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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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noch rechtzeitig von Evelyn, dass Frau Frisch auf die Frühchenstation gebracht wurde, und erreiche sie genau in dem Augenblick, als der Kleine seiner Mutter auf den Bauch gelegt wird. Frau Frisch hält ihr Pünktchen ganz zärtlich und so vorsichtig, als könnte sie ihn zerbrechen. Zu den beiden herantreten darf ich nicht, der Winzling soll nicht durch zu viel Trubel beunruhigt werden und das Infektionsrisiko ist so hoch, dass ihm niemand unnötig zu nahe kommen darf. Aber ich beobachte die Szene aus einiger Entfernung und bin auch auf drei MeterAbstand so gerührt, dass sich der Kloß in meinem Hals erst beim dritten Räuspern wegschlucken lässt.
    »Wie haben Sie es denn mit den Therapeuten geregelt?«, fragt Dr. Seidler im Vorbeigehen, als ich mich in den Feierabend verabschiede. Ich gebe mich locker.
    »Kann sein, dass Frau Marcheskowa und ich keine besten Freundinnen werden«, sage ich, »aber Frau Rühlemann wird jetzt von Randy betreut.«
    »Es ist ja auch nicht das vordringlichste Ziel Ihrer Arbeit hier, sich die ganze Belegschaft zu Freunden zu machen«, ist Dr. Seidlers Entgegnung. Das ist sicher nett gemeint, sie will mich beruhigen.
    Ist es albern, dass ich das doch möchte? Nun ja, auf jeden Fall ist es illusorisch. Ich wünsche mir lauter unrealistische Dinge: Harmonie mit allen Kollegen, Patienten voller Zutrauen, deren Probleme ich lindern kann, ohne ihnen wehzutun … (Eine Puppenklinik vielleicht, Lena? Bärchen die Wolle im Bäuchlein festnähen?)
    Ja, man könnte es leichter haben. Wenn man sich damit abfindet, dass man immer Kollegen gegen sich aufbringen wird, wenn man sich durchsetzen muss, und dass man nicht allen helfen, nicht immer für alle da sein kann. Das Problem ist nur: So will ich nicht sein!

I sa hat definitiv ein Problem. Zum Feierabend warten wir vergeblich auf sie. Als wir beschließen, sie auf der Chirurgie abzuholen, sieht sie uns bedauernd an und erklärt, sie könne leider noch nicht Schluss machen.
    »Ich muss noch ein bisschen Schreibkram erledigen«, sagt sie und sieht uns dabei nicht an. Alles klar. Sie kann nicht Feierabend machen, solange ihre Kollegen Straf-Stunden abreißen.
    »Schätzchen, DU bist nicht zur Strafarbeit eingeteilt«, ermahnt Jenny. »Du hast an ihrem Fehltag ganz allein gearbeitet.«
    Isa verzieht das Gesicht. »Aber sonst hassen sie mich erst richtig …«, flüstert sie. Na toll. Dann haben wir mit unserer Falle also nur dafür gesorgt, dass Isa nun noch mehr schuften muss …
    Während Jenny sich noch heftig für die demonstrative, rücksichtslose Ausnutzung des Feierabends ausspricht, öffnet sich die Tür zum Arztraum und Dr. Gode tritt zu uns auf den Flur. Der Stationsarzt und Sonnyboy der Chirurgie hat unsere Diskussion gehört. Er entschuldigt sich nicht mal, dass er sich einmischt.
    »Wie immer diese Sache zustande gekommen sein mag«, sagt er zu Isa und ich habe das Gefühl, dass er dabei sehr bemüht an Jenny vorbeisieht, »Sie sind nicht unbedingt der Gewinner, wenn Sie sie für sich ausnutzen.«
    Angesichts seiner Entschiedenheit – und seines beunruhigend wissenden Seitenblicks – verpufft Jennys Argumentation. Doch Dr. Gode hat auch eine Lösung. »Bleiben Sie noch«, lächelt er Isa an, »und arbeiten Sie einfach noch eine halbe Stunde für mich.«
    Wir bringen es nicht fertig, ohne Isa nach Hause zu fahren, die ja irgendwie unseretwegen nachsitzen muss. Aber so schuldig, dass wir deswegen auch Überstunden ableisten wollen, fühlen wir uns nun doch nicht. Stattdessen beschließen wir, die halbe Stunde bei Ruben in der gemütlichen, abendlich-leeren Cafeteria zu verbummeln.
    Ruben findet es sehr fair, dass wir auf Isa warten. Und nur angemessen. (Jennys vorwurfsvoller Blick ist ungerechtfertigt – sie weiß doch, dass es vor Ruben einfach keine Geheimnisse gibt!) Aber er macht uns keine Vorwürfe, sondern verfüttert im Gegenteil sogar ein himmlisches frisch gebackenes Tomatenbrot an uns. Er findet offenbar, dass wir mit unserem schlechten Gewissen gestraft genug sind.
    Eigentlich ist diese Zwangspause ein Glückstreffer. Wie lange habe ich nicht mehr in Ruhe mit Ruben geplaudert?! »Wie läuft’s in der Liebe?«, frage ich, während ich das dampfende Brot zerreiße.
    Seit ein paar Monaten führt Ruben eine Beziehung mit einer Zirkusartistin. Am Anfang konnte ich die Geschichten von seiner Feuerschluckerin gar nicht recht glauben – doch inzwischen scheint mir eine schillernde, tollkühne Zirkus-Fee die einzig

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