Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
Kopf zur Tür rein.
»Wir haben gehört, ihr habt jetzt auch ein Tier«, hat Tobias gesagt. Und der fiese Albrecht hat gelacht und gemeint: »Na, das wird ja was sein, eine Ameise oder eine Laus.«
»Ihr habt vielleicht Läuse, aber wir haben was viel Besseres«, hat Hugo gesagt und sich dabei aufgeblasen, als hätte er die Schildkröten selber ausgebrütet.
Albrecht und Tobias haben sich über das Terrarium gebeugt und Harry angeglotzt. Oder war’s Willy? Es war nämlich nur eine Schildkröte zu sehen, die andere musste sich unter der Wurzel versteckt haben.
»Is ja bloß ’ne olle Schildkröte«, hat der fiese Albrecht gesagt.
»Natürlich kein Vergleich zu unseren Rennmäusen«, hat Tobias gesagt.
»Überhaupt kein Vergleich«, hat der fiese Albrecht gemeint und gegrinst.
Ich hab mich über dieses Grinsen so sehr geärgert, dass ich gesagt hab: »Von wegen oll, das ist nämlich eine Superspeed-Formel-1-Schildkröte, die kommt aus England und ist hundertmal schneller als eure blöden Rennmäuse.«
Aki hat mich angeschaut und die Augen verdreht. »Bist du bescheuert? Was erzählst du denn da?«, hat er geflüstert. Und ich hab zurückgeflüstert: »Wart’s ab, ich hab ’ne Idee.«
»Das soll wohl ein Aprilscherz sein, was?«, hat der fiese Albrecht gefragt.
»Wetten, dass nicht?«, hab ich gesagt.
»Wetten, dass doch?«, hat Tobias gesagt, und wir haben eingeschlagen.
»Halt, ihr müsst doch erst noch sagen, worum ihr wetten wollt«, mischte sich Pauline ein, aber wo sie recht hatte, hatte sie recht.
»Die Klasse, die verliert, muss denen aus der anderen Klasse eine Woche lang die Mappen tragen«, hat der fiese Albrecht gesagt und seine Zahnspange gefährlich blitzen lassen.
Da wurde mir dann doch etwas mulmig, die Mappen von denen aus der 4b sind nämlich besonders schwer, weil die immer alle Bücher dabeihaben. »Wir wetten um die Ehre«, hab ich schnell gesagt. Aber Tobias meinte, Ehre sei langweilig und er fände es gut, wenn wir ihre Mappen tragen würden, denn dann würde man endlich sehen, dass wir zu mehr auch nicht taugen, so blöd, wie wir seien.
Das konnte ich nicht auf uns sitzen lassen, also hab ich eingeschlagen und gesagt: »Topp, die Wette gilt!«
Albrecht und Tobias sind zurück in ihre Klasse gegangen, um die Rennmäuse zu holen.
»Da hast du uns ja was Schönes eingebrockt«, hat Aki gesagt. »Jede Schnecke ist schneller als eine Schildkröte. Die Wette haben wir jetzt schon verloren.«
»Haben wir nicht«, hab ich gesagt. »Nicht, wenn ihr die Klappe haltet.«
Zuerst musste ich Harry und Willy aus dem Terrarium holen. Der Schildkröte, die unter der Wurzel hockte, hat das nicht gefallen, und sie hat mich gebissen, obwohl es gar keine Schnappschildkröte war.
»Schnell, ihr müsst mir helfen«, hab ich gerufen. »Ich brauch Kreide und Klötzchen.«
Vor die eine Seite von unserem Schrank hab ich drei Holzklötzchen gelegt und vor die andere Seite vom Schrank mit Kreide einen Strich gemalt und Ziel dran geschrieben. Dann hab ich ein Büschel Löwenzahnblätter an eine Schnur gebunden, die Blätter vor eins der Klötzchen gelegt und die Schnur unter dem Schrank durchgeführt. Willy – oder war’s Harry? – hab ich vor eins der Klötzchen gesetzt. Ich hab mich hinter die Ziellinie gehockt und hab Harry – oder war’s Willy? – unter meinen Pulli gestopft. Uii, das war vielleicht ein komisches Gefühl! Ich konnte nur hoffen, dass der nicht wieder anfing zu beißen.
Clemens hat gegrinst und gesagt: »Hase und Igel, nicht schlecht.«
Die anderen haben noch immer nicht kapiert, was ich vorhatte, aber es war zu spät, um es ihnen zu erklären, denn Albrecht und Tobias kamen mit Zorro und Superman in die Klasse marschiert.
»Blöderweise haben unsre Mäuse grade gefressen und sind ein bisschen faul«, hat Tobias gesagt.
Superman schien besonders viel gefressen zu haben, denn er hatte einen richtig dicken Bauch.
»Aber auf jeden Fall sind die beiden schneller als eure blöde Schleichkröte«, hat Albrecht gemeint.
»Superspeed-Formel-1-Schildkröte, bitte«, hab ich gesagt. »Die Rennstrecke verläuft unterm Schrank, weil diese Rasse gern im Dunkeln läuft.«
»Unsere Rennmäuse rennen überall«, sagte Tobias. »Auch im Dunkeln.«
Inzwischen war auch der Rest der 4b gekommen und alles drängte und quetschte sich um unseren alten Schulschrank.
»Das ist aber unfair«, hat ein Mädchen gesagt und auf den Löwenzahn gezeigt.
»Das nennt man Doping«, gab Tobias
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