Miss Carolines verwegener Plan
„wie konntest du nur? Selbst wenn deine eigene Zukunft dir gleichgültig ist, so hättest du doch an Eugenia denken müssen.“
„Bitte, Stiefmama, setz dich und lass mich alles erklären! Es ist keineswegs so schlimm, wie du befürchtest! Was Lady Melross erzählt, entspricht überhaupt nicht der Wahrheit.“
Als Lady Denby sich noch immer nicht rührte, nahm Caroline sanft ihren Arm und führte sie zum Sofa.
Während ihre Stiefmutter an einem Glas Sherry nippte, berichtete Caroline, was sich zugetragen hatte. Lady Denby schrie auf, als sie hörte, wie Henshaw über ihre Stieftochter, die sich verzweifelt gewehrt hatte, hergefallen war. Wie gut, dass Max Ransleigh gerade rechtzeitig erschienen war, um das Schlimmste zu verhindern.
Lady Denby sprang auf, schloss Caroline fest in die Arme und rief unter Tränen: „Mein armes Kind, wie schrecklich! Gott segne Mr Ransleigh dafür, dass er den Mut hatte, sich einzumischen.“
„Ich stehe tief in seiner Schuld. Deshalb müssen wir Lady Melross irgendwie davon abbringen, weiterhin Lügen über ihn zu erzählen. Ich kann ihn doch nicht für seine Ritterlichkeit bestrafen, indem ich zulasse, dass er um mich anhalten muss, nur weil dieses boshafte klatschsüchtige Weib behauptet, er habe mich ruiniert! Er kennt mich ja kaum und ist mir lediglich zu Hilfe geeilt.“
Lady Denby ließ sich wieder aufs Sofa sinken. „Du hast recht. Es wäre ihm gegenüber nicht fair. Aber wenn du weder ihn noch Henshaw heiraten willst, wie sollen wir das Problem dann lösen? Irgendetwas muss geschehen, damit dein Ruf gerettet wird.“ Nachdenklich wiegte sie den Kopf hin und her. „Zudem dürfen wir nicht zulassen, dass Eugenias Zukunftsaussichten wegen eines Schurken wie Henshaw zunichtegemacht werden.“
Caroline widersprach: „Aber für Eugenia besteht gar keine Gefahr! Sie ist ja nicht einmal eine Denby. Ich bin sicher, Mrs Ransleigh und auch Lady Gilford werden dafür sorgen, dass nicht der geringste Schatten auf Eugenias Namen fällt. Wir müssen ihnen nur erklären, was passiert ist.“
Lady Denby nickte. „Ich hoffe, du hast recht. Doch was können wir tun, um deinen guten Ruf zu wahren?“
„Ich weiß es nicht.“ Caroline senkte den Blick. Unmöglich, gerade jetzt zuzugeben, dass ihr gar nichts daran lag, ihren Ruf zu retten. „Bist du damit einverstanden, Stiefmama, dass ich zunächst mit Mr Ransleigh allein rede? Er müsste gleich hier sein. Sobald wir uns ausgesprochen haben, könntest du dich mit ihm unterhalten.“
„Also gut. Ich sollte mich sowieso zuerst um Eugenia kümmern. Die Ärmste ist völlig verzweifelt. Ich werde versuchen, sie zu beruhigen.“ Sie erhob sich. „Anschließend kann ich mich mit Mr Ransleigh unterhalten.“
„Danke!“ Caroline schloss ihre Stiefmutter in die Arme. Dann schaute sie ihr nach, bis diese in Eugenias Zimmer verschwand.
Sie seufzte. Gewiss würde es nicht lange dauern, bis Max Ransleigh erschien. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass sich eine Ehe mit dem klugen und attraktiven Max womöglich recht angenehm gestalten würde.
Dass sie so etwas überhaupt denken konnte, versetzte sie beinahe in Panik. Sie hatte nie jemand anderen als Harry heiraten wollen. Und so sollte es auch bleiben!
Warum, um Himmels willen, hatte Max Ransleigh diese seltsame Wirkung auf sie? Nie zuvor hatte sie so heftig auf die Nähe eines Mannes reagiert. Es war, als habe ihr Körper sie verraten. Sie empfand es als zutiefst beunruhigend, wie sehr sie sich ihrer Brüste, ihrer Lippen und … anderer Körperregionen bewusst wurde, sobald Max auftauchte.
Bei ihrem zweiten Treffen im Gewächshaus war seine Anziehungskraft auf sie so groß gewesen, dass es ihr nur unter Aufbietung all ihrer beachtlichen Selbstbeherrschung gelungen war, ihn nicht zu berühren. Sie hatte sich so sehr danach gesehnt, von ihm geküsst und gestreichelt zu werden, dass sie darüber alles andere fast vergessen hätte. Beinahe hätte ihr gesunder Menschenverstand sie im Stich gelassen. Sie hatte Max näher kennenlernen wollen, viel näher … Sie hatte ihn begehrt. Nie hätte sie erwartet, von derart überwältigenden Gefühlen beherrscht zu werden.
Dabei hatte sie den Fluch nicht vergessen. Doch selbst die Angst vor dem Tod hätte möglicherweise nicht genügt, um die Flammen der Leidenschaft zu löschen. Wenn Max ihr zu verstehen gegeben hätte, dass er sie ebenso begehrte wie sie ihn, dann wäre sie wohl bei ihm geblieben und hätte den verwirrenden Bedürfnissen
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