Mirage: Roman (German Edition)

einen Berg von Belastungsmaterial erhalten hatten – zu und nahmen über zweihundert Freie Offiziere fest, wodurch die Gewerkschaft praktisch erledigt war. Die meisten Berufsgruppen, die sich bis dahin von den Freien Offizieren hatten vertreten lassen, wechselten jetzt zur Baath über.
    Im März 1963 kehrte Saddam Hussein nach Bagdad zurück und wurde zum Sekretär und Schatzmeister der Baathisten ernannt. 1968 avancierte er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft. Schließlich, nach dem überraschenden Rücktritt des Gewerkschaftsvorsitzenden Ahmed Hassan al-Bakr im Jahre 1979 , wurde Saddam zum Führer der Baathisten gewählt – ein Amt, das er noch heute innehat.

    Philanthrop, Romanautor … und Berufs-Angeklagter
    1979 war auch das Jahr, in dem die Bundesanwaltschaft Saddam zum ersten Mal unter Anklage stellte. Der Fall, bei dem es um die Bestechung und Einschüchterung von Arbeitern an einer Erdöl-Pipeline zwischen Kurdistan und dem Irak ging, kam allerdings nie zur Verhandlung.Infolge einer Störung in der Heizungsanlage des Hotels, in dem die Zeugen der Anklage untergebracht waren, wurden die Gästeetagen mit Kohlenmonoxid geflutet, wodurch vier Dutzend Menschen erstickten.
    1982 unternahm die Bundesanwaltschaft einen weiteren Versuch und klagte Saddam der Manipulation der Wahl an, durch die sein Onkel Khairallah Bürgermeister von Bagdad geworden war. Am Morgen des zweiten Tages der Geschworenenberatung wurde der Sprecher der Jury in einer Toilette des Gerichtsgebäudes erhängt aufgefunden. Ein Ersatz-Geschworener wurde vereidigt und die Beratung fortgesetzt; Saddam wurde freigesprochen.
    1986 , nach zwei weiteren Freisprüchen, war Saddam bereits zu landesweiter Prominenz aufgestiegen. Er stellte sich regelmäßig den Fragen der Presse und trat im Fernsehen auf, um, mit einem Augenzwinkern, seine Unschuld zu beteuern.
    1987 gründete Saddam den Saddam-Hussein-Fonds , eine wohltätige Stiftung, die Schulen, Moscheen und Krankenhäuser finanziell unterstützt, sowie das Baath-Stipendienprogramm , das Irakern aus armen Familien ein Hochschulstudium ermöglicht. Als der Bundesanwaltschaft auffiel, dass die Gesamtsumme von Saddams persönlichen Spenden zu wohltätigen Zwecken das Zehnfache seines deklarierten Einkommens überstieg, leitete sie ein Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung gegen ihn ein. Er wurde für nicht schuldig befunden …
    Im Dezember 1998 gab Saddam auf einer Presseerklärung das baldige Erscheinen eines von ihm verfassten Reißers bekannt. »Jahrelang haben Staatsanwälte die haarsträubendsten Geschichten über mich in die Welt gesetzt«, sagte er. »Da dachte ich mir, es sei an der Zeit, selbst eine zu erzählen.« Der Roman, › Zabiba und der König‹ , handelt von einem Gewerkschaftsfunktionär aus Tikrit, der, als seine Geliebte Zabiba von Gangstern ermordet wird, wider Willen eine Verbrecherlaufbahn einschlägt; nachdem er Rache an den Mördern genommen hat, steigt er zum (edelmütigen) König der Unterwelt auf.
    Die › Bagdader Post‹ bezeichnete ›Zabiba und der König‹ als »sublim«, aber die meisten anderen Rezensionen waren bestenfalls als lau zu bezeichnen. Dann versuchte der Bezirksstaatsanwalt von Bagdad das Buch als Grundlage für eine Anklage wegen Verschwörung zumMord zu verwenden mit dem Argument, der Höhepunkt des Romans sei eine nur dürftig fiktionalisierte Schilderung der Tötung Abd al-Karim Qasims, die Details enthalte, die nur ein am Mordkomplott Beteiligter kennen könne. Ein Großes Geschworenengericht lehnte den Antrag des Staatsanwalts auf Anklageerhebung ab, doch die daraus resultierende Publicity katapultierte ›Zabiba‹ an die Spitze der Verkaufslisten.
    Saddam Hussein hat seither drei Fortsetzungsromane zu › Zabiba‹ geschrieben, die alle große Erfolge wurden: ›Das Schloss des Königs‹ (2001), ›Der König und die Stadt‹ (2003) und ›Der König sagt: Weiche von mir, Satan‹ (2006). Nach Auskunft von Saddams Literaturagenten steht ein fünfter »König«-Roman kurz vor seiner Vollendung; Staats- und Bundesanwälte sollen gespannt auf die Rezensionsexemplare warten.

    Fakten über Saddam Hussein
1963 heiratete er seine Kusine Sajida Talfah . Sie haben fünf gemeinsame Kinder, darunter zwei Söhne, Udai (*1964) und Qusai (*1966).
1986 heiratete Saddam eine zweite Frau, Samira Shahbandar . Aufgrund von »Unstimmigkeiten« zwischen ihr und Saddams erster Frau lebt Shahbandar an einem unbekannten Ort im Ausland. Ebenso