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Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Titel: Miss Braitwhistle kommt in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Ludwig
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einen Schritt weggegangen.
    »Sind das Schafe?«, hat Henni gefragt. Die war echt eine Schnellmerkerin.
    »Nein, das sind Wölfe«, hat Aki gesagt. »Die haben sich nur verkleidet.«
    »Wenn da Schafe sind, muss doch irgendwo auch ein Hirte sein«, hat Clemens gemeint. Er ist wirklich der schlaueste von uns allen.
    »Genau, ein shepherd«, hat Miss Braitwhistle gesagt. »Aber wo ist er?«
    »Vielleicht spielt er Golf und schießt Steine in ein Mauseloch«, hat Aki gesagt.
    Wir haben jedenfalls niemanden gesehen, nur Schafe und nochmals Schafe. Sie rückten näher und näher, und sie waren überhaupt nicht so schön flauschig, wie man immer denkt. Ihre Wolle war nass und schmutzig und voller Disteln.
    Annalisa fing natürlich sofort an zu heulen, als eins der Schafe sie ein bisschen geschubst hat.
    Miss Braitwhistle hat ihre Trillerpfeife rausgezogen und reingeblasen. Zuerst ist nichts passiert, aber nach einer Weile hat sich das Schaf, das ganz vorn stand, langsam umgedreht und uns seinen Po gezeigt, der nicht sehr hübsch aussah. Dann ist es langsam über die Straße getrottet und die anderen Schafe sind mit lautem »Mäh, mäh!« hinterher.
    Wir sind wieder auf unsere Räder gestiegen und weitergefahren, bis Aki, der jetzt vor mir fuhr, plötzlich gebremst hat. So scharf, dass ich in ihn reingefahren bin. Und Clemens in mich und Max in Clemens und Hugo fuhr in Max rein, aber da fiel er wenigstens weich.
    Die Mädchen haben vor Schreck laut geschrien, dabei ist ihnen gar nichts passiert.
    »Warum du bleibst stehen, Aki, hast du gesehen Gespenst?«, hat Miss Braitwhistle gefragt.
    »Nein«, hat Aki gesagt. »Nicht gesehen, aber gehört.«
    Er war ganz weiß im Gesicht.
    Jetzt hörten wir es auch, es klang wie eine Mischung aus dem Quietschen einer Tür, die dringend geölt werden muss, und dem Jaulen einer Katze, der man auf den Schwanz getreten ist. Einfach nur gruselig.
    Miss Braitwhistle fand es aber gar nicht gruselig. Im Gegenteil. Sie hat in die Hände geklatscht und gerufen: »Oh, wonderful, eine bagpipe.«
    »Eine was?«, hat Pauline gefragt. »Eine Taschenpfeife?«
    »Ich glaube, Miss Braitwhistle meint einen Dudelsack.« Das war natürlich wieder Clemens.
    Und nun hörten wir ihn nicht nur, sondern sahen ihn auch. Den dudelnden Sack und den Mann, der dazugehörte.
    »Der hat ja ’nen Rock an!«, rief Polly.
    »Und was für einen Rock der anhat«, rief Molly. »Der ist total schick!«
    Einen Mann im Rock hatten wir noch nie gesehen. Der Rock war blau und grün kariert und die Puppenzwillinge wollten natürlich auch gleich so einen für sich und für ihre Puppen.
    Der Mann kam näher, und die ganze Zeit hat er in eine Art Flöte geblasen, die in einem Sack steckte, aus dem lauter Holzpfeifen staken wie Salzstangen aus einem Käse.
    Miss Braitwhistle ist zu dem Mann gegangen und hat mit ihm geredet, aber wir haben nicht verstanden, was. Immerhin hat er aufgehört, den Sack zu quälen, und das war schon mal ganz gut.
    »Come on, kids«, hat Miss Braitwhistle gesagt, »wir mussen an die Kreuzung rechts.«
    »Kommen wir dann nach Hause?«, quengelte Annalisa. Sie war beleidigt, weil ein Schaf ihren Rock angesabbert hatte.
    »Kriegen wir dann was zu essen?«, jammerte Max. Er hatte natürlich schon wieder Hunger.
    »Hort auf mit das Jammern und Klagen«, hat Miss Braitwhistle gesagt und sich wieder auf ihr Klapprad gesetzt.
    Der Mann im Rock hat zum Abschied seinen Dudelsack geschwenkt und dann noch einmal so kräftig reingeblasen, dass ich fast vom Rad gefallen wäre.
    Wir sind nach rechts in eine kleine Straße gebogen. Das hat zuerst Spaß gemacht, weil es viele Kurven gab. Aber dann wurde die Straße immer enger. Rechts und links waren so hohe Hecken, dass man nicht sehen konnte, was dahinter lag. So wie jetzt der Wind wehte, hätte es auch das Meer sein können. Aber es wehte nicht nur Wind. Es machte auch »Platsch« und noch einmal »Platsch«. Vor uns auf der Straße waren große, runde feuchte Flecken.
    »Es regnet«, hat Aki gesagt. Es regnete wirklich. Zuerst war es nicht schlimm, weil immer nur ab und zu so ein dicker Tropfen runterfiel wie von einem Wasserhahn, den man nicht fest zugedreht hat. Aber dann muss im Himmel jemand den Wasserhahn richtig aufgemacht haben, denn im Nu war Wasser überall: über uns und neben uns und unter uns.
    »Nicht durch die Pfützen fahren!«, schrie Pauline von hinten. »Das spritzt.«
    »Können vor Lachen!«, schrie ich zurück. Denn es gab nur noch Pfützen und

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