Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
sind das Servietten-Schwäne?! Das Allerschönste aber ist, einen Moment still und heimlich meine Freundinnen zu beobachten, wie sie möglichst geräuscharm, aber mit breitem Grinsen, die letzten Vorbereitungen treffen. Jenny zieht einen Kuchen aus dem Ofen, der Geruch nach warmer Schokolade füllt sofort die ganze Wohnung; stünde ich nicht unbemerkt schon hinter der Tür, würde mich der Kuchenduft garantiert auf das Angenehmste wecken. Isa zündet die Kerzen an; es sind so viele, dass der Verdacht naheliegt, sie hätten für jedes Lebensjahr mindestens drei aufgestellt. Oder kommt noch eine Oma zu Besuch, die das EIGENTLICHE Geburtstagskind ist?
Weil die beiden noch nicht ganz fertig sind – und ich uns allen nicht die Überraschung verderben will, schleiche ich weiter ins Bad und bemühe mich, ebenso leise zu sein.
Während ich noch an meiner Geburtstags-Frisur bastle, wird auf dem Flur getuschelt. Dann klappt die Wohnungstür, noch mehr Geflüster, das Getuschel verlagert sich in die Küche, gefolgt von Geraschel – und einem lauten Knall. Darauf folgt schallendes Gelächter, das mindestens die Lautstärke des Knalls hat.
»Ach Mann, du Trottel«, schimpft Jenny, kichert dabei aber weiter, »jetzt ist sie garantiert aufgewacht.«
»Sie ist schon wach«, flöte ich und trete geburtstagsschön aus dem Bad. Meinetwegen muss niemand be-trottel-titelt werden, nicht an meinem Geburtstag.
Alex und Felix sind da, haben noch mehr Blumen mitgebracht – und grade unseren Oma-Tonkrug zu Boden geworfen, den wir als Vase für besonders große Blumensträuße benutzen. Benutzt HABEN, denn jetzt liegt er in tausend Scherben.
»Wir hatten alles so schön vorbereitet …«, grinst Jenny und deutet anklagend auf die Jungs, »aber den Fehler gemacht, Herren einzuladen.«
»Scherben bringen Glück«, sagt Alex und küsst mich. »Happy Birthday! Ich wünsche dir, dass du in diesem Jahr unfassbar glücklich sein wirst. Und deshalb zerschmettern Felix und ich den ganzen Tag alles verfügbare Porzellan: damit dieser Wunsch auch sicher in Erfüllung geht.«
Ich bedanke mich, verbitte mir aber weitere Zerschlage-Arien vor dem Frühstück; erst einmal will ich alles eigenmündig vernichten, was auf den theoretisch zur Zerschmeiß-Verfügung stehenden Kuchenplatten und Tellern angerichtet ist.
Das Frühstück ist herrlich. Die Servietten-Figuren sind tatsächlich Schwäne. Und vor meinem Platz steht ein Stapel bunt eingepackter Geschenke, der mich ganz verlegen macht.
Jennys Gaben gehören in die Kategorie Freizeit – ich packe Nagellack, Lakritz-Entspannungsbad und ein mit Glitzerfischen bedrucktes Top aus (das nicht aus der italienischen Kollektion stammt und deswegen ausgezeichnet passt) – Isas Geschenke eher in die Abteilung Prüfungsvorbereitung – ein Ratgeber Das Examen bestehen – so geht’s und Konzentrations-Tee. Von Felix bekommeich eine CD-Kopie seiner Lehrstoff-Lesung. Und von Alex zwei Geschenke, über die meine Freundinnen ziemlich perplex sind: Eine eigene Motorsport-Sturmhaube. Und ein verschnörkelt graviertes Metallschild: »Hier arbeitet Lena.«
»Das müsst ihr nicht verstehen«, grinst Alex meine Mädels an. »Es sind einfach Dinge, die Lena guttun.«
Gerührt bedanke ich mich nach allen Seiten, dann sitze ich satt und zufrieden zwischen meinen Freunden und Geschenkpapierbergen und bin schlicht und einfach glücklich.
Wegen des Ausfalls der Tonkrug-Vase haben wir die Blumen von Alex und Felix in alle freien Gläser aufgeteilt – nun sind es zehn Sträuße, verteilt in der ganzen Küche, inmitten des Kerzenmeers. Es ist wunderschön. Nur schrecklich heiß hier drin.
»Können wir ein paar von den Kerzen ausblasen?«, bitte ich. »Allmählich wird es Omi ganz schön warm.«
»Ach Gott sei Dank«, seufzt Isa, »ich hatte schon Angst, die Hitze hat mit der Schwangerschaft zu tun.«
Ich blase ein paar Kerzen aus und wünsche mir dabei, dass mein Leben einfach so bleibt, wie es in diesem Moment ist. Nur dass ich die Prüfungen schon bestanden habe. Und dann, weil noch Kerzen übrig sind, noch dass Isa im nächsten Jahr mit einem glücklichen, gesunden Baby hier sitzt. Und dass Jenny es schafft, die blöde Nadja zu vergessen. Und Felix erst recht.
Danach sind immer noch Kerzen übrig.
»Warum sind das überhaupt so viele?«, erkundige ich mich schließlich außer Puste.
»Ach weißt du«, erklärt Jenny, »es gab 20er-Packungen – aber das hätte ja ausgesehen, als hättest du schon
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