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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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ausbrechen, aber wir müssen noch in der S-Bahn immer wieder loslachen.
    Zu Hause verschwinden meine beiden Freundinnen in Liebesangelegenheiten; Jenny wird von Felix ausgeführt und Isa verbarrikadiert sich hinter ihrem Computer, um Tom im allabendlichen Skype-Telefonat von ihrem ersten Arbeitstag zu berichten. Ich bleibe in der Küche sitzen und führe mir – Vorsatz ist Vorsatz – das erste Buch von dem Gynäkologielehrbücherstapel zu Gemüte, den ich am Ende des Tertials abgearbeitet haben möchte. Von der Straße herauf dröhnt das Grollen von Felix’ Motorrad. Ich weiß, wie begeistert Jenny sich jetzt an ihn klammert, während sie durch Berlin brausen. Aus dem Nebenzimmer tönt Isas Stimme, ich höre sie lachen, das wird ein langes Gespräch. Und meine einzige Gesellschaft ist das Kapitel »Notfallsituationen in der Gynäkologie«. Ich werde es vor Isa und Jenny sicher nicht zugeben, aber ich bin definitiv ein bisschen neidisch auf die beiden.

T ja, wer zu spät kommt …«, begrüßt mich Schwester Evelyn am nächsten Morgen mit bedauerndem Halblächeln. Ich sehe zur Uhr – was meint sie? Es ist Punkt acht! Jenny, die sich meist nur dann angegriffen fühlt, wenn sie nicht gemeint war, schnaubt die Schwester an. Doch es stellt sich heraus, dass ich nicht zur Arbeit zu spät komme, sondern zu Frau Perkins’ Entbindung.
    Heute Morgen gegen vier Uhr hat es angefangen, sie ist bereits seit fast vier Stunden im Kreißsaal. Oh Mann! Gibt es eine Chance, dass ich noch dabei sein darf?
    Evelyn zuckt die Schultern, das kann sie nicht entscheiden. Ich eile auf die Station und finde Pflegedienstleiterin Kathi. Die Mitteilung, dass ich gern in den Kreißsaal ginge, Evelyn aber leider keine Entscheidungsgewalt darüber hat, ist genau die richtige Taktik.
    »Geh ruhig«, sagt sie gönnerhaft. »Schließlich sollt ihr hier auch was lernen.« Ich muss nur versprechen, zur Visite wieder da zu sein. Die Allmacht, mich davon auszunehmen, scheint auch Kathi nicht zu haben. Ich bedanke mich und stürze Richtung Kreißsaal 3.
    »Moment«, bremst die Gedankenstimme meinen Eilflug über den Flur. »Willst du das wirklich? Bist du schon bereit dafür?«
    Aber ja! Deshalb bin ich doch hier! Trotzdem muss ich einen Augenblick Luft holen. Ich erinnere mich an meine erste OP-Erfahrung im letzten Tertial. Das wollte ich auch so unbedingt,doch dann hat mich der Unterschied zwischen theoretischer Vorbereitung und Selbst-Hand-Anlegen umgehauen: Ich bin am OP-Tisch zusammengeklappt wie eine dieser Spielzeug-Drückfiguren aus Holz.
    Mann, Lena, du wolltest doch damit aufhören! Wenn deine Grübelei noch eine Minute länger dauert, ist die Geburt vorbei! Also die Zweifel abschütteln und los!
    An meiner kurzen Besorgtheitspause liegt es sicher nicht, aber heute erlebe ich noch keine Geburt. Als ich Kreißsaal 3 erreiche, ertönt von drinnen Babygeschrei.
    Frau Perkins erkennt mich und lächelt mir schwach zu, als ich die Tür öffne. Neben ihr sitzt der Schreimann und hält zum ersten Mal den Mund. Ich frage höflich, ob ich eintreten darf und kann meinen Blick dabei nicht eine Sekunde von dem winzigen Mädchen lassen, das ich gestern noch auf einem Ultraschallbild gesehen habe.
    Ein Kinderarzt führt soeben den APGAR-Test durch, den ersten medizinischen Check nach der Geburt. Herzschlag, Hautfarbe, Atmung und Muskulatur werden untersucht und die Reflexe überprüft. Und zwar in der 1., 5. und 10. Lebensminute. Die Kleine schreit kräftig, sieht vorbildlich baby-rosig aus und zappelt mit Armen und Beinen. Ich bin zum ersten Mal live bei so einer Untersuchung dabei, doch ich glaube, sie wird eine ziemlich gute Bewertung bekommen.
    Der Kinderarzt bemerkt mich und winkt mich heran. Ich darf zusehen, wie er das Baby untersucht. »Alles dran, alles gesund, nichts gebrochen«, meint er zufrieden. Ich weiß, dass manche Babys während der Geburt einen Schlüsselbeinbruch erleiden, Baby Perkins aber hat Glück gehabt. »Nur noch messen, dann kannst du zu Mama«, sagt der Kinderarzt in vollkommen sachlichem Ton, als spräche er mit einer mindestens Achtjährigen. Das Baby holt hektisch Luft, nur um danach noch heftiger loszuschreien. Der Arzt lächelt mich an.
    »Wollen Sie auch mal?« (Was? Kinder kriegen? Laut schreien?) Er hält mir ein kleines weißes Maßband hin und meint offenbaretwas anderes. Na klar, wir müssen die Kleine wiegen und Körperlänge und Kopfumfang messen.
    Zaghaft lege ich das Maßband an, ich habe fast Scheu, das

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