Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
Vom Netzwerk:
nimmt sie am Tisch Platz, öffnet ein Buch – und springt wieder auf.
    »Kaffee«, ruft sie, »ohne Kaffee geht gar nichts.«
    Woraufhin auch wir zehn Minuten lang keine Konzentration aufbringen können, weil sie klimpert und klappert, als müsse sie an einem Drive-in-Tresen eine Bande müder Trucker aufwecken.
    »Aber jetzt!«, sagt sie, als sie uns schwungvoll einschenkt. »Mit Kaffee geht doch gleich alles viel leichter, oder?«
    Isa hält die Hand über ihre Tasse. »Ich bleibe beim Tee«, erklärt sie, »das bekommt mir besser. Beruhigt den Magen …«
    Ist sie immer noch krank? Isa nickt; es geht ihr noch nicht besser, aber offenbar möchte sie nicht darüber reden.
    »Vielleicht solltest du doch mal zum Arzt …«, frage ich leise, doch sie schüttelt den Kopf.
    »Wann denn?!«, erwidert sie. »Ich verliere ja schon so viel Lern-Zeit durch meinen nervösen Magen …«
    Das ist unlogisch und sie weiß es. Hat sie vielleicht Angst, zum Arzt zu gehen? »Glaub mir«, sagt sie entschieden, »das ist nur der Stress. Und den kann ich im Moment doch nicht abstellen. Am Tag nach der Prüfung wird es mir sofort wieder gut gehen.«
    »Du musst also nicht den Magen beruhigen, sondern die Nerven«, konstatiert Jenny, »und das geht nur mit Kaffee!«
    Das ist Quatsch, wir widerlegen diese Behauptung – und sind über das Alkaloid Koffein, seine Eigenschaften und seinen Einfluss auf das zentrale Nervensystem schnell mitten in einer Diskussion über Pharmakologie.
    Nachdem wir endlich die Unterschiede und jeweiligen Wirkstoffe von Antiarrhythmika, Antibiotika, Antimykotika, Antiprotozoika und Anthelminthika auseinandersortiert haben – was keine von uns ohne Lehrbuch aufzählen könnte und garantiert auch schon heute Abend keine wiederholen kann –, einigen wir uns darauf, dass es einfacher sein wird, Methoden zur Schicksalsbeeinflussung zu lernen und darauf zu bauen, dass es mithilfe derselben gelingen kann, uns eine Prüfung in Pharmakologie zu ersparen.
    »Lernen wir lieber erst mal was, das garantiert geprüft wird«, bestimmt Jenny, »sonst bin ich gleich vollkommen deprimiert.« Wir entscheiden uns für Chirurgie, legen fest, dass wir einander am Abend Vorträge halten werden, und Isa, die in Herzchirurgie geprüft wird, verspricht, auch dazu zu referieren. Wir fühlen uns alle drei sehr patent und bestens organisiert … fünf Minuten später herrscht geschäftige Stille in der Küche.
    Weil die beiden so konzentriert lesen, merken sie nicht, dass ich neben den viszeralchirurgischen Situationen immer wieder fachfremde Notizen in meinen Block kritzele. (Oder FASTfremde. Partyideen. Die nur entfernt mit Prüfungswissen verwandt sind.)
    Die Bienchen-Stille hält tatsächlich bis zum Abend an. Jenny ist stolz auf ihr Durchhaltevermögen und wir müssen zugeben, dass wir ihr das nicht zugetraut haben. Selbst ihr Vortrag ist klasse. Isa spricht über die chirurgische Therapie angeborener Herzfehler. Sie denkt sicher an alles, aber ihr Vortrag ist hochkompliziert und viel zu schnell.
    »So geht das nicht«, sagt Jenny. »Du kannst uns eine Trikuspidalklappeninsuffizienz nicht mit noch mehr tausendsilbigen Wörtern erklären! Fällt dir nichts ein, wie man das anschaulicher machen könnte?« Isa schüttelt den Kopf und erklärt auf die Frage, wie SIE sich das alles einpräge, wenig hilfreich, sie merke sich so was eben.
    Jenny dreht das Radio auf. »Sing!«
    Isa starrt Jenny an, als hätte diese verlangt, dass sie die angeborenenHerzfehler mit Saltos und Pirouetten darstellt. Aber wir überzeugen sie von der Einprägsamkeit gesungenen Lehrstoffs. Nur ein passendes Lied für »Trikuspidalklappeninsuffizienz« finden wir nicht. Wir probieren alle möglichen Songs aus, doch keiner passt. »In the summertime geht«, ruft Isa, die mittlerweile der Ehrgeiz gepackt hat. »Tri-kUspidal-klappenInsuffizienz …«
    »Aber beim septalen und posterioren Segel der Trikuspidalklappe geht es nicht mehr auf«, widerspricht Jenny und probiert stattdessen »der Ursprung des posterioren Sehegels« auf Sometimes I feel like I don’t have a partner.
    Okay. Vor jedem anderen auf der Welt wäre mir das unfassbar peinlich. Aber das hier sind meine besten Freundinnen. Und es gilt einem guten Zweck. (Und, hey, ich habe vor einem Patienten einen Handstand gezeigt.)
    »Wir wär’s mit einem Volkslied«, frage ich also und beginne auf Omis Lieblingslied Ännchen von Tharau zu singen. »Trikuspidalklappeninsuffizienz – der Ursprung des

Weitere Kostenlose Bücher