Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Sehegels hat sich verklemmt. Septal oder posterior oder die zwein – sind verlagert in den Ventrikel hinein.«
(Sprache: 3, Versmaß: 4, Stil: 5. Einprägsamkeit: 1 mit Sternchen.)
Meine Freundinnen können sich kaum halten vor Lachen. »Das ist so blöd«, japst Jenny, »das merken wir uns garantiert!«
»Oh, Mann!« Isa wischt sich eine Lachträne aus dem Auge. »Das darf niemals ein Patient hören! … Aber es hilft.«
»Und noch mehr, wenn du es noch mal für uns singst«, bittet Jenny.
Ich tue es – aber ich zwinge beide, mitzuhalten. Schließlich sollten wir es alle können.
»Und jetzt noch à la Pavarotti!«, schlägt Jenny vor, breitet die Arme aus und knödelt die Trikuspidalklappeninsuffizienz noch einmal im schönsten Opernbariton.
Dann wird es albern. Wir bieten den Song noch in einer Abba-Version in etwas schnellerem Tempo und mit synchronen Wink-Gesten und als Zarah Leander mit einem Geschirrtuch als Stolaund rauchig gehauchtem Sehegel. Nicht mehr wegen des Lerneffekts – während der Suche nach dem passenden Lied haben wir den Trikuspidalklappen-Stoff so oft wiederholt, dass wir ihn inzwischen sicher beherrschen und nur weitersingen, weil uns immer noch etwas Dümmeres einfällt. Aber wir haben auch wirklich genug gelernt für heute.
Es ist zehn, als wir die Verkleidungen ablegen und die Lehrbücher zuschlagen. Wir haben gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist. 14 Stunden Prüfungsvorbereitung!
»Wenn ich das 50 Tage so durchhalte, kann ich vor dem Examen noch zwei Wochen Urlaub machen«, grinst Jenny. Unverbesserlich.
Ich kann es kaum erwarten, Alex anzurufen. Zwei Seiten mit FASTfachfremden Notizen brennen in meinem Block. Er freut sich, von mir und dem vollbrachten Tagwerk zu hören und fragt, ob ich zur Feier des Tages, des Sommers und unserer selbst noch ausgehen will. Oder – falls nicht – ob er kurz vorbeikommen soll, damit wir uns Gute Nacht sagen können. Ich habe auch Sehnsucht, aber nicht nur nach einem Gute-Nacht-Kuss, mir ist absolut nicht nach Schlafen. Ich stimme für den Ausgeh-Plan und bin im Nullkommanix fertig.
»Deine Energie möchte ich haben«, schnaubt Jenny, als ich mich verabschiede. »Warum wirkt die Liebe bei mir nicht so aufputschend?!« Sie gibt zu, derart erschöpft zu sein, dass sie heute nicht mal mehr Felix sehen möchte … nur noch schlafen.
»Ich gehe auch ins Bett«, lächelt Isa, »es reicht ja, wenn EINE von uns dort draußen die Sage vom schlafresistenten Medizinstudenten verbreitet.« Sie schnappt sich das Telefon und zieht sich damit zurück, um mit Tom zu sprechen.
»Vergiss nicht, ihm zu sagen, dass er mich mal heimlich anrufen soll!«, trage ich ihr auf. Natürlich könnte ich ihn selbst anrufen – noch viel heimlicher – aber es macht mir solchen Spaß, die Mädels damit aufzuziehen, dass sie nichts über unsere Party erfahren werden.
»So weit kommt’s noch, dass du mit unseren FreundenGeheimnisse hast!«, beschwert sich Jenny auch prompt. Aber mit Felix habe ich schon geheimtelefoniert und er hat mir nicht nur Hilfe zugesichert, sondern auch hoch und heilig versprochen, sich von Jenny nichts und abernichts entlocken zu lassen.
»Kannst du eine Karaoke-Maschine besorgen?«, überfalle ich Alex schon an der Haustür. Er überlegt kurz und ruft dann einen Freund an – was dazu führt, dass wir zu diesem Freund nach Hause fahren, um die Karaoke-Maschine gleich mal auszuprobieren.
Erst um drei Uhr morgens taucht aus den Tiefen meines singenden Herzens Vernunfts-Lena auf wie eine Wassernymphe … und fragt – grade als ich Time to say goodbye anstimmen möchte –, ob jemand recht hätte, wenn er mir vorwerfen würde, dass ich mich mehr amüsiere, als ich arbeite. Das genügt, um mir den Spaß an der italienischen Schnulze zu verderben.
Ich schleiche spät in der Nacht in die Wohnung und habe schon fast meine Zimmertür erreicht, als ich aus dem Bad ein Geräusch höre. Es klingt wie leises Schluchzen.
Isa sitzt im Schlafanzug auf dem Badewannenrand, leichenblass, mit tiefen Ringen unter den Augen. »Ich kann einfach nicht schlafen«, flüstert sie und sieht mich mit einem Blick an, gegen den das verwundete Bambi ein eiskalter Al Capone wäre.
Ich setze mich zu ihr und nehme sie in den Arm. Sie friert. Wie kann sie in einer Sommernacht so frieren? Ich greife nach einem Badetuch, wickle sie hinein und halte sie einfach fest.
Vielleicht ist es das, was ihr fehlt? Sie war seit zwei Wochen nicht bei Tom, vielleicht
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