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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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würde sie gerne erleben, sind gar nicht so großartig, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich muss mir bloß klarmachen, dass ich nur von ihnen träume, weil ich sie nie erleben DARF. Dank Ihnen weiß ich nun schon mal: Dass ich kein Akrobat werden konnte, ist gar kein großer Verlust.«
    »Ja, dafür sind wir hier Spezialisten«, entgegne ich, gar nicht beleidigt. »Aktive Lebenshilfe durch selbsterniedrigenden Anschauungsunterricht.«
    »SIE«, korrigiert er, »Sie sind meine Lebenshilfe-Spezialistin. Nur das mit der Selbsterniedrigung kann ich nicht unterschreiben. Ihr Handstand war kerzengrade!«
    Ist es ein Wunder, dass ich bis zu den Ohren stolz grinse, als ich sein Zimmer verlasse?
    Tobias kommt in den Arztraum geeilt, als ich mit der Nachtschwester die Aufgaben für die nächsten Stunden durchgehe.
    »Guten Abend«, sagt er zu uns beiden und dann – zur Schwester, nicht zu mir: »Fräulein Weissenbach kann mir helfen; die Pankreatitis in Zimmer 2 klagt über Herzrasen.«
    Er wartet nicht ab, ob ich ihm folge, sondern verlässt den Raum sofort. Na klar, wenn ein Patient mit Bauchspeicheldrüsenentzündung unter Schmerztherapie eine zu hohe Herzfrequenz hat, könnte das ein hypovolämischer Schock sein und man sollte keine Sekunde Zeit verlieren.
    Ich eile hinter ihm her zu Zimmer 2. Er wartet nicht auf mich. Weil ein Verdacht auf einen hypovolämischen Schock eine dringende Sache ist. Sicher nicht, weil er es angemessen findet, dass ich hinter ihm herlaufe, oder?
    Der Patient, ein Mann um die 50, atmet flach und ist sehr blass. Tobias untersucht ihn und fordert mich auf, den Blutdruck zu messen. Der systolische Wert ist niedriger als 100 mmHg, das ist verdammt wenig.
    »Herzfrequenz über 100 pro Minute«, sagt Tobias eilig. »Haben sie Durst?«, fragt er den Mann. Der Patient nickt. »Aber ich hab was getrunken«, flüstert er.
    »Haben Sie sich übergeben?«, fragt Tobias, der Patient nickt.
    »Hypovolämischer Schock«, diagnostiziert Tobias. »Stadien?«
    Ich begreife gar nicht, dass das eine Frage an mich war. Tobias sieht mich an. »Welche Stadien gibt es und wodurch zeichnen sie sich aus?«
    Wie kann er JETZT Fragen stellen? Ich starre ihn an.
    »Du weißt, was ein hypovolämischer Schock ist?«, fragt er, während er eine Infusion vorbereitet. Seine Stimme ist ganz ruhig – während seine Hände in fieberhafter Eile arbeiten.
    Endlich finde ich meine Sprache wieder. »Ja natürlich. Eine Schockform, die durch Verminderung der zirkulierenden Blutmenge entsteht. Der Patient droht zu kollabieren. Drohendes Nierenversagen.« Ich bin nicht ganz Herr meine Stimme.
    »Ich brauche zwei großvolumige Venenzugänge«, nickt er. »Und das ist Stadium 2. Tachykardie, Abfall des Blutdrucks, niedriger Venendruck, Rückgang der Diurese. Was muss getan werden?«
    Er tut es doch schon. Und ich bin vollauf damit beschäftigt, ihm zu helfen! Wie kann ich dabei Fragen beantworten?
    Tobias legt einen zentralen Venenkatheter an. Damit wird der Venendruck des Patienten gemessen. Zusätzlich erhält er eine invasive Blutdruckmessung, damit wir kontinuierlich den arteriellen Blutdruck überwachen können.
    »Wir müssen Volumen substituieren. Wir geben Kristalloide und Kolloide.«
    Während er spricht, bedeutet er mir mit knappen Gesten, was ich tun soll. Ich lege zwei Venenzugänge, auf die ich unter allen anderen Umständen stolz wäre.
    »Was sind Kolloide – speziell Plasmaexpander?«
    Was ist das hier? Eine Lehrstunde am lebenden Objekt? Wie kann er nebenbei derart gelassen Fragen stellen? Und WIE kann er erwarten, dass ich sie so ganz nebenbei beantworte?!
    Aber ich weiß, was Plasmaexpander sind. Lösungen, deren kolloidosmotischer Druck größer ist als der des Blutplasmas. Ich weiß, was wir hier tun. Wir müssen die verloren gegangene Körperflüssigkeit ausgleichen.
    Nur kommt meine Antwort abgehackt und verstottert. Weil ich dem zentralen Venenkatheter und der invasiven Blutdruckmessung mehr Aufmerksamkeit schenke als der Oberarzt-Inquisition.
    »Richtig«, nickt Tobias trotzdem. »Ich gebe jetzt die erste Infusion, während du den ZVD misst und auf den arteriellen Blutdruck achtest.«
    Der Patient ist für die Messung des zentralen Venendrucks vorbereitet, es kann losgehen. Ich muss darauf achten, dass der Venendruck 14 cm H2O nicht überschreitet.
    Tobias führt dem Patienten intravenös die Infusionslösung zu. Ich kontrolliere den Venendruck und behalte gleichzeitig die arterielle Blutdruckkurve am

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