Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
immer du machst, du wirst perfekt sein.«
Er schaut mich an. Ich kann nicht mehr wegsehen. Und dann küssen wir uns, ganz ohne Zufall und anschließende Heiße-Kartoffel-Wegrutsch-Reaktion.
Als ich endlich in die Wohnung zurückstrahle, ist mir gar nicht nach Schlafen. Leise setze ich mich an meinen Schreibtisch. Ich bin die Meisterin des Kreuz-Tests. Mein Glückskuli fliegt über die Bögen, ich muss überhaupt nicht nachdenken. Als der Morgen graut, öffne ich das Fenster und fühle mich so sommerfrisch wie die Luft draußen. Dann drucke ich mir einen neuen Fragebogen aus. Ich könnte noch Tausende von Kreuzchen setzen.
W er war noch mal diese arme Studentin, die so über ihr Pensum gejammert hat? Die gepeinigte Zwangsbesitzerin eines gemeinen Schweinehunds, der ihr ständig ungezogen auf der Nase herumgetanzt ist?! Ich erinnere mich, dass sie mir schrecklich leidtat. Aber verstehen kann ich sie nicht mehr.
Das Lernen ist doch kein Problem! Ein bisschen lesen, ein paar Kreuze machen, der Acht-Stunden-Schreibtischtag vergeht im Flug und am Abend stehe ich von der Arbeit auf, als käme ich direkt aus dem Bett, ausgeruht und frisch.
In unserer Küche spielt Musik, Jenny hat beim vormittäglichen Testkreuzen mittelmäßig abgeschnitten und wiederholt jetzt Kardiologie, indem sie sich zur Radiomusik die Phasen des Herzzyklus vorsingt. Es läuft I Want To Break Free von Queen. »Mitralklappenschluhuss«, singt Jenny mit gequälter Miene leise vor sich hin. »Isovolumetrische Kontraktion, Öffnung der Aortenklahahappe.« Ich muss lachen, welch eine perfekte Methode!
»Austreibungsphase, Schluss der Aortenklappe, Isovolumetrische Entspannung, Mitralklappenöffnung«, singt Jenny, dann stockt sie und will ins Buch schauen. Aber weil ich die letzten drei Phasen weiß und sie gerade beinahe auf die Melodie passen, springe ich ein und schmettere auf God knohohows, God knows I’ve fallen in love – »Füll-ungsphase, Diastase, Vor-hof-kon-traktion.«
»Ich hasse deine Laune«, grinst Jenny. »Hast du vielleicht vergessen, dass wir nachher auch noch Nachtschicht haben?«
Nö. Ich wage gar nicht, ihr zu sagen, dass ich mich darauf freue. Als wir das letzte Mal Dienst hatten, habe ich mich erschöpft in die Klinik geschleppt und gejammert, dass die Arbeitszeit von der knappen Lernzeit abgeht – und mir eigentlich gewünscht, ich könnte stattdessen einfach ins Bett fallen. Heute empfinde ich die praktische Arbeit als perfekte Ergänzung zur Lernerei. Und müde bin ich seit 30 Stunden nicht gewesen.
Noch zwei Stunden bis zum Dienstbeginn. Ich habe gezögert, als Alex gestern Abend vorgeschlagen hat, dass wir beide vor meiner Nachtschicht zusammen Abendessen könnten. Schließlich müsste er für die 90 Minuten, in denen ich Zeit für ihn hätte, durch die halbe Stadt fahren. Und wieder zurück. Aber er fand, 90 gemeinsame Minuten seien das durchaus wert. Offenbar bin ich eine Frau, für die man gerne zwei Stunden Feierabendstau in Kauf nimmt – nur um dabei zu sein, wenn sie eine Schnitte isst.
Jetzt freue ich mich, dass er meine Einwände so fröhlich abgetan hat. Denn schließlich will eine Fast-Ärztin nicht nur lernen, sondern auch leben, eineinhalb Stunden mit Alex sind tausendmal besser als jede Kurz-baden-kurz-schlafen-Regeneration.
»Kann ich noch irgendwas für dich singen, bevor ich gehe?«, frage ich Jenny. Sie verneint und grummelt, dass ich ihren Freund lieber auch mal auf die Idee bringen könnte, sie zwischendurch mit Ablenkungsessen zu überraschen. Aber weil das höchst ungerecht ist, da Felix nun mal tagsüber einer geregelten Arbeit nachgeht, ignoriere ich sie geflissentlich.
»Ich schick euch was vom Asia-Imbiss hoch und du tust dann einfach überrascht«, schlage ich vor. Jenny tippt sich an die Stirn. »Spinnst du? Wenn ich nicht zwischendurch wenigstens rausgehen und auf der Straße eine Currywurst essen kann, seh ich doch überhaupt nichts vom Sommer! Und für unser armes Fräulein Prüfungspanik ist das auch überlebensnotwendig.«
Als ich mich von Isa verabschiede, sieht sie noch blasser aus als gestern und will von einem Currywurst-Ausflug nichts hören. »Kannst du uns nicht was vom Asia-Imbiss hochschicken lassen?«, fragt sie. »Ich habe erst ein Kapitel geschafft.«
Das verweigere ich entschieden – wenn sie essen möchte, muss sie den Schreibtisch verlassen, basta. Isa seufzt. »Eigentlich habe ich sowieso keinen Appetit. Mir war die halbe Nacht schlecht.«
»Dann gehst du
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