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Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Titel: Miss Braitwhistle kommt in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Ludwig
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Witze? »Darf ich meinen Taschenrechner benutzen?«
    »Naturlich nicht!«, hat Miss Braitwhistle gesagt. Es war ihr also ernst.
    Im Zeitlupentempo hab ich die Zahl 25 an die Tafel gemalt, so richtig schön mit Schnörkeln, dann wollte ich genauso schön einen Punkt fürs Malnehmen machen, dabei ist mir leider die Kreide abgebrochen.
    »Die Kreide ist alle!«, hat Aki gerufen. »Soll ich welche holen?« Er hatte nämlich Tafeldienst und hätte vor der Stunde Kreide holen müssen, aber das macht er nie. Er geht lieber in der Stunde und lässt sich dann immer sehr viel Zeit. Aber Miss Braitwhistle hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. »Nicht notig, my dear.« Sie hat ihre Tasche geöffnet und ein Päckchen mit Kreide rausgezogen. Leider.
    In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Frau Sauermann kam rein. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal froh über ihren Anblick sein würde, aber so war es. Dabei war der Anblick nicht besonders schön.
    Sie hatte ein Pflaster auf dem Kinn und einen Kratzer auf der Nase und besonders gut gelaunt war sie auch nicht.
    »Was machen Sie hier?«, schrie sie Miss Braitwhistle an.
    »Wonach es sieht aus?«, hat Miss Braitwhistle ganz ruhig gefragt.
    »Werden Sie nicht frech!«, hat Frau Sauermann gesagt. »Ich habe im Schulamt angerufen, und da weiß niemand davon, dass Sie Herrn Fischli vertreten sollen. Sie unterrichten hier ohne Befugnis!«
    Ich hab zu Aki rübergeschaut, aber Aki hat nur mit den Schultern gezuckt. Anscheinend wusste er auch nicht, was eine Befugnis war.
    »No problem«, hat Miss Braitwhistle gesagt. »Ich habe eine Befugung, vom Schulminister personlich.«
    Sie hat einen Zettel aus ihrer Tasche gezogen, da waren mindestens zehn Stempel drauf und er sah sehr wichtig aus. Frau Sauermann hat ihn gelesen und nach Luft geschnappt.
    »Das ist … das ist ja … einfach ungeheuerlich! Hier steht, dass Sie den Direktor nicht nur im Unterricht vertreten sollen, sondern auch sonst!«
    »That’s right«, hat Miss Braitwhistle gesagt und sehr zufrieden ausgesehen.
    »Soll das etwa heißen, dass Sie mir Anweisungen geben können?«
    »Ganz genau. Und ich gebe auch gleich Anweisung: Sie verlassen meine Klasse. Sofort!«
    »Das wird ein Nachspiel haben!«, hat Frau Sauermann geschrien. Dann ist sie aus der Klasse raus und hat die Tür so doll zugeschlagen, dass das ausgestopfte Wiesel vom Schrank fiel und ihm der Schwanz abbrach.
    Ich stand immer noch an der Tafel und wusste nicht, was schlimmer war: 25 000 durch 1609 zu rechnen oder ein Nachspiel. So, wie Frau Sauermann es ausgesprochen hatte, klang es nicht, als ob es ein lustiges Spiel wäre.
    »Was ist, Franz? Warum du nicht rechnest?«, hat Miss Braitwhistle gefragt.
    »Ich kann das nicht«, hab ich gesagt.
    »Naturlich, du kannst, Franz. Du nicht bist gefallen auf Kopf, oder?«
    Ich überlegte, ob ich nicht doch irgendwann auf den Kopf gefallen war. Natürlich! Meine Mutter erzählt immer, dass ich mal so wild auf meinem Schaukelpferd geritten bin, dass ich runtergefallen bin. Und eine Beule hatte. Eine dicke Beule. Gut, da war ich drei, aber wer weiß, was damals in meinem Kopf kaputtgegangen ist. Der Schädel von so kleinen Kindern ist ja noch ganz weich. Ich wollte Miss Braitwhistle gerade berichten, dass ich sehr wohl auf den Kopf gefallen war, da ging schon wieder die Tür auf.
    Diesmal war es Herr Machnick. Er hat ein Stück Papier hochgehalten. »Stammt der Wisch von Ihnen?«
    »Wisch? Oh, Sie wollen wischen, sehr gut«, hat Miss Braitwhistle gesagt. »Die Klasse ist sehr schmutzig. Aber zuerst wir mussen rechnen.«
    Herr Machnick fuhr sich über seine Haarstoppeln. »Wischen gehört nicht zu meinen Aufgaben. Hier steht, dass ich eine Glühbirne auswechseln soll. Haben Sie das geschrieben?«
    »Ja, die Gluhbirne auf Klosett fur Lehrer ist kaputt. Sehr unangenehm, Sie verstehen?«
    »Ich habe aber keine Glühbirne, Sie verstehen?«, hat Herr Machnick laut gebrüllt, dabei ist Miss Braitwhistle überhaupt nicht schwerhörig. »Sie können gern eine kaufen, dann wechsele ich sie auch aus.« Und damit verschwand er aus der Klasse.
    Miss Braitwhistle hat den Kopf geschüttelt. »Die alte Hausmeister war bad, die neue Hausmeister ist –«
    »Better!«, hat Hugo gerufen und stolz in die Runde geschaut.
    Clemens hat ihm einen Vogel gezeigt. »Doch nicht besser, du Dummi, sondern schlechter.«
    Ich stand immer noch an der Tafel und dachte schon, Miss Braitwhistle hätte mich vergessen. Hatte sie aber

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