Miss Carolines verwegener Plan
errötete, als ihr einfiel, wie wunderbar es gewesen war, ihn in sich zu spüren.
Es hatte eine Weile gedauert, bis ihr von angenehmer Erschöpfung und ungewohnter Zufriedenheit halb betäubter Verstand die ganze Tragweite dessen begriff, was in der Nacht geschehen war. Sie hatte Max erlaubt, nein, sie hatte ihn ermutigt, sie zu entjungfern. Konnte er sie geschwängert haben?
Sich ihm hinzugeben war die herrlichste, unglaublichste, intensivste, unvergesslichste Erfahrung ihres Lebens gewesen. Obwohl ihr das Risiko, das sie eingegangen war, nur zu deutlich bewusst war, wünschte sie sich nichts so sehr, wie Max wieder und wieder dazu zu bringen, all diese wundervollen Dinge mit ihr zu tun.
Von der Koppel aus beobachtete sie, wie Max ins Haus trat. Noch einmal überfiel sie mit aller Macht der Wunsch, hinter ihm herzulaufen und ihn aufzuhalten. Sie verstand jetzt, warum ihre Mutter, ihre Tanten und ihre Cousinen bereit gewesen waren, ihr Leben zu riskieren. Es hatte wenig damit zu tun, dass es die Pflicht einer Ehefrau war, Kinder zu gebären. Sie hatten dem Fluch getrotzt, weil beim Liebesspiel Mann und Frau in Ekstase miteinander verschmolzen, dass sie eins wurden und hier auf Erden ein Stück Himmel fanden.
Konnte sie Max wirklich gehen lassen?
Sie zwang sich, an das Gestüt zu denken. Viele Jahre lang hatte ihr Vater darauf hingearbeitet, dass die Denby-Zucht zu dem wurde, was sie jetzt war. Aber noch war das endgültige Ziel nicht erreicht.
Ich muss nur noch ein paar Stuten in Irland finden, um genau die Pferde zu züchten, die Papa sich immer gewünscht hat, dachte Caroline. Wenn sie Newman weiter einarbeitete und ihn in alle wichtigen Entscheidungen einbezog, dann würde er in absehbarer Zeit das Gestüt allein führen können. Ja, sie musste hart arbeiten. Aber sie konnte auf eine doppelte Belohnung hoffen: Das Gestüt würde im Sinne ihres Vaters weiterbestehen, und sie würde, wenn in Denby Lodge erst alles geregelt war, nach London reisen und Max aufsuchen können. Dann würde sie ihn bitten, noch einmal von vorn zu beginnen. Sie würde die Angst vor dem Fluch beiseiteschieben, wenn Max bereit war, ihr noch viele dieser wundervollen leidenschaftlichen Nächte zu schenken.
Aber würde er das überhaupt wollen? Caroline versuchte, nicht an all die schönen, weltklugen und in der Liebe erfahrenen Frauen zu denken, die ihn in London umlagern würden. Verflixt, sie hatte ihm sogar ausdrücklich gestattet, sich mit ihnen zu vergnügen.
Dummkopf, schalt sie sich selbst. Es war idiotisch gewesen, ihm diese Freiheiten zuzugestehen. Aber noch idiotischer war es gewesen, sich so wenig gegen seine Anziehungskraft zu wehren.
Schließlich hatte sie von Anfang an gewusst, dass Max nicht nach Denby Lodge gehörte. Es hatte nie auch nur der geringste Zweifel daran bestanden, dass er irgendwann in seine eigene Welt zurückkehren würde.
Das war eine bittere Wahrheit, und erneut musste Caroline gegen die Tränen ankämpfen. Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie. Es war, als würde er ihr Herz zerreißen. Sie biss die Zähne zusammen. Als Harry damals fortgegangen war, um zu studieren, hatte sie sich auch sehr einsam gefühlt. Aber die vielen Aufgaben, die es auf dem Gestüt zu erledigen gab, und der beruhigende Rhythmus des Landlebens hatten sie mit der Zeit den Kummer über ihren Verlust vergessen lassen.
So würde es auch diesmal sein.
Caroline straffte die Schultern. Doch es wollte ihr nicht gelingen, die gleiche Begeisterung wie noch am Tag zuvor dafür aufzubringen, dass sie es beinahe geschafft hatte, den Traum ihres Vaters zu erfüllen.
20. KAPITEL
Z wei Monate später wartete Max im Vorzimmer des Britischen Botschafters in Wien ungeduldig darauf, empfangen zu werden. Mehr als vier Wochen lang war er über Land gereist. Nun war er müde und nicht gerade erfreut darüber, dass ausgerechnet die Männer ihn warten ließen, durch deren Vorwürfe er seine Stellung ebenso wie seinen guten Ruf verloren hatte.
Als die Tür endlich geöffnet wurde, sah Max sich Lord Bannerman gegenüber, dem Botschaftsattaché. Schlagartig besserte sich seine Laune. Bannerman war ein kluger Mann und ein guter Diplomat, dessen Talente er zu schätzen gelernt hatte, als er selbst Lord Wellington als Adjutant gedient hatte. Dem Himmel sei Dank, dass der Botschafter ihm diesmal einen Mann geschickt hatte, der ein wenig Einfluss hatte und in der Lage war, Zusammenhänge zu durchschauen. Über beides hatte der Botschaftssekretär nicht
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