Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
zu den Untersuchungen fahren durfte. Sondern weil ich gerade bezweifle, dass sie mir alle ebenso schnell eingefallen wären wie meiner Freundin … von der ich dachte, sie läge meilenweit zurück.
Nachdem wir die Frakturen und Wunden des Mannes versorgt haben, ist unsere Schicht endlich überstanden. Jetzt raus aus dem Kittel und rein in den Feierabend!
Moment. Unten am schwarzen Brett hängt eine Mitteilung.
Die nächste PJ-Fortbildung hält Tobias. Morgen.
Ich weiß, dass ich da hingehen muss. Wir alle. Eine Fortbildung darf man sich als Prüfling nicht entgehen lassen. Wenn der Oberarzt schon keine Privatkonsultationen gibt …
Kannst du das, Lena? Ihm dort ernsthaft deine Fragen zum Lehrstoff stellen? Ihm ins Gesicht sehen?
»Na klar!«, beruhige ich mich mit einer Lässigkeit, die sich nur dadurch erklären lässt, dass es noch Stunden dauert, bis ich sie beweisen muss. »Das ist doch nun kein Problem mehr! Zwischen uns ist doch alles geklärt.«
Nein. Nicht alles. Er weiß nicht, dass ich so schnell bin. Und schon mit Alex zusammen. Über Nacht. Als hätte ich nur auf sein »Viel Glück« gewartet.
Hab ich das?
Alex biegt mit quietschenden Reifen auf den Vorplatz ein, gerade als wir in die laue Sommernacht hinaustreten. »Einsteigen, meine Damen!« Jenny ist natürlich mit der Ente da und kann gar nicht verstehen, dass ich diese Mitfahrgelegenheit ausschlage. Als auch Isa Alex’ Angebot annimmt, spielt Jenny ein bisschen beleidigt, entschließt sich aber schnell, dann nicht nach Hause, sondern zu Felix zu fahren – »wenn ich euch EINMAL nicht kutschieren muss«.
Isa lässt sich auf den Rücksitz fallen, bedankt sich überschwänglich – und kaum dass Jenny davongebraust ist, gesteht sie, dass sie auf Jennys Beifahrersitz allabendlich mehr Nerven lässt als in der gesamten Nachtschicht. »Vielleicht geht es mir ja deswegen morgens immer so mies«, lacht sie müde. »Vielleicht kann ich deshalb nicht schlafen. Weil mein Unterbewusstsein Jennys Fahrweise nicht verarbeiten kann …«
»Dann entspann dich doch jetzt ein bisschen«, sagt Alex, fährt ganz behutsam in die Kurve und schiebt eine Kassette ins Radio. Benjamin Blümchen als Kinderarzt – er hat sie vorhin besorgt, für mich. Isa lächelt zufrieden und lässt sich ins Polster sinken. Als ich kurz darauf mit ihr darüber lästern will, welche erschreckenden Ähnlichkeiten Benjamins nervtötende selbsternannte Sprechstundenhilfe Karla Kolumna mit unserer Schwester Klara hat, ist Isa eingeschlafen.
Alex lächelt, dreht das Hörspiel leiser und fährt einen Extra-Umweg, damit wir Isa nicht gleich wieder wecken müssen. Wir unterhalten uns flüsternd und ich finde es urgemütlich.
Schließlich bremst er sanft vor unserem Haus, Isa rappelt sichauf, bedankt sich und schlurft schon mal voraus, damit wir uns pärchengemäß verabschieden können.
»Gute Nacht, Lena«, sagt Alex nach dem Abschiedskuss. »Geh ins Bett, du willst doch morgen wieder Leben retten.«
»Und was machst du?«, frage ich. Er grinst. »Ich komme mit hoch und guck dir ein bisschen beim Schlafen zu. Dann fahr ich zurück in die Bar, in der ich meine Jungs vorhin sitzen gelassen habe.«
Hey, ich möchte auch in eine Bar! Ich möchte loslassen, die ganze Nachtschicht vergessen.
»Die Vorstellung, dass du mir beim Schlafen zusiehst, ist ja ganz nett«, sage ich, »aber das könnte schwierig werden. Ich bin nämlich überhaupt nicht müde. Vielleicht verschieben wir das auf in drei bis vier Stunden?«
Er gibt Gas. »Die freuen sich sicher wie irre, dich zu sehen!«
Das tun sie. Alex’ Musikerfreunde sind die letzten Bar-Gäste, haben sich mit dem Barkeeper verbündet und sind in voller Fahrt. Sie haben die Tische beiseitegerückt und spielen Curling – mit Wischmobs aus der Putzkammer und Bar-Tabletts.
»Klasse, dass ihr kommt, jetzt können wir Dreierteams bilden und mit zwei Wischern spielen!«, empfängt mich der Gitarrist der Band begeistert. Ich zögere keine Sekunde, als Dennis und Ferdinand mich in ihr Team bitten. Wenn das nicht die Ablenkung ist, die eine Klinik-Nachtschicht vergessen lässt!
Alex verstärkt das Team des Barkeepers und des dritten Bandmitglieds – dessen Namen ich bis heute nicht erfahren habe, obwohl ich die Band nun seit Monaten kenne. Mit viel Gebrüll und übertriebenem Leistungssportler-Gehabe lassen wir die Tabletts durch den Raum schlittern, wischen in Höchstgeschwindigkeit mit den Mobs vor ihnen her und bejubeln jeden Sieg
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