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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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Er strahlt. Der muss mich verwechseln, ich kenne ihn nicht. Er freut sich aber so, dass ich ihm das nicht sage. Stattdessen frage ich zurück, wie es ihm geht.
    Â»Na muss ja«, lächelt er schief, »und Ihnen?«
    Ich lächle zurück. »Na muss ja.«
    Ich muss grad eine ganz, ganz blöde Entscheidung treffen. Sozusagen zwischen Herz, Verstand und Stolz. Herz ist Frau Klein. Verstand ist Frau Klein. Nur mein Stolz sagt Manuel. Oder belügst du dich, Lena? Sagt nur dein Verstand, dass du Frau Klein nehmen sollst? Jedenfalls eine sehr schwierige Entscheidung. Und Sie, kleiner Brillenmann?
    Â»â€¦ in der Kasse?«, fragt er.
    Ich habe den Satzanfang verpasst. »Was ist in der Kasse?«, frage ich.
    Er grinst. »Bisschen Kleingeld für’n armen Behinderten?«
    Seufzend geb ich ihm meinen letzten Euro. Ja, ja, Opa, ich weiß. Im Leben kriegt man nichts geschenkt. Außer von mir.

F rauen treffen Entscheidungen spontan aus dem Bauch.
    Â»Nimm den Typen«, sagt Jenny. »Der Klinikalltag ist bitter genug.«
    Genau das habe ich erwartet. Aber nicht, dass Jenny um neun Uhr abends daheim sitzt. Als ich frage, warum sie nicht bei ihrem DJ ist, sieht sie mich mit großen Augen an. »Welcher DJ?« Ich lasse ein paar Stichpunkte fallen – London, Loft, du warst drei Abende mit ihm aus?
    Jenny lächelt. »Abgehakt.«
    Ich bin verwirrt. »Du ihn oder er dich?«
    Â»Ich natürlich.«
    Natürlich, was sonst?! Als ob irgendjemand – und sei er noch so begehrt – mit JENNY Schluss macht!
    Â»Ich dachte, du findest ihn großartig …«
    Jenny zieht die Augenbrauen hoch. »Aber doch nicht länger als eine Woche!«
    Na gut. Was Jenny von Männern will und warum, muss noch mal in Ruhe erarbeitet werden. Sie spricht jedenfalls für Manuel. Wenn Isa mir jetzt Frau Klein ans Herz legt, bin ich wieder so ratlos wie am Anfang.
    Jennys unerwarteter Heimabend war eine gelinde Überraschung gegen die nächste: Als ich an Isas Tür klopfe, antwortet niemand. Verkehrte Welt?
    Jenny zuckt die Achseln. »Vielleicht ist sie auf einen Feierabend-Cocktail aus?«
    Ich schüttle den Kopf. So wie ich Isa einschätze, geht sie niemals allein in Bars! Sie kennt doch hier gar keine – geschweige denn eine Begleitung … Ich mache mir spontan Sorgen um unser Küken. Knabbert Isa immer noch an der demütigenden Chefarztvisite? Streift sie traurig durch die fremde Großstadt, überwältigt vom Heimweh? Sollten wir sie suchen?
    Jenny sieht mich überrascht an. »Was für Schuldgefühle projizierst du denn jetzt?«
    Ups – so viel psychologischem Scharfsinn bin ich nicht gewachsen.
    Â»Isa ist erwachsen, vernünftig und freiwillig aus dem Haus gegangen. Außerdem kannst du sie ja erst mal anrufen, bevor du die Bullen informierst.«
    Jenny hat recht. Ich komme mir vor wie die kontrollsüchtige Mutter, aber ich rufe trotzdem an. Isa beteuert beflissen, es ginge ihr gut, sie sei in der Unibibliothek und bald zu Hause. Nur, warum klingt sie so ertappt? Geniert sie sich, weil sie schon wieder lernt? Oder stimmt irgendwas nicht? Super – jetzt habe ich den halben Abend mit unnötiger Sorge verplempert, statt mich meinem Patientenproblem zu widmen.
    Als Isa kommt, tut mir meine Nachforschung fast leid, so eifrig entschuldigt sie sich, nicht Bescheid gesagt zu haben. Sie setzt sich zu uns und wirkt gelöst wie selten, als sie sich aus Jennys Proseccoflasche einschenkt und fragt, was es Neues gibt. Endlich bekommt mein Problem die gebührende Aufmerksamkeit.
    Â»Ach?«, fragt Isa verwundert. »Und da hast du einen Kopf dafür, wie ich den Abend verbringe? Ist das deine Vermeidungsstrategie?«
    Ach, sind wir jetzt alle unter die Psychologen gegangen?! Aber ja: Wahrscheinlich wollte ich mich nur nicht mit der Entscheidung auseinandersetzen, die ich bis morgen getroffen haben muss. Jetzt los, Mädels, das hier ist genau, was ich mir von unserer Jungärztinnen-WG erwartet habe: Abende mit Prosecco und der ausführlichen Erörterung aller Eventualitäten. Dass man mit dem Mist nicht mehr alleine dasteht.
    Â»Sei stolz, dass er dich überhaupt schon fragt!«, sagt Isa.
    Und dann, um die Überraschungen komplett zu machen und meine verbürgt geglaubte Menschenkenntnis endgültig ans Messer zu liefern, rät sie ebenfalls zu Manuel. Und zwar nicht mit Jennys recht

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