Miss Carolines verwegener Plan
Benehmen in eine Lage geraten, die ihn in ein völlig falsches Licht rückte.
Es ist allein meine Schuld! Und sie hatte keine Ahnung, wie sie das alles wieder in Ordnung bringen sollte.
„Nicht, wie ich denke?“, echote Lady Melross. „Um Himmels willen, Miss Denby, halten Sie mich für eine einfältige alte Frau, die nicht versteht, was sich direkt vor ihren Augen abspielt? Es wundert mich gar nicht, dass mir ein Vögelchen gezwitschert hat, im Gewächshaus geschähen interessante Dinge.“
„Ein Vögelchen?“, wiederholte Caroline verwirrt. „Was meinen Sie damit?“
„Irgendjemand, der von diesem Rendezvous wusste, hat mir einen Zettel zugesteckt. Vielleicht waren Sie es ja selbst, Miss Denby?“
„Henshaw, dieser Mistkerl“, flüsterte Caroline. Flehend schaute sie Max, der sie inzwischen losgelassen hatte und einen Schritt zurückgetreten war, an. Doch seine Miene wirkte verschlossen und abweisend.
Es muss Henshaw gewesen sein, dachte sie. Wer sonst könnte ein Interesse daran haben, dass Lady Melross mich mit Max allein in einer scheinbar eindeutigen Situation überrascht? Bestimmt hat Henshaw darauf gebaut, dass ich durch den darauf folgenden Skandal gezwungen sein würde, ihn zu heiraten.
Dieser Zusammenhang musste doch auch Max Ransleigh klar sein – oder?
„Von Ihnen, Ransleigh“, tönte Lady Melross, „hätte ich allerdings einen besseren Geschmack und mehr Raffinesse erwartet! Obwohl … Nach den Vorfällen in Wien muss man wahrscheinlich, was Ihren Charakter betrifft, auf alles vorbereitet sein …“ Sie wandte sich wieder Miss Denby zu. „Sie wiederum sind gerissener, als ich gedacht hätte. Hier!“ Sie bückte sich, hob Carolines Umhang auf und legte ihn ihr um die Schultern. „So wirken Sie wenigstens einigermaßen anständig.“
Vom Eingang her waren erneut Schritte zu vernehmen. „Anita?“, rief jemand. Gleich darauf bog Lady Claringdon um die Ecke. „Oh!“ Abrupt blieb sie stehen und starrte von einem zum anderen. „Ransleigh“, meinte sie dann vorwurfsvoll, „wie hinterlistig! Da halten Sie sich von der offiziellen Gesellschaft fern, um insgeheim alles für die Verführung eines unschuldigen Mädchens vorzubereiten! Und Sie, junge Dame …“, sie musterte Caroline herablassend, „… haben offenbar bekommen, was Sie verdient haben.“
„Allerdings“, stimmte Lady Melross ihrer Freundin zu. „Sie dummes Mädchen! Wissen Sie denn nicht, dass Ransleighs Vater sich von ihm losgesagt hat? Dass er Sie nun heiraten muss, bringt Ihnen also nicht die hohe gesellschaftliche Stellung ein, von der Sie geträumt haben. Während Sie sich auf dem Gestüt aufgehalten haben und nichts anderes im Kopf hatten als diese Pferde, hat Ransleigh für einen so üblen Skandal gesorgt, dass er nirgends mehr empfangen wird. Er …“
„Das genügt, Lady Melross“, unterbrach Max sie. „Dass Sie mich beleidigen, ist mir gleichgültig. Aber ich werde nicht zulassen, dass Sie Miss Denby schikanieren. Sie steht unter Schock und sollte sofort ins Haus zurückkehren, um sich ein wenig zu erholen.“ Damit wandte er sich Caroline zu und fuhr in sanftem Ton fort: „Werden Sie den beiden Damen gestatten, Sie zu Ihrem Zimmer zu begleiten? Wir reden später über alles.“
„Es wäre mir lieber, wenn wir jetzt …“
„Nein“, fiel Lady Melross ihr ins Wort. „Ransleigh hat recht. In diesem Aufzug können Sie sich unmöglich mit ihm oder sonst irgendwem unterhalten. Gehen wir also! Sie auch, Ransleigh! Ich habe zwar keine Ahnung, womit Sie Ihr Verhalten entschuldigen wollen, aber Sie werden nicht umhinkönnen, mit Lady Denby zu sprechen.“
„Ich möchte gern zuerst mit meiner Stiefmutter reden“, meinte Caroline. Die arme Lady Denby würde einem Zusammenbruch nahe sein, wenn sie durch jemand anderen von dem Skandal erfuhr. Sie würde ja die Zusammenhänge nicht verstehen. Ja, dachte Caroline, ich muss ihr alles erklären, damit sie sich ein wenig beruhigen kann, ehe Max mit ihr spricht.
Lady Claringdon runzelte die Stirn. „Arme Diana! Sie hat es wirklich nicht verdient, in eine so peinliche Lage zu geraten. Und gerade jetzt, da Eugenia doch in der nächsten Saison in die Gesellschaft eingeführt werden soll. Es ist einfach schrecklich!“
„Jawohl, schrecklich!“, bekräftigte Lady Melross. Dabei war ihrer Stimme deutlich anzuhören, wie sehr sie die Situation genoss. „Kommen Sie endlich, Miss Denby. Und vergessen Sie nicht, den Umhang richtig zuzuhalten. Schließlich
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