Miss Carolines verwegener Plan
verfügt, mit dem man ihn vor einem Monat bei seinem ersten Aufenthalt in Wien hatte sprechen lassen.
„Ransleigh, schön Sie zu sehen!“, begrüßte Bannerman ihn. „Ich habe gehört, dass Sie kürzlich eine reiche Erbin geheiratet haben. Darf ich Ihnen zur Eheschließung gratulieren?“
„Danke.“ Eine unerwartet heftige Sehnsucht nach Caroline überfiel ihn. Während der vergangenen Wochen, in denen er herumgereist war und vergeblich nach einer Spur von Thierry St Arnaud und Madame Lefevre gesucht hatte, war er abends meistens so erschöpft gewesen, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, wie es mit seiner Ehe weitergehen sollte. Manchmal allerdings war die Erinnerung an jene wundervolle Nacht und an den schrecklichen Tag, der darauf folgte, aufgetaucht und hatte ihn gequält.
„Jennings sagte mir, er hätte Ihnen vor ein paar Wochen alle Informationen gegeben, die wir über Madame Lefevre hatten. Haben Sie etwas Neues herausfinden können?“
„Nein“, stieß Max hervor. Seiner Stimme waren Zorn und Enttäuschung deutlich anzuhören. „Tatsächlich hat Jennings mir so gut wie nichts gesagt. Um ehrlich zu sein, Lord Bannerman, ich habe den Eindruck, dass niemand hier wirklich daran interessiert ist, die ganze Angelegenheit aufzuklären.“
Bannerman lächelte dünn. „Sie müssen zugeben, Ransleigh, dass die Situation äußerst unangenehm war. Ein Attentat auf Wellington gerade zu der Zeit, als Napoleon von Elba entkam und hier alles in hellem Aufruhr war. Dann behaupten Sie, dieser St Arnaud, der zu Talleyrands Gefolge gehört, sei mit in den Anschlag verwickelt. Talleyrand ist natürlich entrüstet. Er weigert sich, auch nur in Erwägung zu ziehen, dass einer seiner Leute an einer so niederträchtigen Tat beteiligt sein könne. Die Attentäter selbst sind längst über alle Berge und können nicht verhört werden.“ Er zuckte die Schultern. „Sie werden verstehen, dass niemand sich gern nochmals mit dieser Geschichte beschäftigen möchte.“
„Aber durch diese Geschichte ist mein Leben zerstört worden“, brauste Max auf.
„Sie haben Ihre Stellung verloren, was mir aufrichtig leidtut, denn ich halte Sie für sehr talentiert. Sie wären ein guter Diplomat geworden. Mit ihren Fähigkeiten sollten Sie jedoch in der Lage sein, etwas anderes, ähnlich Anspruchsvolles zu tun.“
Schockiert starrte Max ihn an. Während der letzten Wochen, die ihm bei seiner Suche nach Madame Lefevre Enttäuschung über Enttäuschung beschert hatten, war er oft der Verzweiflung nahe gewesen. Mit aller Kraft hatte er sich an die Hoffnung geklammert, seinen Namen reinwaschen zu können. Doch Lord Bannermans Ton verriet deutlich, dass niemand ihn unterstützen würde. Schlimmer noch: Niemand war überhaupt daran interessiert, dass seine Unschuld bewiesen wurde. Wenn es jemals eine heiße Spur gegeben hatte, so hatte man diese bewusst nicht verfolgt.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Ich werde nie beweisen können, dass man mich zu Unrecht beschuldigt hat, dachte Max. Doch ehe er diese Tatsache endgültig akzeptierte, wollte er von Bannerman die ganze Wahrheit hören. „Was Sie mir sagen wollen, ist also Folgendes: Die Britische Botschaft in Wien sowie das gesamte Außenministerium betrachten diese Angelegenheit als erledigt. Deshalb hat man mir bei meinem letzten Besuch hier Jennings geschickt, einen unbedeutenden Botschaftssekretär. Um mich rasch wieder loszuwerden, hat man mich auf eine Gewalttour durch halb Europa geschickt. Auf eine Tour, von der vermutlich von vornherein klar war, dass sie mich keinen Schritt weiterbringen würde.“
Bannerman zuckte die Schultern.
In diesem Moment wurde Max klar, warum ausgerechnet dieser fähige Mann das Gespräch mit ihm führen sollte. „Ich verstehe“, sagte er bitter. „Der Botschafter hat Sie geschickt, um herauszufinden, ob ich neue Erkenntnisse habe. Wenn ich Beweise für meine Unschuld gefunden hätte, wäre es Ihre Pflicht gewesen zu entscheiden, auf welchem Wege man diese Beweise am schnellsten wieder hätte verschwinden lassen.“
Bannerman brachte keine Entschuldigung vor. Aber seine Miene verriet, dass er nicht glücklich mit seiner Aufgabe war. „Sie haben recht, Ransleigh“, sagte er. „Sie wären wirklich ein guter Diplomat geworden. Schade …“
„Schade, ja“, stimmte Max voller Bitterkeit zu. „Denn da ich nie eine Chance bekommen werde, meinen Namen reinzuwaschen, werde ich auch nie mehr im diplomatischen Dienst
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