatsächlich besteht.«
    Gekleidet in eine echte Uniform der irakischen Armee, die er bei eBasar erstanden hatte, wartete Saddam auf dem Wendeplatz vor seinem Palast. Eine verspiegelte Sonnenbrille im Maxiformat erlaubte ihm, ohne zu blinzeln in den Sturm zu starren. Ein breites erwartungsfrohes Grinsen zwang ihn allerdings, sich alle paar Sekunden abzuwenden und Sand auszuspucken, der sich zwischen seinen Zähnen abgesetzt hatte.
    Privatsekretär Abid Hamid Mahmud stand zur Rechten Saddams und sah um eine entscheidende Spur weniger glücklich aus. Rechts von Abid stand der Zauberer Herr Rammal, dessen Gesichtsausdruck unter der Kapuze seines Gewands verborgen war. Vierzig Männer der Republikanischen Garde waren, das Gewehr im Anschlag, auf der Vortreppe des Palastes aufmarschiert. Ihre Gesichter zeigten keinerlei Regung: Sie hätten ebenso gut auf das Eintreffen eines Staatsoberhaupts wie auf eine Lieferung Goldbarren oder eine Schlacht warten können.
    Hinter der Garde, im Schutz eines Vorsprungs über der Eingangstür, standen Tariq Aziz, Udai Hussein und ein Grüppchen Diener. Aziz und die Diener sahen nervös aus; Udai missmutig. Tatsächlich war Udai stinksauer, nicht auf die Mission zur Entführung des Dschinns mitgedurft zu haben. Außerdem langweilte er sich: Sämtliche Frauen des Hauses, von seiner Mutter bis hinunter zum niedersten Dienstmädchen, waren weggeschickt worden.
    Die Polizeiautos tauchten am Tor auf und wurden durchgewinkt. Sie kamen die Zufahrt hinauf und hielten auf dem Wendeplatz. Aus dem ersten Wagen stieg Qusai aus. Er nickte seinem Vater zu, öffnete dann die hintere Tür des Wagens und griff hinein.
    Als die Füße des Gefangenen den Boden berührten, frischte der Wind heftig auf. Abid und Herr Rammal gerieten dadurch ins Taumeln, und die Garde musste sich alle Mühe geben, um in Formation zu bleiben. Aziz warf einenArm in die Höhe, um sich zu schützen, und die Diener bedeckten sich ängstlich die Gesichter. Udai, der sich erinnerte, wie er sich zuvor blamiert hatte, ballte die Fäuste und stemmte sich gegen den Sturm.
    Saddam stand wie ein Fels. Er wartete ab, bis Qusai den Gefangenen aufrecht hingestellt hatte, nahm dann seine Sonnenbrille ab und fixierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Willkommen in meinem Haus!«, brüllte er gegen das Heulen des Windes an. Er zupfte neckisch an der Kette zwischen den Handgelenken des Gefangenen. »Willkommen in meinen Diensten!«
    Die Halal-Behörde hatte einen Bootshafen am Fluss, einen Block östlich vom Gebäude des Heimatschutzes.
    Bevor sie aufgebrochen waren, hatten alle drei Schutzbrillen angelegt, und Mustafa und Samir hatten sich Lappen um Mund und Nase gebunden, während sich Amal mit ihrem Kopftuch vermummte. Sie sahen wie Banditen aus, und als sie sich dem Wachhäuschen am Eingang der Hafenanlage näherten, rechnete Mustafa schon damit, angehalten zu werden. Aber das Häuschen war verlassen, und das Tor war zwar abgeschlossen, aber der Nummerncode hatte sich in den letzten zehn Jahren nicht geändert.
    Sie bestiegen ein Kajütboot und nahmen Kurs flussaufwärts. Der Sandsturm frischte immer mehr auf. Der Himmel hatte durch den vielen Staub über der Stadt einen trüben Orangeton angenommen, und die Sichtweite sank mehr und mehr, bis sie unter fünfzig Meter fiel. Mustafa steuerte anhand des eingebauten Navigationssystems, während Samir und Amal nach näher kommenden Schiffen Ausschau hielten. Zum Glück schienen die meisten Boote und Schiffe für die Dauer des Sturms vor Anker gegangen zu sein.
    Nach ungefähr einer Viertelstunde gelangten sie an eine Biegung des Flusses und machten eine Kette von Lichternaus, die laut Navigator Saddams Privathafen markierten. Die Anlage erstreckte sich über fast hundert Meter Flussufer und wurde an ihrem östlichen Ende durch ein Gästehaus abgeschlossen, das größer war als die Wohnhäuser der meisten Normalbürger. Zum Anwesen gehörte auch ein Wachlokal, also machte Mustafa einen weiten Bogen und fuhr dann weiter flussaufwärts bis zum Westende des Hafens, bevor er die Positionslichter der Barkasse löschte und kehrtmachte. Er brachte sie bei langsamer Fahrt zurück, schaltete die Maschine zuletzt ganz aus und ließ das Boot in einen offenen Liegeplatz neben eine Jacht namens

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