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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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Klinik, Jenny ist ungeduldig, sie hat ein Date mit Felix. Ich selbst habe es gar nicht so eilig. Die Zeiten, an denen ich den Feierabend gar nicht erwarten konnte – weil ich das Gefühl hatte, dass der wertvollste Teil meines Lebens erstanfängt, sobald ich aus dem Einflussbereich der Klinik gelangt bin – sind vorbei. Na klar, jetzt wartet keiner mehr auf mich. Ich sammle nicht mehr den ganzen Tag Gedanken und Neuigkeiten, die ich erst abends unter vier Augen an jemanden loswerden kann, der in der Klinik gleichmütig an mir vorbeisehen muss. Ich zapple nicht mehr nervös wegen jeder verlorenen Feierabendsekunde, weil sie bedeuten könnte, dass ein gewisser grüner Wagen ohne mich vom Parkplatz fahren musste. Meinetwegen können wir im Krankenhaus übernachten. Vielleicht wäre das die Lösung für Isas Problem – ich könnte meine Arbeit auf der Gyn einfach nachts erledigen (geboren wird ja immer) und tagsüber zur moralischen Unterstützung meiner Freundin in der Chirurgie arbeiten. Vorsicht, Lena, Selbstmitleid ist eine fiese Falle. Jetzt gehst du heim und lernst; gegen Melancholie hilft nur Arbeit.
    Aber Isa zieht es heute auch nicht heim. »Was?!«, sagt sie empört, als Jenny sich in ihre Jacke wirft. »Wir können noch nicht nach Hause!« Isa will die Babys sehen. Diesen Wunsch können wir ihr natürlich nicht abschlagen.
    Als wären wir hier die Hausherrinnen, öffnen wir für Isa die Tür zu einem der Babyzimmer. Hier liegen die kleinen Knirpse, die nicht bei ihrer Mama schlafen dürfen, in Reih und Glied in kleinen Bettchen. Isa ist gerührt. Und sagt im selben Atemzug, dass sie uns beneidet – aber niemals mit uns tauschen würde. »Dass ihr es wagt, sie anzufassen«, flüstert sie, ganz Mädchen. »Ich hätte viel zu viel Angst, ihnen wehzutun.«
    Einen Moment betrachten wir still die schlafenden Neugeborenen. »Verrückt, oder?«, lächelt Isa. »Ein ganzes Leben wartet auf sie. Und sie haben noch keine Ahnung. Was meint ihr, was aus dem hier zum Beispiel wird?« Sie zeigt auf einen kleinen Jungen im gelben Strampler. Ich finde, er sieht ziemlich nachdenklich aus. »Teilchenphysiker«, schlage ich vor. Leider sagt Jenny im selben Moment vollkommen überzeugt: »Kiffer.«
    Im nächsten Bettchen liegt ein Baby mit fest geballten Fäusten. »Ups, schnell weiter«, grinst Jenny. »Der hier wird sicher Inkasso-Eintreiber.«
    Doch trotz der Flachserei sind wir alle drei nachdenklich und bewegt. So viele Leben, so viele Möglichkeiten. Wer weiß, vielleicht liegt hier in einem der Bettchen die Astronautin, die als Erste den Mars betritt.
    Isa liest die Namensschildchen der nächsten beiden Betten vor. »Kira« und »Bengt«. »In sechzehn Jahren könnten die beiden ein Liebespaar sein«, schlägt sie vor. »Und in zwanzig Jahren haben sie sich vielleicht aus den Augen verloren.«
    Jenny lacht. »Und dann heiratet sie den da.« Sie zeigt auf ein pausbackiges Baby im Bett nebenan. Friedrich-Georg.
    »Genau«, albere ich mit. »Weil er so gemütlich ist. Und so knallrot, wie er aussieht, wird er es im Bahnbeamtenmetier sicher sehr weit bringen.«
    »Und dann, noch zwanzig Jahre später, treffen sie sich wieder«, spinnt Isa weiter. »Aber dann ist es zu spät.«
    »Wieso?« Jenny mag keine traurigen Geschichten. »Kira kann sich doch scheiden lassen. Sie und Bengt sind nun mal füreinander bestimmt!«
    »Wenn wir es ihnen doch jetzt schon sagen könnten«, lächelt Isa. Ja, wir könnten allen dreien viel ersparen. »Er ist der Richtige, Kira, lass dich nicht verunsichern«, flüstere ich dem winzigen, schlafenden Mädchen zu.
    In diesem Moment erwacht Friedrich-Georg, der zukünftige Bahnbeamte im gehobenen Dienst und Vernunfts-Zwischen-Ehemann von Kira, und beginnt, wie am Spieß zu brüllen. Zehn Sekunden später steht eine Schwester in der Tür. Sie fragt, was wir hier zu suchen haben. Isa entschuldigt sich. Doch bevor die Schwester Friedrich-Georg beruhigen kann, hat der Bahnvorsteher in spe fast all seine Kumpels geweckt. Die Schwester wird jetzt richtig sauer und faucht uns an, ob wir sicher sind, dass so ein hirnfordernder Job das Richtige für uns ist und ob wir wüssten, wie viel Arbeit wir ihr mit unserem Besuch gemacht haben – dabei hatte sie sich gerade mal eine Minute hingelegt.
    »Und ich steh im Halteverbot!«, jammert Jenny plötzlich mitten in die Schimpfkanonade der Schwester. Die nervöseKinderschwester versteht natürlich nicht, warum wir daraufhin in unaufhaltbares Gekicher

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