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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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tastete im Ärmel ihrer durchweichten Wolljacke herum und förderte einen platschnassen Klumpen zutage.
    Alec reichte ihr zögerlich sein sauberes Taschentuch. Dann nahm er ihres, drückte es aus und faltete es auseinander. »Das ist aber nicht groß genug, um die Pistole einzuwickeln«, be-schwerte er sich.
    »Es muß trotzdem reichen.«
    Sie zog ihre Wolljacke aus, die jetzt alles andere als wär-mend war, und sah ihm zu, wie er die Mauser vorsichtig mit dem Taschentuch aufhob. Er roch am Lauf.
    »Natürlich, damit ist gerade geschossen worden. Hoffentlich sind da ein paar Fingerabdrücke drauf, damit wir den Besitzer ausfindig machen können. Das dürfte ein Souvenir aus dem Großen Krieg sein und ist wahrscheinlich nicht regi-striert.« Er seufzte. »Also werd ich wohl meine Jacke nehmen müssen, um die Pistole einzuwickeln. Und dann sollten wir mal los.«
    200
    »Hier im anderen Boot liegen noch Ruder«, rief Cherry aus. »Wir können zu zweit rudern.«
    Er und Alec nahmen Bott auf und legten ihn, während
    Daisy das Boot sicher festhielt, auf den V-förmigen Sitz im Bug, den Kopf auf einem Kissen, das sie von der Bank im Heck genommen hatten. Daisy setzte sich direkt in den Bug, in die Spitze des V, und preßte Alecs gefaltetes Taschentuch auf die lange, aber Gott sei dank flache Furche in Botts Kopf-haut. Sobald sie das Taschentuch abhob, pulsierte das Blut langsam wieder heraus und lief an der Schläfe herunter. Sie ahnte nicht, wieviel Blut Bott verloren hatte, aber sein Gesicht war sehr blaß, und er lag fast beängstigend reglos da.
    Sie schauderte. Man konnte nur hoffen, daß er ihr nicht unter den Händen starb.
    Cherry, der das Kommando übernommen hatte, bat Alec,
    sich auf die Rudererbank im Heck zu setzen. »Wenn ich Sie sehen kann«, erklärte er, »dann können wir unsere Schläge besser koordinieren.«
    Er band die Vorleine los, zog das lose Ende durch den Ring und reichte es Daisy. Indem sie das Tau hielt und Alec das Boot mit dem Bootshaken stabilisierte, war gesichert, daß Cherry beim Einsteigen nicht im Wasser landen würde.
    »In Ordnung, Daisy, Leinen los.« Er lächelte sie über die Schulter an, während er sich auf der näher gelegenen Bank niederließ. »Ich zeige Ihnen mal, wie man den Ausstieg im Alleinflug hinter sich bringt, wenn wir es nicht so eilig haben.«
    »Nach diesem Wochenende glaube ich nicht, daß ich jemals wieder etwas mit Booten zu tun haben will«, murmelte Daisy.
    »Fletcher, bitte stoßen Sie uns ab. Überlassen Sie das Rudern mir, bis wir mitten auf dem Fluß sind.«
    Als sie in der Fahrrinne waren und die Strömung sie stromabwärts führte, ließ Cherry Alec ein paar Ruderschläge tun und fiel dann in dessen Rhythmus ein. Daisy wartete, bis es ihr schien, als fühle Alec sich einigermaßen sicher, bevor sie die Rückseite seines Kopfes ansprach, den sie hinter Cherry sah.
    201
    »Alec, ich hab den Mann gesehen, der auf Bott geschossen hat.«
    »Hast du ihn erkannt?« fragte Alec etwas atemlos.
    »Er saß so im Boot, daß er in die andere Richtung schaute, obwohl er deswegen rückwärts rudern mußte oder vorwärts.
    Also jedenfalls umgekehrt als sonst. Ich hab nur gesehen, daß er dunkle Haare hat, weswegen ich ihn nicht identifizieren konnte, aber er ist am Ufer vom Buckinghamshire an Land gegangen, an einem Bootshaus. Meiner Meinung nach muß das auf dem Gelände von Crowswood Place gewesen sein.
    Auf der Seite gibt es doch keinen öffentlichen Treidelpfad, oder, Cherry?«
    »Nein. Man kann zu Fuß über die Wiesen von Bulawayo
    nach Crowswood gelangen, glaube ich, aber das ist überall Privatbesitz. Das Bootshaus da drüben gehört zu Crowswood Place.«
    »Und nur eine einzige Person, die mit dem Fall zu tun hat, wohnt auf Crowswood«, bemerkte Daisy.
    »Lord DeLancey«, sagte Alec. In seiner Stimme schwang Verwirrung mit.
    202

    15

    Von dieser Eröffnung Daisys war Alec so irritiert, daß er prompt einen Luftschlag ausführte. Ein Sprühregen landete auf dem freien Platz im Heck. Da ohnehin alle schon vollkommen durchnäßt waren, machte dieser Spritzer auch nichts mehr aus. Alec geriet kurz aus dem Gleichgewicht, schaffte es aber, nicht in Cherrys Schoß zu landen.
    Trotz diesen Zwischenfalles glitten die Ufer auf dem Weg zurück nach Bulawayo wesentlich rascher vorüber als auf der Hinfahrt. Die Männer ruderten schweigend. Sie brauchten alle Luft für diese körperliche Betätigung. Daisy blieb still, um Alecs Konzentration nicht noch einmal zu stören.

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