Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
Gesicht.
»Na?«, fragt er, während er an unseren Tisch tritt, »haben Ihre Freundinnen Sie schon ausreichend getröstet oder fehlt noch ein bisschen Schokopudding zu Ihrer Rekonvaleszenz?«
Jenny entgegnet aufgebracht, dass Schokopudding zwar etwas Feines sei, es aber besser wäre, jemand würde Isas missgünstige Kollegen mal dorthin treten, wo der Kittel spannt.
Isa wird rot, doch Dr. Gode lacht. »So etwas tun Sie nicht, oder?«, zwinkert er Isa zu. »Sie schlagen die mit bloßem Können.«
»Ich versuch’s«, entgegnet Isa piepsig. Dr. Gode nickt, grüßt und schlendert weiter. Jenny und ich sind uns einig, dass es auf jeden Fall ein Gewinn für Isa ist, wenigstens den fröhlichen Stationsarzt auf ihrer Seite zu wissen. »Aber er hat recht«, flüstert Isa und ihr Ton entlarvt ihre entschlossenen Worte. »Ich muss es denen zeigen! Die hören nur auf, wenn ich entweder von nun an immer versage – oder wenn ich ihnen ganz deutlich beweise, warum ich mir die OPs verdient habe.«
»Ich rate dringend zum Zweiten«, sage ich und drücke ihre Hand fest. »Das Erste wäre irgendwie nur eine halb gute Ausgangsposition für eine Chirurgenkarriere.« Isa nickt tapfer.
»Nur eins musst du noch lernen«, grinst Jenny unsere schüchterne Freundin an. »Wenn jemand einem Schokopudding anbietet, sagt man nicht Nein.«
Isa findet, es sei unangemessen, sich von einem Stationsarzt Pudding kaufen zu lassen, auch wenn er es nur nett meint. »Erstens erweckt das noch mehr den Anschein von Bevorzugung«,erklärt sie, »und zweitens bin ich verlobt!« Jenny behauptet, essbare Geschenke von anderen Männern dürften auch Verlobte jederzeit annehmen, weil Pudding manchmal lebensnotwendig sei und die Beweise ja auch sofort vernichtet würden, aber die Erwähnung ihrer Verlobung hat Isa dazu gebracht, ihren Ringfinger anzusehen und sofort hellt sich ihre Stimmung sichtbar auf. »Was können die mir schon alle?!« Sie lächelt zum ersten Mal. »Ich hab Tom.«
Der Rest der Pause vergeht fröhlicher, denn Isa kündigt uns den Besuch ihres Liebsten für das kommende Wochenende an, breitet ihre Unternehmungspläne vor uns aus und wird dadurch etwas von der blöden Visite abgelenkt. Leider hält Jenny es für nötig, Isa noch einmal zu erzählen, dass sie gestern Abend den perfekten »Kandidaten« für mich entdeckt hat.
Schon beim Frühstück konnte sie nicht damit an sich halten; ich musste noch mal deutlich erklären, dass Alex zwar nett sei, ich aber nicht auf der Suche bin.
Isa versteht das und springt mir bei. »Das ist doch noch viel zu früh«, bremst sie Jenny. Zwar ist das nicht ganz, was ich gemeint habe – meine momentane Sehnsucht fühlt sich nicht an, als könnte sie in einem oder fünf Jahren durch die Suche nach einem neuen Freund behoben werden –, aber wenigstens hört Jenny auf, zum dritten Mal Alex’ gesammelte Vorzüge aufzuzählen, als müsste sie ihn auf Ebay verkaufen.
Die Pause ist um, wir müssen zurück. Isa steht auf, zieht ihren Kittel glatt und atmet tief aus. Es tut mir wirklich leid, dass sie nun wieder allein in den eiskalten Wind der Chirurgiestation zurückmuss. »Wenn es ganz doof ist«, sage ich leise, »denk dran, dass wir dich immer toll finden und wissen, was du kannst.« Isa lächelt dankbar und geht.
Jenny vernichtet den letzten Rest von Isas scharfem Extra-Essen – und offenbar führt die Selbstbewusstseinssuppe bei meiner ohnehin schon so lebensfrohen Freundin zu einer Überdosis. »Ich hab eine Spitzenidee«, flüstert sie plötzlich begeistert. »Die werden sich noch umgucken!«
Ich ahne Schlimmes, ich kenne dieses hintersinnige Lächeln, aber Jenny schüttelt energisch den Kopf, als ich nachfrage. »Ich sag’s dir lieber nicht«, lacht sie, »du würdest es mir garantiert ausreden.« Ich erkenne an ihrem konzentrierten Nach-innen-Grinsen, dass sie mit ihren Gedanken schon ganz weit weg ist, und kann nur hoffen, dass ihr Plan nicht mal wieder einer von der Sorte ist, bei der sie hinterher um ihren Job fürchten muss.
Auf der Station bittet mich Dr. Seidler im Vorbeigehen, ein paar Entlassungsbriefe abzuarbeiten. Ich verbringe den kompletten Nachmittag im Arztraum und versuche, aus den Aufzeichnungen über Patienten, die ich gar nicht kenne, zumutbare Briefe für ihre Hausärzte oder Gynäkologen zu formulieren. Heimlich beneide ich meine Mit-PJler, die jetzt am Patienten statt am Computer arbeiten dürfen. Es sind nur noch drei Briefe übrig, als ich – im Überschwang
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