Mischpoche
direkt am Gang niederzulassen. Hinter ihm übten sich zwei ältere Herren in der Augurenzunft.
»Die WAF-ler sind in ihrer stärksten Besetzung kommen. Nur der Heinz fehlt, aber der ist eh schon zu alt für’s Fußballspielen.«
»Na, bei uns schaut’s ned so leiwand aus. Der Powolny ist ang’schlagen. Und ohne den geht einmal gar nichts.«
»Ah, du darfst ned so schwarzsehen. Weil dafür ist der Scheidl dick da. Der wird des heut für uns schon schupfen.«
»Und erst die Kanhäuser-Buben«, mengte sich ein dritter Zaungast ein.
»Und vergesst mir den Zankl ned«, bemühte sich ein vierter ebenfalls um eine Wortspende.
»Na ja«, meinte da der zweite, »immerhin brauchen wir ja nur einen einzigen Punkt, dann sind wir schon Meister, weil wir mehr Siege haben als die Hakoah. Die könnt’ dann 14:0 g’winnen, so wie wir damals gegen Troppau, und es tät’ auch nichts machen.«
»Genau. Noch einmal braten die G’scherten uns ned ein.«
Bronstein wusste nur zu gut, wovon der Mann sprach. Im Cup war der Sportclub als haushoher Favorit just vom WAF geschlagen worden. Und die Niederlage hatte irgendwie sogar jene Negativserie gestartet, die den Dornbachern jetzt noch im letzten Augenblick den Titel kosten konnte.
Unten am Platz trat ein Mann mit Trichter vor und verlas die Aufstellungen. Gebannt lauschte Bronstein.
»Und der Sportclub spielt mit Edi Kanhäuser im Tor.« Jubel brandete auf der Tribüne auf.
»Innenverteidigung Beer und Scheidl.« Applaus.
»Verbinder Patzak, Lowak und Zankl.« Anhaltender Applaus.
»Sturm Karl Kanhäuser, Hans Kanhäuser, Giebisch, Bauer und Powolny.« In Jubel übergehender Applaus.
Auch die Gegenseite wurde anerkennend gewürdigt. Dann setzte sich Bronstein wieder, und gleich den anderen 8.000 Zusehern riskierte er einen prüfenden Blick zum Himmel, der mittlerweile voller Gewitterwolken hing. Besorgt besah er sich seine Kleidung. Wenn wirklich ein Wolkenbruch geschah, dann würde er sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verkühlen, denn er hatte für einen solchen Fall keinerlei Vorkehrung getroffen.
Doch das Erscheinen der Mannschaften ließ Bronstein seine Sorgen sofort vergessen.
»Habt ihr’s schon mitkriegt, sie haben uns den Flügel g’sperrt!«
»Na sicher, wir sind ja nicht blöd. Weder hat er den Namen Plank verlesen, noch rennt der Plank da unten herum.«
»Ja. Eine absolute Frechheit. Wegen der G’schicht’ im Cup. Dass die erst jetzt sanktioniert wird, das riecht stark nach Schiebung, sag’ ich euch.«
»Na ja, wichtig ist, dass die anderen beiden Läufer in Form sind. Der Zankl lässt sicher nichts anbrennen. Und der Lowak wird wie immer recht einfallslos spielen, aber sich abrackern bis zum Letzten und aufopfernd kämpfen.«
Bronstein ertappte sich, wie er immer wieder zu dem Quartett hinübersah. Er hätte sich gerne dazugesetzt und auch gefachsimpelt, doch er kannte die Herrschaften nicht, und so wäre es unhöflich gewesen, sich so mir nichts, dir nichts aufzudrängen. Also blieb er für sich. Er zückte seine Taschenuhr und blickte auf ihr Zifferblatt. Warum hatte der Schiedsrichter nicht schon längst angepfiffen?
Diese Frage beschäftigte offensichtlich auch das Kleeblatt in der Reihe hinter ihm. Plötzlich erhellte sich das Gesicht des einen: »Das sind ja nur neun Leut’!«
Bronstein sah aufs Spielfeld, und tatsächlich konnte er dort nur neun Spieler des WAF ausmachen. Blieben die beiden anderen aus, dann würde der Sportclub tatsächlich leichtes Spiel haben. Doch im letzten Augenblick kam Bewegung in die Reihe der Gegner, denn die beiden fehlenden Akteure tauchten, noch in Straßengewand, keuchend beim Eingang des Stadions auf.
So begann das alles entscheidende Spiel mit einer kleinen Verspätung. Als Bronstein den Anpfiff hörte, hätte er am liebsten begonnen, an seinen Nägeln zu kauen. Mit Erleichterung registrierte er, dass die Dornbacher sofort die Initiative übernahmen. Bauer schoss vom rechten Flügel aus eine weite Flanke auf Powolny, der sich ideal freigelaufen hatte. Doch was tat der Torjäger da? Viel zu sanft behandelte er den Ball, streichelte ihn fast, sodass kaum mehr als ein Roller aus dem erforderlichen Torschuss wurde. Natürlich hatte der Keeper des WAF, der auf den Namen Saft hörte, bei diesem saft- und kraftlosen Lupfer keine Probleme. »Na bitte«, dachte sich Bronstein, »die vergeigen es schon wieder.«
Doch ihm blieb keine Zeit zum Sinnieren, der Gegner war nun am Zug. Horeys passte zu
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